1.
Einleitung ^
In Deutschland wie auch in Österreich gibt es keine einheitliche Immaterialgüterrechtsordnung. Unter dem Oberbegriff „Immaterialgüterrecht“ werden vielmehr die einzelnen Rechtsordnungen der gewerblichen Schutzrechte und des Urheberrechts zusammengefasst.1 Nichtsdestotrotz weisen die dem Immaterialgüterrecht zugehörigen Rechtsordnungen aufgrund von Gemeinsamkeiten der dort geregelten Materie Berührungspunkte auf, die eine Zusammenführung gleichlaufender Normen zu einem „allgemeinen Teil des Immaterialgüterrechts“ rechtfertigen würden.2 Zumindest an einer einheitlichen Betrachtung der dem Immaterialgüterrecht zuzuordnenden Rechtsordnungen führt kaum ein Weg vorbei. Nicht nur, weil sich die Teildisziplinen des Immaterialgüterrechts denselben Grundproblemen gegenübersehen und sich im Zuge internationaler Vorgaben, die nicht zwischen den einzelnen Schutzrechten unterscheiden, zunehmend annähern bzw. bereits überlappen.3 Sondern auch, weil erst die zusammenschauende Perspektive das Aufdecken etwaiger Wertungswidersprüche zwischen den einzelnen Rechtsgebieten des gewerblichen Rechtsschutzes und des Urheberrechts ermöglicht.
2.
Formale Rechtsontologien im Lichte juristischer Methodik ^
2.1.
Geltungsanspruch juristischer Ontologien ^
2.2.
Legitimationsfragen des Transformationsprozesses ^
2.2.1.
Rechtsinterpretation ^
2.2.2.
Rechtsvereinfachung ^
3.
Lösungsansätze ^
3.1.
Bestehende methodische Konzepte ^
3.2.
Legitimation des transformierten Rechts ^
4.
Fazit ^
- 1 Wiebe, A., Immaterialgüterrecht und Wettbewerbsordnung. In: Wiebe, A. (Hg.), Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht, Facultas, Wien, S. 1 (22) (2010).
- 2 So für das deutsche Recht Ahrens, H.-J., Brauchen wir einen Allgemeinen Teil der Rechte des Geistigen Eigentums?, GRUR, S. 617 (618) (2006).
- 3 Darauf verweist Ohly, A., Geistiges Eigentum?, JZ, S. 545 (550) (2003).
- 4 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie5, C.H. Beck, München, S. 96 ff. (2010).
- 5 Allgemein zu dieser Art der Systembildung Engisch, K., Sinn und Tragweite juristischer Systematik. In: Bockelmann, P., Kaufmann, A., Klug, U. (Hg.), Beiträge zur Rechtstheorie, Klostermann, Frankfurt am Main, S. 88 (109 ff.) (1984).
- 6 Siehe Gantner, F., Juristische Ontologien in der Praxis. In: Jakob, R., Philipps, L., Schweighofer, E., Csaba, V. (Hg.), Auf dem Weg zur Idee der Gerechtigkeit, Lit, Wien, S. 200 (201) (2009).
- 7 So z. B. für das österreichische Recht Schweighofer, E., Liebwald, D., Konzeption einer Ontologie der österreichischen Rechtsordnung. In: Schweighofer, E., Liebwald, D., Kreuzbauer, G., Menzel, T. (Hg.), Informationstechnik in der juristischen Realität: Aktuelle Fragen zur Rechtsinformatik 2004, Verlag Österreich, Wien, S. 39 ff. (2004).
- 8 Gantner, F., Juristische Ontologien, S. 200.
- 9 Larenz, K., Methodenlehre der Rechtswissenschaft6, Springer, Berlin, S. 243 (1991).
- 10 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie, S. 444 f.
- 11 Nach Liebwald, D., Auf dem Weg zum Begriff. http://www.liebwald.com/papers/LieHeidelbg.pdf, aufgerufen: 14.01.2012, S. 1 (2009), lassen sich grob zwei Anwendungsbereiche unterscheiden: jener der Aufbereitung von Rechtsinformation, um Fachkreisen und Bürgern besseren Zugang zur Rechtsmaterie zu bieten, sowie jener der maschinenausführbaren Repräsentation von Rechtsnormen zur Schaffung von Systemen, die Rechtsnormen unmittelbar anwenden oder den Menschen in der Rechtsanwendung unterstützen.
- 12 Allgemein zum Aufbau ontologiebasierter Expertensysteme Hartmann, J., Ontologiebasierte Gestaltung und Umsetzung von Wissensmanagementsystemen, Dissertation, Universität Karlsruhe (2007).
- 13 Dieses Mindesterfordernis nennt Neumann, U., Theorie der juristischen Argumentation. In: Kaufmann, A., Hassemer, W., Neumann, U. (Hg.), Einführung in Rechtsphilosophie und Rechtstheorie der Gegenwart8, C.F. Müller, Heidelberg, S. 333 (341) (2011).
- 14 Wieacker, F., Rechtsgewinnung durch elektronische Datenverarbeitung?. In: Ficker, H. C., König, D., Kreuzer, K. F., Leser, H. G., von Bieberstein, W., Schlechtriem, P. (Hg.), Festschrift für Ernst von Caemmerer, Mohr Siebeck, Tübingen, S. 45 (50) (1978).
- 15 Neumann, U., Theorie der juristischen Argumentation, S. 342.
- 16 Erneut Neumann, U., Theorie der juristischen Argumentation, S. 341 f., der darauf hinweist, dass die Richtigkeit einer naturwissenschaftlichen Hypothese von der angeführten Begründung unabhängig ist.
- 17 Röhl, K. F., Röhl H. C., Allgemeine Rechtslehre, Carl Heymanns, Köln, S. 19 (2008).
- 18 Röhl, K. F., Röhl H. C., Allgemeine Rechtslehre, S. 19.
- 19 Röhl, K. F., Röhl H. C., Allgemeine Rechtslehre, S. 19.
- 20 Vgl. Liebwald, D., Auf dem Weg zum Begriff, S. 1.
- 21 Selbst wenn dem so wäre, würden sich die gestellten Legitimationsfragen nicht erübrigen, sondern nur auf die Ebene der Programmierung verlagern.
- 22 Zu alledem Stuckenschmidt, H., Ontologien: Konzepte, Technologien und Anwendungen, Springer, Berlin, S. 157 f. (2010).
- 23 Voltmer, L., Computerlinguistik für die Terminografie im Recht, Gunter Narr, Tübingen, S. 181 (2006).
- 24 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie, S. 106 f.
- 25 Voltmer, L., Computerlinguistik, S. 186.
- 26 Böhme-Neßler, V., BilderRecht, Springer, Berlin, S. 144 (2010), sieht in der Abstraktion ein Mittel zur Rationalisierung des Rechts.
- 27 Larenz, K., Methodenlehre, S. 441.
- 28 Zu alledem Larenz, K., Methodenlehre, S. 440.
- 29 So z.B. Bydlinski, F., Juristische Methodenlehre und Rechtsbegriff2, Springer, Wien, S. 111 (1991); allgemein zur juristischen Begriffsbildung Heck, P., Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz, Mohr Siebeck, Tübingen (1932); Klüver, J., Begriffsbildung in den Sozialwissenschaften und in der Rechtswissenschaft. In: Jahr, G., Maihofer, W. (Hg.), Rechtstheorie, Klostermann, Frankfurt am Main, S. 315–383 (1971); ferner Wank, R., Die juristische Begriffsbildung, C.H. Beck, München (1985) sowie der bereits zitierte Larenz, K., Methodenlehre, S. 437 ff.
- 30 Peukert, A., Güterzuordnung als Rechtsprinzip, Mohr Siebeck, Tübingen, S. 33 f. (2008).
- 31 Zur diesbezüglichen Methodik vgl. Beier, F.-K., Fikentscher, W., Krasser, R., Schricker, G. (Hg.), Rechtsvergleichung, Interessenausgleich und Rechtsfortbildung, Verlag Chemie, Weinheim (1973); Constantinesco, L.-J., Rechtsvergleichung, Carl Heymanns, Köln (1971); Großfeld, B., Kernfragen der Rechtsvergleichung, Mohr Siebeck, Tübingen (1996); von Sachsen Gessaphe, K., Rechtsvergleichung, C.H. Beck, München (2010); Sandrock, O., Großfeld, B., Luttermann, C., Schulze, R., Saenger, I. (Hg.), Rechtsvergleichung als zukunftsträchtige Aufgabe, Lit, Münster (2004).
- 32 Statt vieler Bydlinski, F., System und Prinzipien des Privatrechts, Springer, Wien (1996); Canaris, C.-W., Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz2, Duncker & Humblot, Berlin (1983) sowie die bereits zitierten Engisch, K., Juristische Systematik, und Larenz, K., Methodenlehre, S. 474 ff.
- 33 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie, S. 414 ff.
- 34 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie, S. 106 f.
- 35 So weist Polomski, R.-M., Der automatisierte Verwaltungsakt, Duncker & Humblot, Berlin, S. 94 (1993), darauf hin, dass der Vorrang des Gesetzes bedinge, dass das jeweils konkret zum Einsatz kommende Programm die gesetzlichen Grundlagen exakt wiedergeben müsse. Da dies bei Ermessenentscheidungen nicht möglich sei, bestünde ein Verbot der „Totalexaktifizierung“ von Ermessensnormen zum Zwecke einer automatisierten Anwendung. Dagegen sind für Maurer, H., Allgemeines Verwaltungsrecht18, C.H. Beck, München, S. 480 (2011), auch bei Ermessensentscheidungen automatisierte Bescheide zulässig. Die Entscheidungsprogramme der elektronischen Datenverarbeitung werden hier mit Ermessensrichtlinien verglichen und rechtlich als Verwaltungsvorschriften eingestuft.
- 36 Rüthers, B., Fischer, C., Rechtstheorie, S. 417.
- 37 Vgl. Polomski, R.-M., Der automatisierte Verwaltungsakt, S. 99.
- 38 Darauf, dass sich dies nicht zuletzt aus dem Wesentlichkeitsgrundsatz ergibt, verweist Polomski, R.-M., Der automatisierte Verwaltungsakt, S. 97.