1.
Motivation ^
Ein Beispiel aus dem österreichischen Mietrechtsgesetz (MRG) zeigt die beschriebenen Schwierigkeiten auf: «§ 6. (1) Unterläßt der Vermieter durchzuführende Erhaltungs- oder Verbesserungsarbeiten, so hat ihm das Gericht (die Gemeinde, § 39) auf Antrag die Vornahme der Arbeiten binnen angemessener, ein Jahr nicht übersteigender Frist aufzutragen. Sind darunter Arbeiten, die nach § 3 Abs. 3 Z 2 lit. a bis c vorweg durchzuführen sind, so ist die Durchführung dieser Arbeiten vorweg aufzutragen; hinsichtlich solcher Arbeiten gilt Abs. 4 nicht. Zur Antragstellung sind berechtigt
- die Gemeinde, in der das Haus gelegen ist, im eigenen Wirkungsbereich und jeder Hauptmieter des Hauses hinsichtlich der im § 3 Abs. 2 Z 1 bis 4 und 6 genannten Erhaltungsarbeiten,
- die Mehrheit der Hauptmieter – berechnet nach der Anzahl der Mietgegenstände – des Hauses hinsichtlich der im § 3 Abs. 2 Z 5 genannten Erhaltungsarbeiten und der nützlichen Verbesserungen nach Maßgabe des § 4 Abs. 1 und 2 [...]».
2.
Grundlagen ^
2.1.
Syntax und Semantik in der Modellierung ^
Eine Modellierungsmethode ist nach Karagiannis und Kühn [2002] in zwei Komponenten geteilt: die Modellierungstechnik und den Mechanismen und Algorithmen. Dabei beinhaltet die Modellierungstechnik eine Modellierungssprache, bestehend aus der Notation, Syntax und Semantik, und eine Vorgehensweise. Diese Komponenten und deren Beziehungen zueinander sind in Abbildung 1 dargestellt.
2.2.
Algorithmen zur automatischen Generierung von Modellen ^
2.3.
Das österreichische Rechtsinformationssystem ^
3.1.
Metamodell der Methode ^
3.2.
RIS-XML als Ausgangsformat ^
3.3.
Konzepte zur Satzgrenzenerkennung ^
Im Zuge der Analyse wurde zur Ermittlung der notwendigen regulären Ausdrücke für das österreichische Recht ein Beispielgesetz herangezogen. Dabei handelt es sich um das Mietrechtsgesetz (MRG). Die Analyse ergab zehn Satzmuster, welche in der folgenden Tabelle enthalten sind.
Nr. | Muster | Regulärer Ausdruck | Anzahl |
1 | kleiner Buchstabe[.] (incl. ß) | [a-zß][.] | 235 |
2 | kleiner Buchstabe[.] Leerzeichen großer Buchstabe (incl. Umlaute) | [a-zß][.] [A-ZÜÖÄ] | 214 |
3 | Zahl[.] | [1-9][.] | 8 |
4 | kleiner Buchstabe[:] (incl. ß) | [a-zß][:] | 6 |
5 | Zahl[.] Leerzeichen großer Buchstabe | [1-9][.] [A-ZÜÖÄ] | 4 |
6 | kleiner Buchstabe[.] Leerzeichen [§] | [a-zß][.] [§] | 4 |
7 | großer Buchstabe[.] Leerzeichen großer Buchstabe | [A-ZÜÖÄ][.] [A-ZÜÖÄ] | 3 |
8 | großer Buchstabe[)][.] | [A-ZÜÖÄ][)][.] | 2 |
9 | großer Buchstabe[.] | [A-ZÜÖÄ][.] | 2 |
10 | [)][.] Leerzeichen großer Buchstabe | [)][.] [A-ZÜÖÄ] | 1 |
~479 |
Tabelle 1: Ergebnisse der Satzmusteranalyse zur Identifikation von Satzgrenzen für das MRG
4.1.
Implementierung der Modellierungsmethode ^
Beim Ausführen einer Suche erhält der Benutzer eine Liste von Gesetzen angezeigt, welche sich dann automatisch mit einem Klick im Editor visualisieren lassen. Auf Basis der vorgestellten regulären Ausdrücke wurde eine automatisierte Satzmustererkennung entwickelt, die sich um die Markierung der Sätze im RIS-XML kümmert. Die automatische Generierung der Modelle erfolgt in ADOxx über den Aufruf einer jar-Datei aus ADOScript. Diese ausführbare Datei bekommt als Argument das RISXML und führt die Transformation mit Hilfe eines eigens in der Programmiersprache Java entwickelten Programms aus.
In der Abbildung ist zu sehen, dass jeder Satz im ersten Absatz des § 2 MRG als separates Modellelement dargestellt ist. Von daher sind nun auch Abfragen im Gesetzesmodell nach Sätzen möglich. Eine solche Abfrage nach Sätzen im Gesetzesmodell für § 13 MRG ergab folgendes Ergebnis:
4.2.
Evaluation ^
Für die Evaluation dienen die Ergebnisse der manuellen und automatisierten Analyse. Dabei wurde die manuelle sowie automatische Auszeichnung der Bestandteile des Gesetzes miteinander verglichen. Die folgende Tabelle zeigt eine quantitative Evaluation.
Anzahl Paragraphen | 79 |
Anzahl an manuell identifizierten Sätzen | ~ 479 |
Anzahl an manuell identifizierten Teilsätzen | ~ 261 |
Anzahl an manuell identifizierten Fragmenten | ~ 18 |
Anzahl richtig erkannter Paragraphen | 69 |
Satzmuster | 13 |
Regeln | 10 |
Bekannte Sonderfälle | 4 |
Tabelle 2: Quantitative Evaluation des MRG
Die korrekte Abdeckung und Erkennung der automatischen Satzmustererkennung lag dabei bei 87%. Der restliche Teil beinhaltete fehlerhafte Satzmarkierungen wie
- Teilsätze, die mit einem großen Buchstaben beginnen und einem Satzpunkt enden, Publicationsystem: Abschnitt Text und Bild [Rz 39]
- Abkürzungen, die nicht als solche identifiziert werden, beispielsweise «Nr. 1» oder «II. Hauptstück», Publicationsystem: Abschnitt Text und Bild [Rz 40]
- und Datumsangaben, wie 30. November.
5.
Conclusio und Ausblick ^
5.1.
Danksagung ^
6.
Literatur ^
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Bundeskanzleramt der Republik Österreich (BKA), RIS – Allgemeine Informationen, https://www.ris.bka.gv.at/UI/Info.aspx.
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