1.
Mythos Europa ^
2.
Wortursprung und kulturelle Bedeutung ^
Im Ursprung des Wortes Europa findet sich das griechische «euros». Dieses bedeutet sinngemäß «Weite» bzw. «Breite». Der Altertumsforscher Robert von Ranke-Graves hält zwei Deutungen des Begriffs Europa für möglich. Die erste entspricht der oben genannten Definition, allerdings mit einem symbolischen Bezug: Der Forscher führt aus: «Europa bedeutet ‹breitgesichtig›; es ist Synonym für den Vollmond und ein Beiname der Mondgöttinnen Demeter in Lebadeia und Astarte in Sidon.» Dann fährt er fort: «Wenn man das Wort jedoch nicht eur-ope, sondern eu-rope liest [...] kann es auch gut für die Weiden` – das heißt gut bewässert bedeuten.»3 Die europäische Landschaft als Menschheitstraum gleichsam ein bewässerter Garten Eden?
3.
Geografische Grenzen und Rechtskultur ^
4.
Demokratische Rechtsgemeinschaft ^
Das Bundesverfassungsgericht hat die Bedeutung der Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit für den demokratischen Prozess 1966 beredt skizziert: «[...] Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muss er umfassend informiert sein, aber auch die Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können, die andere sich gebildet haben.» 10 Das höchste deutsche Gericht hat 1983 den Wert der informationellen Privatheit/Datenschutz aus dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit im Kontext der Menschenwürde abgeleitet und gefordert, dass der Einzelne grundsätzlich über ihn betreffende Informationen selbst bestimmen soll.11
5.
Schlussbemerkung ^
Die Union wird sich dann stabilisieren, wenn sie es mit den Freiheitsrechten der eigenen und fremden Bürger ernst meint. Zu den relevanten Freiheitsrechten gehören im digitalen Zeitalter «Informationsfreiheit und Datenschutz». Information ist die Voraussetzung von freier persönlicher Entfaltung demokratischer Teilhabe, und ohne Information gibt es keinen politisch mündigen Bürger. Eine umfassende Information des Bürgers kann die europäische Integration vorantreiben. Sie kann ihn auch befähigen, an bestimmten Punkten der Überwachung und Entwürdigung von Menschen zu reagieren und seinen Protest «So nicht weiter» auf die Fahnen der Union zu schreiben. So gesehen würde sich Europa einer zivilen, gut bewässerten Landschaft nähern, wie sie im Begriff eu-rope angelegt ist.
6.
Literatur ^
Hofmann, Hasso, Bilder des Friedens oder Vergessene Gerechtigkeit, Privatdrucksache der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Themen Bd. 64, 1997
Häberle, Peter. Europäische Rechtskultur, Suhrkamp Taschenbuch Band 2662, 1997
Negt, Oskar, Gesellschafts- Entwurf Europa, Plädoyer für ein gerechtes Gemeinwesen, Steidl Verlag Göttingen in Zusammenarbeit mit dem ifa/Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 2012
Immanuel Kant, Zum ewigen Friede – Ein philosophischer Entwurf (795) hg. Von Rudolf Malter, Stuttgart 1984
Von Ranke-Graves, Griechische Mythologie. Quellen und Deutung, Reinbek 1993
Simon, Dieter, Wie weit reicht Europa? In: Marie-Theres Tinnefeld/Lothar Philipps/Susanne Heil (Hrsg.) Informationsgesellschaft und Rechtskultur in Europa, Baden-Baden 1995, Seite 23-36
Marie-Theres Tinnefeld/Friedrich Lachmayer, Menschenwürde und Datenschutz, in: Erich Schweighofer et al. (Hrsg.), Tagungsband des 16. Internationalen Rechtsinformatik Symposions, Abstraktion und Applikation, österreichische Computer Gesellschaft 2013, S. 314-345
Marie-Theres Tinnefeld, Publizistin, Professorin für Datenschutz und Wirtschaftsrecht, Hochschule München.
- 1 Ovid, Metamorphosen, Buch 2, Vers 838-875 und Buch 6, Vers 103 ff.
- 2 Negt, Gesellschaftsentwurf Europa, 2012, S. 99 f.
- 3 Von Ranke-Graves, Griechische Mythologie. Quellen und Deutung 1993, S. 175 f.
- 4 Hoffmann. Bilder des Friedens oder Die vergessene Gerechtigkeit, 1997, 55 f.
- 5 Ovid, Metamorphosen, Buch 1, Vers 78 ff.
- 6 Häberle, Europäische Rechtskultur, 1997, S. 9 f.
- 7 Tinnefeld/Lachmayer, Menschenwürde und Datenschutz, in Schweighofer u.a. (Hrsg.), Iris 2013, 343 ff.
- 8 Simon, Wie weit reicht Europa?, in: Tinnefeld/Philipps/Heil (Hg.), Informationsgesellschaft und Rechtskultur in Europa, 1995, S. 23-36.
- 9 Kant, Zum ewigen Frieden Ein philosophischer Entwurf 1795, hg. von Malter, S. 31.
- 10 BVerfGE20, 162 (174 bf.) – Spiegel-Urteil.
- 11 GrundlegendBVerGE 65. 1 –Volkszählungsurteil.