Die vorläufige bundesrechtliche Umsetzung eidgenössischer Volksinitiativen auf dem Verordnungsweg: Phänomen, Grundsätze und Gefahren

  • Autore: Karl-Marc Wyss
  • Categoria di articoli: Contributi scientifici
  • Citazione: Karl-Marc Wyss, Die vorläufige bundesrechtliche Umsetzung eidgenössischer Volksinitiativen auf dem Verordnungsweg: Phänomen, Grundsätze und Gefahren, in: LeGes 30 (2019) 3
Letzthin kamen vermehrt eidgenössische Volksinitiativen zur Abstimmung, die den Bundesrat ermächtigen und verpflichten, das Initiativbegehren einstweilen auf Verordnungsstufe umzusetzen. Bis anhin überführten Volk und Stände vier derartige Initiativen in die Verfassung (z. B. die Zweitwohnungs- oder die Masseneinwanderungsinitiative). Der Beitrag ordnet dieses Phänomen staatsorganisationsrechtlich ein und zeigt auf, inwiefern die vorläufige Umsetzung den Erlass von Ausführungsnormen beschleunigt, den Bundesrat zum Ersatzgesetzgeber macht und damit letztlich die Volks- und Ständerechte schwächt.

Inhaltsverzeichnis

  • I. Einleitung
  • II. Vorläufige Umsetzung der Volksinitiative (Definition)
  • III. Vorgabe zur vorläufigen Umsetzung (Verfassungsgrundlage)
  • 1. Kriterien einer Vorgabe zur vorläufigen Umsetzung
  • 2. Vorkommen in Initiativtexten und der Verfassung
  • 3. Entstehung der Verfassungsgrundlage
  • 3.1. Ausgestaltung im Ermessen der Initianten und Initiantinnen
  • 3.2. Schranken der Verfassungsgebung unproblematisch
  • 3.3. Keine Besonderheiten im Verfahren auf Verfassungsteilrevision
  • 4. Auftrag zur vorläufigen Umsetzung
  • 4.1. Vorbemerkung zum Verfassungsauftrag zur Gesetzgebung (Normalfall)
  • 4.2. Echter Verfassungsauftrag zur Verordnungsgebung (Spezialfall)
  • 4.2.1. Einfach bedingte Vorgabe
  • 4.2.2. Doppelt bedingte Vorgabe
  • 4.2.3. Beschränkte Geltungsdauer
  • 4.3. Ermittlung (Verfassungsauslegung)
  • 4.4. Verhältnis zum Gesetzesvorbehalt
  • 4.4.1. Allgemeiner Gesetzesvorbehalt
  • 4.4.2. Unausweichliche Normkonflikte
  • 4.4.3. Vorrangfrage im Normkonflikt
  • 4.4.4. Mögliche Schranke im Einzelfall und die Folgen
  • 5. Mögliche Beweggründe der Initianten und Initiantinnen für eine vorläufige Umsetzung
  • IV. Vorläufige Umsetzung (Verordnungsrecht)
  • 1. Bisherige Anwendungsfälle (inkl. Übersichtsgrafik)
  • 2. Rechtliche Qualifikation des vorläufigen Verordnungsrechts
  • 2.1. Vorbemerkung zu den verschiedenen Erlassformen der Umsetzung (Ausführungsrecht) und zum Streit um Artikel 182 Absatz 2 BV
  • 2.2. Selbstständiges bundesrätliches Sachverordnungsrecht
  • 2.3. Spezialfall der Zweitwohnungsverordnung vom 22. August 2012
  • 3. Verordnungsgebungsverfahren: Theorie und Praxis
  • 3.1. Ablauf der Verordnungsgebung
  • 3.2. Im Vergleich zum Gesetzgebungsverfahren
  • 3.2.1. Selbstständige Verordnungen und das verwaltungsinterne Verfahren
  • 3.2.2. Staatsorganisationsrechtliche Unterschiede und Folgen
  • 3.2.3. Schranken der bundesrätlichen Gestaltungsmöglichkeit
  • 4. Rechtsschutz
  • V. Wirkung und Gefahren
  • 1. Verlagerung der Rechtsetzungskompetenz: Bundesrat als Ersatzgesetzgeber
  • 2. Lange Geltungsdauer, Verfassungsgerichtsbarkeit und Präjudizierungsgefahr
  • 3. Mögliche Probleme bei einer Referendumsabstimmung
  • VI. Schlussfolgerungen
  • 1. Prognose: Wird die vorläufige Umsetzung zum Normalfall?
  • 2. Mögliche Schranken der vorläufigen Umsetzung
  • 3. Verwaltungsperspektive und mögliche Verbesserungsansätze
  • 4. Schlusswort
  • VII. Literaturverzeichnis