Jusletter IT

Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht

  • Authors: Mathias Eggert / Jörg Becker / Ralf Knackstedt
  • Category: Short Articles
  • Region: Germany
  • Field of law: History of legal informatics
  • Collection: Conference proceedings IRIS 2010
  • Citation: Mathias Eggert / Jörg Becker / Ralf Knackstedt, Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht, in: Jusletter IT 1 September 2010
Unterschiedliche Publikationskulturen in verschiedenen Disziplinen erschweren es, Potenziale für interdisziplinäre Forschungsprojekte auszuschöpfen. Für Forschungsfragen der Rechtsinformatik und des Informationsrechts ist es aber regelmäßig unabdingbar, Forschungsergebnisse und Forschungsaktivitäten unterschiedlicher Disziplinen, wie z.B. Rechtswissenschaften, Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik, Medizin, Verwaltungswissenschaften, Philosophie etc., zu integrieren. Der Beitrag stellt ein internetbasiertes Forschungsportal vor, das eine disziplinenübergreifende Strukturierung von Forschungsergebnissen ermöglicht und damit eine Grundlage dafür schafft, in der Rechtsinformatik und dem Informationsrecht Doppelarbeiten zu vermeiden, Forschungslücken aufzudecken und Kooperationspotenziale zu identifizieren.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Motivation
  • 2. Alternative Lösungsansätze
  • 3. Funktion und Inhalt der Forschungslandkarte
  • 4. Implementierungsplattform
  • 5. Ausblick
  • 6. Danksagung
  • 7. Literatur

1.

Motivation ^

[1]

Forschungsfragen der Rechtsinformatik und des Informationsrechts erfordern häufig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gesetzliche Regelungen, wie etwa das Datenschutzgesetz, haben direkten Einfluss auf die Gestaltung und Nutzung von Informationssystemen. Die rechtliche Beurteilung neuer Informationstechnologien erfordert neben dem juristischen auch den Sachverstand des Informatikers. Die Einbindung der rechtlichen Expertise in den Entwicklungsprozess von Informationssystemen adressiert typische Fragestellungen der Wirtschaftsinformatik. Die Grenzen der formalen Transformierbarkeit von Rechtvorschriften in Algorithmen fordert das Forschungsinteresse von Mathematikern heraus. Gerade im Bereich der softwaretechnischen Unterstützung von Prozessen in Krankenhäusern gilt es eine Vielzahl Fragen aus datenschutzrechtlicher Sicht in Zusammenarbeit mit den handelnden Medizinern zu klären. Die hohe Regelungsdichte, die für Verwaltungsprozesse prägend ist, legt es nahe bei der technischen Einführung prozesssteuernder Workflow-Management-Systeme Informatik, Rechtswissenschaft und Verwaltungswissenschaften eng miteinander zu verzahnen. Darüber hinaus wirft der Einsatz der Informationstechnologie Fragen nach der Gerechtigkeit der Verteilung von Information aber auch des mit der Technik verbundenen Risikos auf, weshalb auch die Philosophie – neben weiteren – zu den Disziplinen gehört, die Bezüge zur Rechtsinformatik und zum Informationsrecht aufweist.

[2]

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit an Fragestellungen der Rechtsinformatik und des Informationsrechts wird dadurch herausgefordert, dass die zu beteiligenden Disziplinen jeweils über divergierende Forschungs- und Publikationskulturen verfügen. Jede Disziplin nutzt eigene Publikationskanäle, wie Fachzeitschriften und spezielle Konferenzen, für die Publikation von Forschungsergebnissen. Dies führt mit unter dazu, dass Forschungsergebnisse einer Disziplin nur einem begrenzten wissenschaftlichen Auditorium bekannt werden. Die disziplinenübergreifende Intransparenz kann dazu führen, dass ähnliche Forschungsprojekte in verschiedenen Disziplinen durchgeführt werden, ohne dass die Beteiligten voneinander erfahren und nicht notwendige Doppelarbeiten leisten, was einem schnellerem Wissensfortschritt im Wege steht. Der fehlende disziplinenübergreifende Überblick über angestrebte bzw. erzielte Forschungsergebnisse in der Rechtsinformatik und im Informationsrecht macht es zudem schwierig, Forschungslücken zu identifizieren, die von Forschungsförderungsmaßnahmen gegebenenfalls gezielt adressiert werden könnten. Wenn potentielle Kooperationspartner von ihrer gegenseitigen Existenz keine Kenntnis erlangen, bleiben zudem Synergiepotentiale unentdeckt, wodurch die Forschung zusätzlich behindert wird.

[3]

Der Beitrag stellt mit derForschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht einen Ansatz vor, der eine strukturierte Übersicht der Forschungsergebnisse verschiedenster Disziplinen zur Verfügung stellt, um in der Rechtsinformatik und im Informationsrecht Doppelarbeiten vermeidbar, Forschungslücken aufdeckbar und Kooperationspotenziale identifizierbar zu machen. Zunächst werden alternative Lösungsansätze diskutiert, die diese Zielstellung adressieren (Abschnitt 2). Der gewählte Ansatz wird ausführlich aus funktioneller und inhaltlicher Sicht vorgestellt (Abschnitt 3). Darüber hinaus wird die genutzte Implementierungsplattform beschrieben (Abschnitt 4). Ein Ausblick auf weiterführende Arbeiten schließt den Beitrag ab (Abschnitt 5).

2.

Alternative Lösungsansätze ^

[4]

Forschungsportale sind als Reaktion auf die zunehmende Spezialisierung und Arbeitsteilung in der Wissenschaft entstanden und verfolgen das Ziel, bereits vorhandene Informationen in einem Themenbereich strukturiert zugänglich zu machen. Gerade das Themenfeld der Rechtsinformatik und des Informationsrechts ist als Querschnittsdisziplin besonders auf eine gemeinsame Ergebnisgrundlage in Form eines strukturierten Verzeichnisses relevanter Forschungsergebnisse angewiesen. Forschungsportale zeichnen sich durch einen gemeinsamen Begriffsraum, strukturierte Inhalte, Individualisierung und Spezialisierung auf das Anwendungsgebiet sowie die Unterstützung der Lebenszyklen von Inhalten und des kooperativen Arbeitens aus.1 Bei den Informationen, die in einem Forschungsportal veröffentlicht werden, handelt es sich um Beschreibungen von Forschungsergebnissen in einem eingegrenzten Themenbereich.

[5]

Für den Aufbau des Datenbestands von Forschungsportalen stehen verschiedene Gestaltungsoptionen zur Auswahl. Ein Ansatz ist dabei das sogenannteMetadaten-Harvesting , welches im Kern Metadaten automatisiert sammelt, um eine Repository-übergreifende Suche zu ermöglichen. Das System geht dabei automatisiert in drei Schritten vor. Zuerst wird in einem Metadaten-Repository eine Liste aller Einträge abgerufen, welche auf die Existenz einer URL untersucht werden. Besitzt der Eintrag eine URL, die zu einem Textdokument verweist, so greift die Volltextsuche im Zieldokument. Im nächsten Schritt werden die Metainformationen, die zu einem Eintrag existieren untersucht. Je umfangreicher diese Metainformationen sind, desto genauer kann nach einem spezifischen Dokument gesucht werden. Abschließend wird die Zugehörigkeit zu bestimmten Dokumentklassifikationen abgefragt. Eine Klassifikation kann dabei z. B. der Review-Status oder die vorausgesetzte Ausbildungsstufe der Leser sein. Alle Informationen kombiniert ermöglichen eine automatisierte Suche nach relevanten Dokumenten eines Themenbereiches.2

[6]

Neben dem Aufbau eines Forschungsportals auf Basis einer automatisierten Suche von Dokumenten und Einträgen, besteht die Möglichkeit der Etablierung eines eigenensozialen Netzwerkes für eine bestimmte Domäne. «Soziale Netzwerke bezeichnen abgegrenzte Mengen von Akteuren oder Akteursgruppen (Knoten) und die Beziehungen zwischen ihnen (Kanten).»3 Für Forschungsportale sind dabei insbesondere die Dienste des Online-Anbieters Ning4 , die freie Wiki-Software Mediawiki5 sowie das Konzept des Collaborative Tagging6 interessant. Ning ist ein Anbieter, der es ermöglicht, kostenlos ein eigenes soziales Netzwerk online aufzubauen. Im Kontext eines Forschungsportals sind potentielle Mitglieder Wissenschaftler, die an dem Wissen im entsprechenden Themenbereich interessiert sind oder selber Forschungsergebnisse publizieren möchten. Ein Wiki ermöglicht es hingegen, dass unterschiedliche Benutzer über eine Web-Oberfläche Inhalte erstellen und pflegen. Der besondere Charakter eines Wikis liegt in der gegenseitigen Kontroll- und Änderungsmöglichkeit von Beiträgen. Beim Collaborative Tagging wird wiederum die nutzerseitige Anreicherung von Inhalten mit zusätzlichen Metainformationen forciert. Jeder Benutzer erhält dabei die Möglichkeit, seinen Forschungsergebnissen eigene Metainformationen hinzuzufügen.

[7]

Ein Vergleich der beiden grundsätzlichen Realisierungsstrategien zeigt, dass die Umsetzung eines Forschungsportals im Rahmen eines sozialen Netzwerks voraussetzt, dass eine gewisse Disziplin im Hinblick auf die Inhalte-Erstellung vorherrscht. Bei der Nutzung des Metadaten-Harvesting können dagegen sehr schnell sehr viele Informationen erfasst werden. Es tritt aber das Problem auf, dass in den unterschiedlichen Repositorys, die durchsucht werden, keine einheitlichen Klassifizierungsdimensionen gepflegt sind. Diese Heterogenität macht spätere Analysen der Inhalte nach standardisierten Kriterien schwer umsetzbar oder sogar unmöglich. Das im Folgenden vorgestellte Forschungsportal soll es daher einer disziplinenübergreifenden Gemeinschaft von Forschern ermöglichen, einen strukturierten Überblick über geplante und erzielte Forschungsergebnisse im Bereich der Rechtsinformatik und des Informationsrechts gemeinschaftlich aufzubauen. Auf eine weitgehende Automatisierung wird zugunsten der Chance auf die Realisierung einer qualitativ sehr hochwertigen Sammlung von Metadaten verzichtet. Diese Gestaltungsentscheidung geht allerdings mit einer Abhängigkeit von der Aktivierung der Community zur intensiven Nutzung des Forschungsportals einher.

3.

Funktion und Inhalt der Forschungslandkarte ^

[8]

Mit der Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht wurde am European Research Center for Information Systems (ERCIS) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eine über das Internet verfügbare Datenbank entwickelt, in der relevante Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Rechtsinformatik und des Informationsrechts publiziert werden können. Das Forschungsportal unterstützt folgende wesentliche Funktionen:7

  • Nutzer können zusammenfassende Beschreibungen von Forschungsergebnissen veröffentlichen. Dabei dienen die Beschreibungen als Zusammenfassung und verweisen auf das originäre Dokument bzw. die ursprüngliche Quelle.
  • Um der Schwäche einer heterogenen und dezentralen Vergabe von Klassifizierungskriterien entgegen zu wirken, stellt das Portal eine Wissensstruktur zur Verfügung, die es ermöglicht, Inhalte einheitlich zu klassifizieren.
  • Um Inhalte des Portals gezielt und schnell auffinden zu können, wird eine Suche ermöglicht, die sowohl auf Grundlage der beschreibenden Kriterien als auch durch eine Volltextsuche der Freitextfelder erfolgen kann.
  • Parallel zur Suche nach bestimmten Inhalten lassen sich Auswertungen erstellen. Dabei wird ein konzentrierter Gesamtüberblick über die dokumentierten Forschungsergebnisse erstellt. Darüber hinaus ermöglichen es die statistischen Auswertungen, interaktiv Forschungslücken zu identifizieren und mögliche Kooperationspartner aufzufinden.
  • Abschließend wird durch die Umsetzung des Wiki-Konzeptes und des Änderungsmanagements mittels automatischer Benachrichtigungen der wissenschaftliche Diskurs begleitend unterstützt.
[9]

Die vom Forschungsportal erfassten Daten gliedern sich im Wesentlichen in die drei Bereiche Organisationen, Projekte und Forschungsergebnisse:

  • EineOrganisation kann beispielsweise eine private Forschungseinrichtung oder ein universitäres Forschungsinstitut sein.
  • Jede Forschungseinrichtung bearbeitet eine Vielzahl vonProjekten , aus denen wiederum Forschungsergebnisse hervorgebracht werden.
  • Die Typen derForschungsergebnisse , die erzielt werden, divergieren in Abhängigkeit von der jeweiligen Wissenschaftsdisziplin. Deshalb wird eine Vielzahl Forschungsergebnistypen berücksichtigt, die unter anderem Aufsätze, Dissertationen, Gutachten, Handbücher/Monographien, rechtliche Kommentare, technische Umsetzungen, Modelle, Konzepte, Theorien und empirische Untersuchungen umfasst.
[10]

Um eine gezielte Auswertung der Datenbasis zu ermöglichen, werden weitere Beschreibungsdimensionen unterstützt, mit deren Ausprägungen sich insbesondere Forschungsergebnisse detailliert beschreiben lassen. Zu den wichtigsten Dimensionen (exemplarische Ausprägungen in Klammern) zählen:

  • Anwendungsbranche (branchenübergreifend, Chemie, Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Interorganisationssysteme, Öffentliche Verwaltung, etc.)
  • Anwendungsfokus (unternehmensintern, B2B, B2C, etc.)
  • Adressiertes Fachgebiet (Datensicherheit, Informationsrecht, Rechtsinformatik, etc.)
  • Praxiseinsatz (1-5, 6-10, >10 Praxiseinsätze, bisher nicht im Einsatz, etc.)
  • Realisationsgrad (Entwicklung abgeschlossen, in Entwicklung, etc.)
  • Involvierte Rechtsgebiete (Öffentliches Recht, Strafrecht, Zivilrecht, etc.)
[11]

Die Dimensionen bilden die Grundlage für mehrdimensionale statistische Auswertungen. Beispielsweise besteht die Möglichkeit der Anzeige einer geografischen Verteilung der dokumentierten Forschungseinrichtungen in Kombination mit deren Anzahl an zugewiesenen Forschungsergebnissen (vgl. Abbildung 1).

4.

Implementierungsplattform ^

[12]

Zur Realisierung des Community-basierten Forschungsportals wurde mit yourResearchPortal.com eine Infrastruktur genutzt, die speziell für die Generierung, Administration und den Betrieb von Forschungsportalen am ERCIS entwickelt wurde. Zu den administrativen Aufgaben gehört es, die themenspezifischen Beschreibungsdimensionen und ihre Ausprägungen festzulegen. Diese werden in der Regel im Rahmen von Workshops von Vertretern der jeweiligen adressierten Community erarbeitet. Gemäß den portalindividuellen Dimensionen wird im Anschluss ein spezielles Portal generiert, dessen Erscheinungsbild und Funktionalität der Portaladministrator über weitere Einstellungen zusätzlich anpassen kann. Im Rahmen des Betriebs füllen dann die Benutzer das Portal mit Einträgen, die mittels der freigeschalteten Funktionalität durchsucht und ausgewertet werden können. Auf yourResearchPortal.com werden neben der Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht unter anderen mit den Forschungslandkarten Hybride Wertschöpfung und Business Intelligence weitere Forschungsportale parallel betrieben.

[13]

YourResearchPortal.com basiert auf zwei Hauptkomponenten (vgl. Abbildung 2). Die Datenpflegekomponente umfasst Funktionalität, die für das Erstellen, Betrachten, Aktualisieren und Löschen der Portaldaten zuständig ist. Die Analysekomponente ermöglicht einen nur lesenden Zugriff, diesen jedoch nicht auf einzelne Inhalte, sondern auf die gesamte Wissensbasis eines Portals. Der Detaillierungsgrad ist hierbei variabel und verändert sich im Laufe der Navigation.

[14]

Als Datenpflegekomponente fungiert das Open-Source-Content-Management-System Drupal8 , welches modular aufgebaut ist. Zusätzlich zum für die grundlegende Funktionalität zuständigen sogenannten Core können weitere Funktionen durch die Installation verschiedener Module hinzugefügt werden. Einige Module werden vom Drupal-Entwicklungsteam zur Verfügung gestellt, wobei die Mehrheit aus der breiten Entwickler-Community von Drupal stammt. Die yourResearchPortal.com-Drupal-Komponente besteht aus aufeinander aufbauenden Modulen, die mit dem Core über offengelegte Schnittstellen kommunizieren. Deshalb ist es beispielsweise möglich, den Drupal-Core zu aktualisieren, ohne dass dabei Konsistenzprobleme auftreten. Es wurden hierbei sowohl frei verfügbare aus der Drupal-Entwickler-Community stammende Module als auch für Forschungsportale spezifische Eigenentwicklungen integriert.

[15]

Die Analysekomponente wird in yourResearchPortal.com mit Hilfe des Open-Source-OLAP-Servers Mondrian9 realisiert. Dieser ermöglicht sowohl die komfortable Durchführung quantitativer Analysen als auch ein effizientes und interaktives Navigieren durch die mehrdimensionale Wissensbasis bis hin zur Ebene der einzelnen Inhalte.

[16]

Die beiden Hauptkomponenten sind in einer webbasierten Benutzeroberfläche vollständig integriert. Sowohl die Datenpflege- als auch die Analysekomponente greifen auf die gleiche relationale MySQL-Datenbank (http://www.mysql.com) zu. Als Grundlage für das eingesetzte Datenmodell dienten ein Referenzmodell für Forschungslandkarten10 , eine Ontologie für Forschungs-Communities11 sowie der europäische Datenaustauschstandard für Forschungsinformationen CERIF12 .

[17]

Die beiden Komponenten weisen mit der Transaktionsorientierung bei Drupal und der Datenanalyseorientierung bei Mondrian unterschiedliche Ausrichtungen auf. Deshalb wurde bei der DV-technischen Umsetzung darauf geachtet, ein relationales Datenbankschema zu entwickeln, das beiden Aufgaben gerecht wird. Wichtige Herausforderung war es hierbei, das System so zu gestalten, dass Änderungen in Drupal (z. B. das Hinzufügen einer neuen Dimension oder eines neuen Wertes) von Mondrian direkt übernommen werden, ohne dass eine zusätzliche Konfiguration der Analysekomponente nötig ist. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, werden die Organisations-, Projekt-, und Forschungsergebnisdimensionen samt ihren Wertehierarchien in einer generischen Datenbanktabelle gespeichert.13

5.

Ausblick ^

[18]

Bereits jetzt enthält die Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht viele Informationen zu relevanten Organisationen in der betrachteten Domäne. Durch die Schaffung einer größeren Bekanntheit des Projekts soll die Grundlage dafür geschaffen werden, die inhaltliche Qualität der Forschungslandkarte weiter zu erhöhen, indem die Anzahl der beitragenden Institutionen vergrößert wird. Von daher ist es sehr erwünscht, neue Benutzer zu gewinnen, die sich registrieren und ihre Forschungsergebnisse im Bereich der Rechtsinformatik und des Informationsrechts beschreiben, um damit einen Beitrag zur Vollständigkeit der Forschungslandkarte zu leisten. Hierzu dient auch die Intensivierung der Kontakte zu Initiativen mit vergleichbarer Zielsetzung. Beispielsweise wird von Krebs, Mehlow und Peters an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus ebenfalls an der Erstellung einer Wissenslandkarte gearbeitet.

[19]

Mit zunehmender Vollständigkeit können die Auswertungen der Forschungslandkarte interessante Antworten auf Fragen wie die folgenden liefern:

  • Welche Organisationen welchen Typs (Unternehmen, Universitäten, Fachhochschulen etc.) betreiben aktiv Forschung auf dem Feld der Rechtsinformatik und des Informationsrechts?
  • Welche Projekte sind bereits abgeschlossen bzw. welche laufen derzeit und lassen welche Forschungsergebnisse in näherer Zukunft erwarten?
  • Vertreter welcher Disziplinen kooperieren bereits in gemeinsamen Forschungsprojekten und welche interdisziplinären Kooperationen sind derzeit noch unterrepräsentiert?
  • Welche Anwendungsbranchen werden in der Forschung adressiert und welche ggf. viel versprechenden Untersuchungsgebiete werden derzeit vernachlässigt?
  • Überwiegt eine Beschäftigung mit Fragen, welche das Recht von Privatpersonen betrifft, oder dominiert die Auseinandersetzung mit unternehmensbezogenen Problemen?
  • Unterscheidet sich die Forschungsintensität im Bereich Rechtsinformatik bzw. Informationsrecht signifikant?
  • Welche Disziplinen und speziell welche Rechtsgebiete sollten in Zukunft stärker für Fragen der Rechtsinformatik und des Informationsrechts gewonnen werden?
[20]

Neben dem kontinuierlichen Ausbau der Datenbasis der Forschungslandkarte und ihrer Auswertung bieten zusätzlich grundsätzliche Forschungsfragen zum Aufbau und Betrieb erfolgreicher Forschungsportale einen Rahmen für zukünftige Forschungsarbeiten. Zu untersuchen sind dabei die Einflussfaktoren auf die Akzeptanz eines Forschungsportals und von yourResearchPortal.com durch Portaladministratoren und -nutzern. Darüber hinaus wird ein vor allem funktionaler, systematischer Vergleich der mit yourResearchPortal.com generierten Portale mit der für Forschungsportale gültigen Common Practice bzw. Best Practice angestrebt.

6.

Danksagung ^

[21]

Dieser Beitrag wurde durch die Förderung des Projektes «FlexNet» (Flexible Informationssystemarchitekturen für hybride Wertschöpfungsnetzwerke; Förderkennzeichen 01FD0629) durch das BMBF im Rahmen des Förderprogramms «Innovationen mit Dienstleistungen» ermöglicht. Die Autoren danken dem Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für die Unterstützung.

7.

Literatur ^

Arms, W.Y., Naomi, D., Fulker D., Lagoze, C. , A case study in metadata harvesting: the NSDL, Library Hi Tech (21:2), 2003, S. 228-237.
Becker, J., Knackstedt, R., Lis, Ł., Stein, A ., Entwicklung und Anwendung eines Internetwerkzeugs zur Generierung von Forschungsportalen, in: Online-Tagungsband der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI 2010).
Cyganski, P. , Soziale Netzwerke im Web 2.0 – Chancen, Risiken und Veränderungen für Organi-sationen, in: Wertschöpfungsnetzwerke – Konzepte für das Netzwerkmanagement und Potenziale aktueller Informationstechnologien, hrsg. von: J. Becker, R. Knackstedt, D. Pfeiffer, Heidelberg, Physica, 2008, S. 305-324.
EuroCRIS , CERIF 2008 1.0 – Full Data Model, http://www.eurocris.org/ cerif/cerif-releases/cerif-2008/, Abruf am 2009-10-03.
Knackstedt, R., Lis, Ł., Stein, A., Becker, J., Barth, I. , Towards a Reference Model for Online Re-search Maps, in: Proceedings of the European Conference on Information Systems (ECIS2009), Verona, 2009.
Macgregor, G. , Collaborative tagging as a knowledge organisation and resource discovery tool, Library Review (55:5), 2006, S. 291.
Sandkuhl, K. , Wissensportale. Merkmale, Architekturen und Perspektiven, Informatik Spektrum (28:2), 2005, S. 193-201.
Sure, Y., Bloehdorn, S., Haase, P., Hartmann, J., Oberle, D. , The SWRC Ontology – Semantic Web for Research Communities, LNCS 3808, Berlin et al., 2008, S. 218-231.



ERCIS – European Research Center for Information Systems
Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Leonardo-Campus 3, 48149 Münster DE
becker@ercis.uni-muenster.de, mathias.eggert@ercis.uni-muenster.de,ralf.knackstedt@ercis.uni-muenster.de
www.ercis.uni-muenster.de

  1. 1 Vgl. Sandkuhl (2005).
  2. 2 Vgl. Arms et al. (2003).
  3. 3 Cyganski (2008), S. 102.
  4. 4 Vgl.www.ning.com .
  5. 5 Vgl.www.mediawiki.org .
  6. 6 Vgl. Macgregor (2006).
  7. 7 Vgl. Becker et al. (2010).
  8. 8 Vgl.www.drupal.org .
  9. 9 Vgl.http://mondrian.pentaho.org .
  10. 10 Vgl. Knackstedt et al. (2009).
  11. 11 Vgl. Sure et al. (2005).
  12. 12 Vgl. EuroCRIS (2008).
  13. 13 Vgl. ausführlich Becker et al. (2010).