Jusletter IT

Research Portal Multisensory Law und YourResearchPortal.com

  • Authors: Tobias Heide / Ralf Knackstedt / Marcel Heddier
  • Category: Short Articles
  • Region: Germany
  • Field of law: Legal Visualisation
  • Collection: Conference proceedings IRIS 2012
  • Citation: Tobias Heide / Ralf Knackstedt / Marcel Heddier, Research Portal Multisensory Law und YourResearchPortal.com, in: Jusletter IT 29 February 2012
Internetbasierte Forschungsportale ermöglichen es, sich schnell einen Überblick über den State-of-the-Art der Forschung zu einem speziellen Forschungsgebiet zu verschaffen und insbesondere Zusammenarbeits- und Integrationspotenziale zwischen Forschungsinitiativen bzw. -ergebnissen zu identifizieren. Mit www.yourResearchPortal.com wurde eine Infrastruktur entwickelt, welche einer aufwandsreduzierten Generierung von Forschungsportalen dient. Der Beitrag stellt wesentliche Funktionalitäten von www.yourResearchPortal.com vor und diskutiert, welche dieser Funktionalitäten sich für das Research Portal Multisensory Law eignen. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die vier verschiedenen Darstellungsformen gelegt, mit denen sich, ausgehend von einer aggregierten Ebene, interaktiv Detailinformationen erschließen lassen. Mit Wissenslandkarten werden die wichtigsten Themengebiete und deren Beziehungen graphisch visualisiert, während die Tag Cloud auf eine bildliche Darstellung der einzelnen Forschungsgebiete verzichtet. Geschäftsgrafiken haben ihre Stärke im quantitativen Vergleich der Anzahl dokumentierter Forschungsergebnisse einzelner Forschungsgebiete, während Forschungslandkarten der geographischen Positionierung bzw. Orientierung dienen. Die prototypische Umsetzung dieser Visualisierungsansätze wird auf der Basis von Daten zurückliegender IRIS-Workshops gezeigt.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Intention von yourResearchPortal.com
  • 2. Prototypische Entwicklung des Research Portal Multisensory Law
  • 3. Diskussion ausgewählter Ergebnisse
  • 3.1. Thematische Wissenskarte
  • 3.2. Tag-Wolke
  • 3.3. Geographische Karte
  • 3.4. Ausgewählte Geschäftsgrafiken
  • 4. Fazit und Ausblick
  • 5. Literatur

1.

Intention von yourResearchPortal.com ^

[1]
Für junge interdisziplinäre Forschungsbereiche können Forschungsportale im Internet ein hilfreiches Instrument zu ihrer Etablierung darstellen. Ein Forschungsportal dient dabei als strukturierte Informationsquelle, um einen laufend aktualisierten inhaltlichen und organisatorischen Überblick über einen Forschungsbereich zu vermitteln. Das Forschungsportal bietet damit die Chance, dass über interdisziplinäre Grenzen hinweg Arbeiten von Forschern anderer Disziplinen schneller identifiziert werden und die Grundlagen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt werden.
[2]
Mit yourResearchPortal.com wird ein Forschungs- und Softwareentwicklungsprojekt an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bezeichnet, welches sich zum Ziel gesetzt hat, eine Softwareinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, die es Forschern mit deutlich reduziertem Aufwand ermöglichen soll, Internetportale zu beliebig abgrenzbaren Forschungsbereichen zu realisieren und damit zur Etablierung dieser Forschungsbereiche beizutragen. In begleitenden Untersuchungen wurde gezeigt, dass sich mit yourResearchPortal.com in kurzer Zeit Forschungsportale realisieren lassen, deren Funktionalität sich deutlich von der Masse an Forschungsportalen im Internet hervorhebt (Vgl. Becker et al. 2010a).
[3]
Zu den Wesentlichen von yourResearchPortal.com unterstützten Funktionen zählt, dass sich Forschungsorganisationen, Forschungsprojekte, Forschungsergebnisse und Publikationen des jeweiligen Forschungsbereichs strukturiert dokumentieren und beschreiben lassen. (Vgl. Becker et al. 2010b). Insbesondere Forschungsergebnisse können dabei differenziert anhand zahlreicher Merkmale detailliert charakterisiert werden. Die Beschreibungsmerkmale sind dabei nicht starr vorgegeben, sondern können beim Erstellen des Portals auf den jeweiligen Forschungsbereich speziell angepasst werden. Die angelegten Merkmale werden von den Forschungsportalen genutzt, um mehrere interaktive Ansätze zur visuellen Informationsauswertung zu unterstützen. Diese Ansätze ermöglichen es den Forschern als Nutzern des Portals sich durch den Informationsbestand des Portals navigierend einen Überblick über das Forschungsgebiet zu verschaffen. Zu den von yourResearchPortal.com derzeit unterstützten Ansätzen zählen erstens die Bereitstellung von geographischen Landkarten, welche die Orte der Forschung in dem jeweiligen Themengebiet darstellen. Zweitens lassen sich thematische Wissenskarten realisieren, welche einen visuell unterstützen Überblick über wichtige Teilgebiete der Forschung vermitteln und genauso wie die geographischen Landkarten eine Weiternavigation zu einzelnen Dateneinträgen ermöglichen. Drittens lassen sich aus den Datenbeständen der mit yourResearchPortal.com realisierten Forschungsportalen Tag-Wolken generieren, welche einen Überblick über Begriffe geben, die für den Forschungsbereich besonders kennzeichnend sein sollen. Dabei können unterschiedliche Schriftgrößen und -farben der Begriffe die Anzahl einschlägiger Datensätze im Portal widerspiegeln. Eine vierte hier hervorzuhebende Darstellungsform stellen Geschäftsgrafiken, wie z. B. Torten- oder Stabdiagrammen, dar. Mit ihnen lässt sich das Vorkommen einzelner Ausprägungen der verwendeten Beschreibungsmerkmale quantitativ analysieren.
[4]
Mit yourResearchPortal.com wurden in der Vergangenheit bereits mehrere Forschungsportale realisiert (Vgl. http://www.yourresearchportal.com/). Besonders hervorzuheben ist die Forschungslandkarte zur hybriden Wertschöpfung, die gegenwärtig über 360 Forschungsergebnisse und 300 Forschungsorganisationen zum Thema der Integration von Produktion und Dienstleistung dokumentiert.1 Außerdem wurde yourResearchPortal.com genutzt, um die Ergebnisse einer vom BMI geförderten Studie zur prozessorientierten Verwaltung (vgl. Becker et al. 2011a) im Internet verfügbar zu machen.2 Portale mit geringerem Datenbestand bzw. prototypischem Charakter wurden unter anderem für die Rechtsinformatik und das Informationsrecht erstellt (Vgl. Knackstedt et al. 2010).
[5]
Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, zu diskutieren, in welcher Form sich yourResearchPortal.com für den Aufbau eines Internetportals speziell für die Disziplin des Multisensorischen Rechts bzw. der Rechtsvisualisierung eigenen würde (Vgl. Brunschwig 2011). Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung des Themenfelds scheint die Vermutung nahe zu liegen, dass mit dem Aufbau eines „Research Portal Multisensory Law“ ein wirksamer Beitrag zur Vernetzung der entsprechenden Forschungsgemeinschaft geleistet werden kann. Die genaue Ausgestaltung des Portals muss sich aber danach richten, welche Funktionen von yourResearchPortal.com die Forschungsgemeinschaft tatsächlich nutzen würde und welche Ansprüche hinsichtlich der Moderation der Inhalte gestellt werden. Vor diesem Hintergrund soll die im Folgenden vorgestellte prototypische Umsetzung des Research Portal Multisensory Law zunächst ausschließlich Gestaltungsalternativen verdeutlichen und die spätere Realisierung noch nicht vorwegnehmen. Stattdessen versprechen sich die Autoren von ihrem Beitrag auf des IRIS 2012 eine weitere Klärung der Frage, ob und gegebenenfalls in welcher Form die Realisierung eines Forschungsportals mit yourResearchPortal.com auf eine breite Akzeptanz in der Forschungsgemeinschaft des Multisensorischen Rechts und speziell der Rechtsvisualisierung finden würde.
[6]
Im Folgenden werden die von yourResearchPortal.com unterstützten Ansätze zur Inhaltsnavigation fokussiert. Als Datenbasis für eine prototypische Umsetzung dieser Ansätze wurden die letzten fünf Jahrgänge des IRIS zu Grunde gelegt (vgl. Abschnitt 2). Die Beiträge wurden gemäß ausgewählter Merkmale klassifiziert, die sich in zehn Dimensionen gliedern lassen. Damit wurde zugleich ein Beitrag zur Darstellung der Historie des IRIS geleistet.3 Die erhaltenen Visualisierungen zu den Forschungsbeiträgen auf des IRIS werden ausschnittsweise wiedergegeben und inhaltlich interpretiert (vgl. Abschnitt 3). Der Beitrag endet mit einem Fazit und einem Ausblick auf anstehende Entscheidungen bei der Weiterentwicklung des Prototypen (vgl. Abschnitt 4).

2.

Prototypische Entwicklung des Research Portal Multisensory Law ^

[7]
Als Datenbasis für die prototypische Entwicklung des Research Portal Multisensory Law mittels yourResearchPortal.com wurden 31 Beiträge gewählt, die in den Tagungsbänden des IRIS 2007 bis 2011 im Rahmen der Rechtsvisualisierungsworkshops bzw. Workshops zum Multisensorischen Recht erschienen sind. Jeder Beitrag wurde im Research Portal Multisensory Law als eine Publikation und als ein Forschungsergebnis in Form einer Executive Summary angelegt. Darüber hinaus wurden die den Beiträgen zugeordneten Autoren und deren Organisationen nachgehalten.
[8]
Darüber hinaus wurden für die prototypische Umsetzung des Portals zehn Dimensionen gewählt, mit denen die Inhalte der Beiträge charakterisiert wurden (vgl. Tabelle 1). Diese Dimensionen bilden eine wesentliche Grundlage für die Visualisierungsansätze, mit denen yourResearchPortal.com den Nutzern die Navigation durch den Informationsbestand ermöglicht.
[9]
Dimension (Merkmal)AusprägungenErläuterung
Multisensorisches RechtVisuelles RechtDie unterschiedlichen Bereiche des Multisensorischen Rechts.
Auditives Recht
Audio-Visuelles Recht
Taktil-Kinästhetisches Recht
Olfaktorisch-Gustatorisches Recht
RechtsbereichZivilrechtDie verschiedenen Rechtsbereiche. Die Aufzählung erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Öffentliches Recht
Strafrecht
Vertragsrecht
Europarecht
Kein spezifischer
Vorrangiges ErkenntnisinteressePraxis der RechtsvisualisierungDient der Beitrag vorrangig dem praktischen Einsatz von Rechtsvisualisierungen oder schafft er eher theoretische Grundlagen?
Theoretische Grundlagen
AnwendungsbereichDidaktisch - LehrinhaltDer vorrangig intendierte Anwendungsbereich der Ergebnisse. Grob unterteilt in (Rechts)Didaktik und Praxis, wobei die Praxis wiederum unterteilt wird in Recht erstellen (Legislative) und Recht anwenden (z. B. Judikative).
Didaktisch - Lehrumgebung
Praxis – Recht erstellen
Praxis – Recht anwenden
Kein spezifischer
Art der VisualisierungBild (Comic etc.)Die unterschiedlichen Arten, auf die Recht visualisiert werden kann.
Strukturdiagramm
Piktogramme, Schilder, Zeichen
Keine spezifische
[10]
DarstellungsgegenstandRechtsbegriffeDer darzustellende (rechtliche) Gegenstand.
Materielle Rechtsnormen
Rechtsorganisation, Rechtsverfahren
Juristische Sachverhalte
Ideen, Theorien, Grundsätze, Prinzipien
Kein spezifischer
Genannte Grenzen der VisualisierungAbstraktionGrenzen, die genannt werden, aufgrund derer Visualisierungen von Recht behindert oder gar verhindert werden könnten.
Unbestimmtheit, Unschärfe des Rechts
Automatisierte Umsetzung
Kosten, Aufwand, Mangelnde Qualifikation
Vereinfachung, Präzision
Einbüßen von Sprachkompetenzen
Manipulation
Keine Grenzen
Kognitiver ProzessKonvergentSollen die beschriebenen Visualisierungen oder Visualisierungsmethoden eher das divergente oder das konvergente Denken fördern.
Divergent
Nicht erkenntlich
Dargestellte InformationsartStrukturDie Art der dargestellten Information.
Prozess
Struktur und Prozess
Keine spezifische
Ausrichtung des ForschungszielsGestaltungsorientiertDie vorrangige Ausrichtung des Forschungsziels.
Erklärungszielorientiert – Empirisch
Erklärungszielorientiert – Argumentativ

3.

Diskussion ausgewählter Ergebnisse ^

3.1.

Thematische Wissenskarte ^

[11]
Wissenskarten verknüpfen, wie die oben vorgestellten Landkarten, die Daten in einem Forschungsportal mit Hintergrundinformationen. Im Falle der Wissenskarte sind dieses keine geographischen Informationen, sondern beliebig gewählte visuelle Metaphern. Diese Metaphern sind Visualisierungen, die das Thema des Forschungsportals aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten und grafisch aufbereiten. Im Falle des Forschungsportals zum Multisensorischen Recht wurde eine graphische Darstellung der Unterdisziplinen des sensorischen Rechts, wie visuelles, oder audio-visuelles Recht verwendet (siehe Abbildung 3).
[12]
Für den Anwender ist die Verwendung dieser Form der Informationsvisualisierung sehr intuitiv. Bereiche des Hintergrundbilds werden mit dynamisch generierten Daten des Forschungsportals verknüpft. Bei Abruf der Visualisierung wird die Anzahl der verknüpften Forschungsergebnisse berechnet und diese auf die Hintergrundgrafik projiziert. Zusätzlich sind diese Kennzahlen mit den dahinliegenden Daten verknüpft, sodass ein Klick auf die Kennzahl eine Liste mit Forschungsergebnissen der aktuellen Kategorie lädt (Vgl. Heide, Lis 2012).
[13]
Eine solche Darstellung hilft dem Nutzer einen Überblick über die Informationsverteilung im Portal aus dieser Perspektive zu bekommen und kann von diesem als Navigationshilfe verwendet werden. So kann der Nutzer einerseits auf den ersten Blick Themenfelder mit hoher Forschungsintensität identifizieren, wie das visuelle Recht im aktuellen Beispiel, und andererseits potentielle Felder für die zukünftige Forschung identifizieren. Die Visualisierung kann von Besuchern als Einstiegspunkt in das Portal verwendet werden, da die dynamisch generierten Kennzahlen auf dieser mit den Inhalten im System verknüpft sind.

3.2.

Tag-Wolke ^

[14]
Unstrukturierter als die Darstellung in einer Wissenskarte ist die Anzeige von Informationen in einer Tag-Wolke. Eine Tag-Wolke sammelt wichtige Schlagworte, gewichtet diese über ihre Größe und Farbe in der Anzeige und zeigt diese in Wolkenform an.
[15]
Eine Darstellung von Informationen in einer Tag-Wolke lässt sich vollständig automatisieren und im Gegensatz zur Wissenskarte ist keine visuelle Metapher für die Erstellung nötig. Allerdings geht so auch einige Aussagekraft verloren, da die Schlagworte der Tag-Wolke willkürlich angeordnet sind und keine Kategorisierung vorliegt.
[16]
Die Begriffe der Tag-Wolke im Forschungsportal Multisensorisches Recht werden aus den Ausprägungen der Dimensionen gespeist mit denen die Forschungsinhalte im Portal klassifiziert sind. In der Visualisierung tauchen also nur ausgewählte Schlagworte auf, die bei der Erstellung der Dimensionen als Charakteristisch für die Informationen im Forschungsportal betrachtet wurden. Die unterschiedlichen Farben zeigen dabei die Häufigkeit einer Dimensionsausprägung.

3.3.

Geographische Karte ^

[17]
Forschungsergebnisse lassen sich mit entsprechenden Organisationen verknüpfen und daher auch auf einer geographischen Karte anzeigen. Das schafft einen schnellen und intuitiven Überblick über die Orte an denen zum Multisensorischen Recht geforscht wird. Dabei wird auf der Landkarte des Research Portal Multisensory Law durch unterschiedliche Größen und Farben die Menge an Forschungsergebnissen dargestellt. Es lassen sich Filter ansetzen, die die Ergebnismenge nach den zuvor definierten Dimensionsausprägungen weiter filtern können, wie in Abbildung 5 zu sehen für die Ausprägung „Strukturdiagramm“ der Dimension „Art der Visualisierung“. So lässt sich „auf einen Blick“ erkennen, dass die meisten Beiträge zur Rechtsvisualisierung auf dem IRIS aus dem südlichen Deutschland, Österreich und der Schweiz stammen. Umgekehrt lässt sich auf einer solchen geographischen Karte auch erkennen, aus welchen Bereichen noch keine Beiträge existieren.

3.4.

Ausgewählte Geschäftsgrafiken ^

[18]
Ein mithilfe von yourResearchPortal.com erstelltes und betriebenes Portal ermöglicht es, die gesammelte Datenbasis quantitativ zu analysieren. Für diesen Zweck wird eine mehrdimensionale Analysefunktionalität bereitgestellt. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei die Klassifizierungen der Forschungsergebnisse, Projekte und Organisationen anhand der definierten Dimensionen.
[19]
So wird in Abbildung 6 die Dimensionen „Art einer Visualisierung“ und „Ausrichtung des Forschungsziels“ ausgewertet. Dabei ist zu erkennen, dass sich der Großteil der Beiträge zur Rechtsvisualisierung mit der Darstellung von Recht in Form von Strukturdiagrammen beschäftigt. Davon gefolgt beschäftigen sich viele Beiträge nicht mit einer spezifischen Art der Visualisierung, sondern mit der Rechtsvisualisierung allgemein. Nur wenige Beiträge behandeln bislang auch die bildliche Darstellung. Außerdem lässt sich erkennen, dass ein sehr kleiner Teil der analysierten Beiträge empirische Forschungsergebnisse präsentiert. Insgesamt lässt sich in der jungen Disziplin des Multisensorischen Rechts noch ein Empirie-Defizit beobachten.

4.

Fazit und Ausblick ^

[20]
Unter Nutzung von yourResearchPortal.com konnten die präsentierten Visualisierungs- und Navigationsformen deutlich aufwandsreduziert realisiert werden. Im Wesentlichen wurden hierzu bestehende Programmteile kopiert. Die Anpassung der Dimensionen und die Eingabe des Datenmaterials zum Multisensorischen Recht erfolgten jeweils dialoggestützt und erforderten keinerlei Datenbankkenntnisse. Die Visualisierungen sind generisch programmiert, so dass sie sich an die portalspezifischen Dimensionen zur Strukturierung des Datenmaterials leicht anpassen lassen.
[21]
Ähnliche interaktive Visualisierungen zum Forschungsgebiet des Multisensorischen Rechts sind den Autoren bisher nicht bekannt geworden. Die Navigationsformen erscheinen daher zunächst eine sinnvolle Ergänzung zu Foren darzustellen, auf denen sich Mitglieder der einschlägigen Forschungsgemeinschaft bereits heute austauschen. Foren zum Multisensorischen Recht werden gegenwärtig insbesondere auf den Community-Seiten des Beck-Verlags unter http://community.beck.de/gruppen/multisensory-law betrieben. In der Community sind derzeit 52 Mitglieder registriert, die sich derzeit zu Themen wie z. B. den kognitiven oder epistomologischen Interessen des Multisensorischen Rechts oder dessen theoretischen Grundlagen austauschen. Als Moderatorin fungiert Frau Colette. R. Brunschwig. Insbesondere Forenbeiträge, die auf neu erschienene Bücher, einschlägige Artikel vorstellen oder auf Forscher und Organisationen unterschiedlicher Disziplinen hinweisen, die auf dem Gebiet des Multisensorischen Rechts aktiv sind, bieten Gelegenheit entsprechende Einträge (auch) auf des Research Portal Multisensory Law vorzunehmen. Die Strukturen des Portals erschließen es mit den diversen Navigationsformen zusätzliche Wege, auf denen Nutzer die für sie relevanten Informationen auffinden können. Die grob thematisch und vor allem chronologisch nach ihrem Einstelldatum sortierten Forenbeiträge allein leisten diese Unterstützung nicht in gleichem Maße. Andererseits wird es weiterhin genügend Themen geben, z. B. zu den theoretischen Grundlagen der Disziplin, die in Form von Forendiskussion durch die Forschungsgemeinschaft sinnvoll weiterentwickelt werden sollten, so dass sich insgesamt eine Integration des strukturiert durchsuchbaren Datenbestands mit entsprechenden Foren zu empfehlen scheint.
[22]
Die zurückhaltende Formulierung der Potenziale eines mit yourResearchPortal.com realisierten Research Portal Multisensory Law liegt darin begründet, dass sich der bisher unterstellte Nutzen abhängig vom Umfang der dokumentierten Datenmenge und der Qualität der eingestellten Beschreibungen ergibt. Die Prognose der Erfolgsaussichten eines solchen Portals wird dabei dadurch erschwert, dass beide Ziele, Umfang und Qualität, sogar in einem Konflikt zu stehen scheinen. In vielen Fällen werden Forschungsportale durch einzelne engagierte Forscher aufgebaut, welche relevante Forschungsergebnisse und -organisationen ihres Themenfeldes identifizieren und öffentlich dokumentieren. Motiviert werden sie hierbei sicherlich über die Aussicht eines Reputationsgewinns, welche mit dem Betrieb eines solchen zentralen Anlauf- und Organisationspunktes verbunden sein kann. Die eindeutige Zuständigkeit sichert den Einträgen des Forschungsportals in der Regel eine hohe Qualität – sowohl im Sinne der Einheitlichkeit der Einträge als auch im Sinne der Richtigkeit der getroffenen Aussagen. Allerdings werden der Umfang der Einträge und die Schnelligkeit des Wachstums des Datenbestandes notwendigerweise durch die verhältnismäßig beschränkten Ressourcen eines einzelnen engagierten Forschers beschränkt. Lädt man dagegen die Forschungsgemeinschaft ein, sich aktiv und selbständig an der Datensammlung zu beteiligen, so kann der Datenbestand schneller wachsen. Die Navigation durch diesen Datenbestand bietet dann auch eher die Chance, dass die das Portal nutzenden Mitglieder der Forschungsgemeinschaft auf Einträge stoßen, die für sie neu sind und ihren eigenen Forschungsarbeiten Impulse verleihen. Diese Potenziale gehen allerdings mit dem Risiko einher, dass die Einträge untereinander uneinheitlich werden und dass die Richtigkeit einzelner Einträge bewusst oder unbewusst mangelhaft sein kann. Auch wenn es zur Vereinheitlichung technische Ansätze gibt (Vgl. Becker et al. 2011b), so wird sich das Qualitätsproblem nicht vollständig lösen lassen, so dass sich der Zielkonflikt nicht vollständig auflösen lässt.
[23]
Mit yourResearchPortal.com realisierte Forschungsportale unterstützen letztlich beide hier grundsätzlich unterschiedenen Alternativen vom streng moderierten bis zum weitgehend ungesteuerten Aufbau des Datenbestands. Gegenstand weiterer Voruntersuchungen zum Aufbau des Research Portal Multisensory Law wäre es daher, z. B. in Form von Befragungen einer Stichprobe der Forschungsgemeinschaft, zu ergründen, wie die Ziele Umfang und Qualität von den intendierten Nutzern eines solchen Portals gewichtet werden. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung für die weitere Gestaltung des Portals, abschätzen zu können, inwieweit überhaupt eine Bereitschaft in der Forschungsgemeinschaft besteht, selbständig zum Aufbau eines derartigen Datenbestandes beizutragen. Erfahrungen mit Portalkonzepten in etablieren Bereichen der Rechtswissenschaften legen die Vermutung nahe, dass dem Austausch von Wissen deutliche intentionale Grenzen gesetzt sind. Die Etablierung eines neuen Forschungsgebiets wie das Multisensorische Recht oder speziell die Rechtsvisualisierung könnte hier eine Ausnahme darstellen. Was aber noch zu zeigen wäre.

5.

Literatur ^

Becker, J.; Heide, T.; Hofmann, S.; Jurisch, M.; Knackstedt, R.; Krcmar, H.; Ley, T.; Räckers, M.; Thome, I.; Wolf, P., Forschungslandkarte „Prozessorientierte Verwaltung“. Studie im Auftrag des Bundesministeriums des Innern. München/Münster (20011a).

Becker, J.; Delfmann, P.; Knackstedt, R.; Lis, Ł., Fostering Comparability in Research Dissemination: A Research Portal-based Approach. In: Tagungsband der 10. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik. Zürich, 16.-18. Februar, 365–374 (2011b).

Becker, J.; Knackstedt, R.; Lis, Ł.; Stein, A., Entwicklung und Anwendung eines Internetwerkzeugs zur Generierung von Forschungsportalen. In: Tagungsband der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI 2010). Göttingen, 1473–1484 (2010a).

Becker, J.; Eggert, M.; Knackstedt, R., Forschungslandkarte Rechtsinformatik und Informationsrecht, in: Schweighofer, E.; Geist, A.; Staufer, I. (Hrsg.) Globale Sicherheit und proaktiver Staat – Die Rolle der Rechtsinformatik. Tagungsband des 13. Internationalen Rechtsinformatik-Symposions IRIS, 467–474 (2010b).

Brunschwig, C. R., Multisensory Law and Legal Informatics – A Comparison of How these Legal Disciplines Relate to Visual Law, in: Jusletter IT 22 February 2011(2011).

Heide, T.; Lis, Ł., Dynamic Knowledge Mapping: A Visualization Approach for Knowledge Management Systems. In: Proceedings of the Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS 2012). Maui, Hawaii, USA, (2012).

Knackstedt, R.; Eggert, M.; Gräwe, L.; Spittka, J., Forschungsportal für Rechtsinformatik und Informationsrecht Weg zu einer disziplinenübergreifenden Forschungsübersicht, MMR Heft 8, 528-533 (2010).

Prosser, A., E-Demokratie auf der IRIS: 2002 - 2010, in: Jusletter IT 1. September 2010 (2010).

  1. 1 http://www.forschungslandkarte-hybridewertschoepfung.de. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
  2. 2 Vgl. dazu den Beitrag von Becker et al. auf der diesjährigen IRIS 2012: „Forschung zur Prozessorientierten Verwaltung – Forschungsportalbasierte Status-Quo Analyse“.
  3. 3 Damit entspricht die Intention der des Beitrags von Prosser „E-Demokratie auf der IRIS: 2002 – 2010“ auf dem IRIS 2010.