Jusletter IT

Rechtsdatenbanken in Österreich – die aktuelle Situation

  • Author: Dietmar Jahnel
  • Category: Short Articles
  • Region: Austria
  • Field of law: Legal information and e-publishing
  • Collection: Conference proceedings IRIS 2011
  • Citation: Dietmar Jahnel, Rechtsdatenbanken in Österreich – die aktuelle Situation, in: Jusletter IT 24 February 2011
Die aktuelle Entwicklung bei den Rechtsdatenbanken geht in die Richtung, dass die relevanten Inhalte immer mehr in eigenen Verlagsdatenbanken angeboten werden. Daneben hat sich – von vielen unbemerkt – ein starker Trend zur Publikation abseits der Fachzeitschriften in Handbüchern, Jahrbüchern, Sammelbänden und Festschriften ergeben. Was dies für eine vollständige Recherche nach juristischer Fachliteratur bedeutet wird in diesem Beitrag besprochen. Weiters wird analysiert, was genau mit RDB, RIDA, LexisNexis Online und Lindeonline gefunden werden kann bzw. welche Publikationen in den einzelnen Systemen im Volltext enthalten sind.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Einleitung
  • 2. Juristische Fachliteratur in den Publikationsmedien
  • 3. Suchmöglichkeiten nach juristischer Fachliteratur
  • 3.1. Fachliteratur in den einzelnen Rechtsdatenbanken
  • 3.2. Suchbarkeit der juristischen Fachliteratur
  • 3.3. Verfügbarkeit der juristischen Fachliteratur
  • 4. Fazit

1.

Einleitung ^

[1]
Der Trend, juristische Fachliteratur in eigenen Verlagsdatenbanken online zur Verfügung zu stellen, nimmt weiter zu. Nachdem es bereits im Jahr 2006 zur Trennung von RDB und LexisNexis Online gekommen ist, wurde mit 1. Januar 2011 – von Vielen noch unbemerkt – der nächste Schritt in diese Richtung umgesetzt: Mit diesem Datum wurden die Volltexte der Fachzeitschriften «Steuer- und Wirtschaftskartei» (SWK), «Steuern und Wirtschaft International» (SWI), «PV-Info» und «UFSjournal» aus der RDB entfernt. Die Volltexte dieser Publikationen stehen damit ausschließlich auf dem neuen verlagseigenen Steuer-Fachportal Lindeonline (http://www.lindeonline.at ) zur Verfügung.1
[2]
Daraus ergibt sich für die Rechtsinformation die nicht sehr erfreuliche Situation, dass die Zersplitterung der Datenbanken mit dem Trend zu mehreren Plattformen mit jeweils verlagseigenen Produkten weiter zugenommen hat. Die Situation ist nunmehr recht unübersichtlich und es stellen sich bei der Suche nach juristischer Fachliteratur folgende Fragen:
  • Wie soll man bei der Suche nach juristischer Aufsatzliteratur vorgehen, um eine vollständige Recherche zu gewährleisten?

  • In welchen Rechtsdatenbanken sind die Volltexte welcher Publikationen enthalten?
[3]
Dazu kommt ein zweiter Trend, der vor ca fünf Jahren eingesetzt hat und ungebremst fortschreitet: Zunehmend wird juristische Fachliteratur nicht mehr schwerpunktmäßig in den zahlreichen Fachzeitschriften publiziert, sondern außerhalb davon in Handbüchern, Jahrbüchern, Tagungsbänden, Festschriften und sonstigen Sammelwerken.

2.

Juristische Fachliteratur in den Publikationsmedien ^

[4]
Will man die Zahlen der rechtlichen Fachbeiträge, die in den einzelnen Kategorien von Medien veröffentlicht werden, eruieren, ist zunächst zu fragen, was in diesem Zusammenhang unter dem Begriff «juristische Fachliteratur» verstanden werden soll. Neben den juristischen Fachbüchern sollen in die folgende Zählung nur «Aufsätze» einfließen, die von einem Autor gefertigt sind und einen gewissen Mindestumfang aufweisen.2 Nicht mitgezählt werden daher Kurzinformationen, die gar nicht oder nur mit Initialen gezeichnet sind, redaktionelle Beiträge und Editorials. Dasselbe gilt für Entscheidungsbesprechungen, die ja kein selbständiges Literaturdokument darstellen. Weiters werden Übersichten über neue Gesetze und Gesetzesänderungen nur ein Mal gezählt, auch wenn im Printmedium bzw. in der Datenbank mehrere Nummern für die Information über jede einzelne Novellierung vergeben werden, wie dies etwa bei den Gesetzgebungsinformationen in den Zeitschriften RdM, RdU oder ZVR der Fall ist.
[5]
Schließlich ist noch festzuhalten, dass die Kategorie der Kommentarliteratur in diesem Beitrag nicht berücksichtigt wird. Wegen ihres speziellen Aufbaus muss der Vergleich der elektronischen Kommentare in den verschiedenen Rechtdatenbanken einer gesonderten Untersuchung vorbehalten bleiben.
[6]

Für das Jahr 2009 ergibt sich folgende Verteilung der juristischen Fachliteratur (Aufsätze und Monografien) auf die verschiedenen Publikationsformen:

Fachzeitschriften Sammelbände etc Monografien Gesamt
ca. 3.500 ca. 1.500 ca. 500 ca.5.500

[7]
Berücksichtigt man dabei die Länge der Beiträge in Zeichen, so ist zu bedenken, dass in den Fachzeitschriften vermehrt kürzere Beiträge publiziert werden, während in Handbüchern, Jahrbüchern und Festschriften tendenziell eine vertiefende Behandlung der Themen erfolgt. Nimmt man noch die Monografien dazu, wurde an gedruckten Zeichen im Jahr 2009 beinahe die Hälfte der juristischen Fachpublikationen außerhalb der gängigen Fachzeitschriften veröffentlicht!

3.

Suchmöglichkeiten nach juristischer Fachliteratur ^

3.1.

Fachliteratur in den einzelnen Rechtsdatenbanken ^

[8]
Aufgrund der eingangs beschriebenen Zersplitterung der Datenbanklandschaft in Österreich ist es recht kompliziert, die Inhalte der einzelnen Rechtdatenbanken zu beschreiben. Im Folgenden wird eine etwas verallgemeinernde Gruppierung der Inhalte vorgenommen, um ein überschaubares Ergebnis zu erzielen. Für die Einzelheiten kann hier nur auf die Inhaltsübersichten der einzelnen Datenbankbetreiber auf den jeweiligen Internetseiten verwiesen werden.

RDB : Enthalten sind im Volltext die Zeitschriften von Manz, Springer, Verlag Österreich etc. (insgesamt ca. 30 Verlage). Ein Suchindex wird zu den Zeitschriften von LexisNexis und Linde erstellt.

LexisNexis Online : Enthalten sind im Volltext die Zeitschriften von LexisNexis, Springer etc. (ca. 10 Verlage). Ein Suchindex wird zu den Zeitschriften von Manz, Linde, Verlag Österreich u.a. erstellt.

RIDA Online-Bibliothek : Enthalten sind im Volltext die Zeitschriften von Springer, Verlag Österreich etc. sowie zahlreiche Handbücher, Jahrbücher, Festschriften etc. von ca. 15 Verlagen. Ein Suchindex wird zu sämtlichen Publikationen aller Fachverlage erstellt.

Lindeonline : Enthalten sind im Volltext die meisten Zeitschriften des Linde-Verlags. Ein Suchindex wird zurzeit nicht erstellt.

3.2.

Suchbarkeit der juristischen Fachliteratur ^

[9]
Für die Frage, in welcher Rechtsdatenbank wie viele der ca. 5.500 im Jahr 2009 publizierten juristischen Aufsätze in etwa gefunden werden können, bedeutet dies:

RIDA : alle 5.500
RDB : ca. 3.500
LexisNexis Online : ca. 3.500
Lindeonline : ca. 900
[10]
Diese Zahlen setzen sich aus der Anzahl der in den jeweiligen Systemen enthaltenen Volltextdokumente plus der Anzahl der über den jeweiligen Suchindex auffindbaren Literaturfundstellen zusammen.

3.3.

Verfügbarkeit der juristischen Fachliteratur ^

[11]
Wie viele der ca. 5.500 im Jahr 2009 publizierten juristischen Aufsätze in den einzelnen Rechtsdatenbanken auch im Volltext verfügbar ist, ist nicht ganz leicht eruierbar, weil der oben definierte Begriff des «Aufsatzes» nicht vollständig mit den entsprechenden Einstellungen «Literatur» bei RDB und RIDA korrespondiert. Wählt man bei LexisNexis Online die Checkbox «Fachzeitschriften», so werden neben der Aufsatzliteratur auch die Entscheidungen mit angezeigt, die in den Fachzeitschriften enthalten sind.
[12]
Die Zahlen der in den verschiedenen Rechtsdatenbanken abrufbaren Volltexte an Aufsatzliteratur wurde daher in einem Annäherungsverfahren durch eine Addition der ungefähren Anzahl an «echten» Aufsätzen in den einzelnen Fachzeitschriften im Jahr 2009 ermittelt. Dabei ergibt sich folgendes Bild:

RDB : ca. 2.000 (alles Zeitschriftenbeiträge)
RIDA Online-Bibliothek : ca. 1.400 (700 Zeitschriftenbeiträge und 700 Beiträge aus Sammelwerken)
LexisNexis Online : ca 1.000 (900 Zeitschriftenbeiträge und etwa 100 Beiträge aus Sammelwerken)
Lindeonline : ca. 900 (ca. 800 Zeitschriftenbeiträge und etwa 100 Beiträge aus Sammelwerken)

4.

Fazit ^

[13]
Wegen des zunehmenden Trends, juristische Aufsätze außerhalb der gängigen Fachzeitschriften in verschiedenen Formen von Sammelbänden zu veröffentlichen, liefert einzig eine Recherche mit RIDA eine vollständige Information über die gesamte juristische Fachliteratur und ist daher für jede juristische Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch unverzichtbar.
[14]
Augrund der Zersplitterung der Rechtsdatenbanken sind die Volltexte der Aufsatzliteratur, soweit sie elektronisch verfügbar sind, über die verschiedenen Systeme zerstreut. Dabei ist die RDB noch immer die größte Bibliothek an Aufsätzen aus der juristischen Fachliteratur. LexisNexis Online und Lindeonline bieten jeweils zahlreiche (komplementäre) Aufsatzdokumente zum Steuerrecht. Die RIDA Online-Bibliothek schließlich enthält die größte elektronische Sammlung an Beiträgen aus verschiedenen Sammelwerken.



Dietmar Jahnel, Ao. Univ.-Prof., Universität Salzburg, Fachbereich Öffentliche Recht, Kapitelgasse 5-7, 5020 Salzburg, AT,Dietmar.Jahnel@sbg.ac.at , www.uni-salzburg.at/vvr/jahnel


  1. 1 Vgl. dazuJahnel/Mader, Lindeonline – eine neue steuerrechtliche Datenbank, jusIT 2010/14, 29.
  2. 2 Ähnlich anerkennt die VG Wort für die Bibliothekstantiemen nur Beiträge ab einer Länge von 3000 Zeichen (2 Normseiten) vgl.https://tom.vgwort.de/Documents/pdfs/paperforms/wi_merkblatt.pdf .Kodek , 5 Jahre Zivilrecht – 5 Jahre Zak. Eine Nachlese, Zak 2010/634, 364 bezeichnet in seiner Auflistung der Inhalte der ersten fünf Jahrgänge der Zeitschrift Zak derartige Beiträge als Artikel im «Thema»-Teil.