1.
Neue Kriminalitätsphänomene im Zeitalter von Social Media ^
Dazu zählen unter anderem die zuvor genannten, unterschiedlich ausgeprägten, sich explizit auf Social Media beziehende Kriminalitätsformen Cyber Bullying, Cyber Grooming, Cyber Mobbing, Cyber Stalking, Happy Slapping, Social Engineering, Profile Cloning oder Likejacking, wie auch vereinzelt aggregiert in wissenschaftlicher Literatur erörtert wird.1 Cyber Bullying umfasst allgemein das systematische und gezielte Schikanieren einer Person oder Gruppe mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere im Umfeld von Social Media.2 Cyber Grooming beschreibt konkret den Tatbestand sexueller Belästigung, zumeist durch Einzeltäter in sozialen Netzwerken oder Chatrooms.3 Cyber Mobbing beschreibt ähnlich dem Cyber Bullying Schikanen bzw. gezielten Psychoterror gegen einzelne Personen, wobei Mobbing oft im realen Leben seinen Ausgangspunkt nimmt und später in soziale Netzwerke übertragen wird.4 Cyber Stalking als weitere Unterform von Cyber Bulling beinhaltet, wie auch im realen Leben, das bewusste, systematische und wiederholte Verfolgen bzw. Nachstellen einer Person im Web, oft verbunden mit Drohungen oder Beleidigungen.5 Im Falle von Happy Slapping treffen reale und virtuelle Welt aufeinander, da reale physische Angriffe zuerst gefilmt und dann in Social Networks wie etwa YouTube oder Facebook veröffentlicht werden.6 Profile Cloning umfasst das Aufbauen einer gefälschten Identität durch Dritte in Social Media, was dem Täter vor allem durch öffentlich zugängliche Informationen ermöglicht wird.7 Im Rahmen von Social Engineering werden intelligente Methoden kombiniert, um vertrauliche Informationen wie beispielsweise Konto- oder Zugangsdaten zu erschleichen.8 Dies trifft auch auf Social Phishing zu, welches darauf abzielt an vertrauliche Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen anderer zu gelangen.9
Kriminalpolizeiliche relevante Aktivitäten im Web und speziell auch in Social Media nahmen in den vergangenen Jahren zu, wie auch in der laufend vom Bundeskriminalamt veröffentlichten Kriminalstatistik mehrfach erwähnt wurde.10 Wurden vor zehn Jahren noch knapp über 2.400 Delikte im Bereich Internetkriminalität angezeigt, so wurden im Jahr 2012 bereits 10.231 Fälle zur Anzeige gebracht.11 Die Herausforderungen unterschiedlicher Stakeholder steigen damit stetig.
2.
Herausforderungen und Forschungsbedarf ^
2.1.
Identifizierung, Sammlung und Analyse von relevanten Fällen ^
2.2.
Stakeholder-Befragung und Experteninterviews ^
2.3.
Entwicklung einer Taxonomie und Annotierung der Fälle ^
2.4.
Ableitung eines Methodenrasters und Empfehlungen ^
3.
Rechtliche Aspekte ^
4.
Fazit und Ausblick ^
Peter Leitner
Head of Research and Development, SYNYO GmbH
Brucknerstraße 2/2, 1040 Wien, AT
peter.leitner@synyo.com; http://www.synyo.com
Farsam Salimi
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Austrian Center for Law Enforcement Sciences (ALES), Universitätsassistent (Post-Doc), Institut für Strafrecht und Kriminologie, Universität Wien
Schenkenstraße 8-10, 1010 Wien, AT
arsam.salimi@univie.ac.at; http://ales.univie.ac.at/
Leopold Löschl
Leiter Cybercrime-Competence-Center C4, Bundeskriminalamt (.BK)
Josef-Holaubek-Platz 1, 1090 Wien
leopold.loeschl@bmi.gv.at; http://www.bmi.gv.at/cms/bk/
- 1 Vgl. Frank et al., 2011, Social Media Sites: New Fora for Criminal, Communication, and Investigation Opportunities. Public Safety Canada, Report No. 021; Yar, 2012, E-Crime 2.0: The Criminological Landscape of New Social Media. Information & Communications Technology Law, 21(3), pp. 207–219.
- 2 Vgl. Gradinger/Strohmeier/Spiel, 2009, Traditional Bullying and Cyberbullying: Identification of Risk Groups for Adjustment Problems. Journal of Psychology, 217, pp. 205–213.
- 3 Vgl. O’Connell, 2003, A Typology of Cybersexploitation and Online Grooming Practices. Cyberspace Research Unit/University of Central Lancashire, http://www.jisc.ac.uk/uploaded_documents/lis_paperjprice.pdf.
- 4 Vgl. Fawzi, 2009, Cyber Mobbing: Ursachen und Auswirkungen von Cyber Mobbing im Internet. Baden-Baden.
- 5 Vgl. Thapa/Kumar, 2011, Cyber Stalking: Crime and Challenge at the Cyberspace. Research Cell: An International Journal of Engineering Sciences, Vol. 4 (September 2011), pp. 340–354.
- 6 Vgl. Hilgers, 2010, Inszenierte und dokumentierte Gewalt als reale und digitale Erlebniswelt. In: Dittler/Hoyer (Hrsg.), Zwischen Kompetenzerwerb und Mediensucht. Chancen und Gefahren des Aufwachsens in digitalen Erlebniswelten aus medienpsychologischer und medienpädagogischer Sicht, München, S. 289–306.
- 7 Vgl. Shan, et al., 2013, Enhancing and Identifying Cloning Attacks in Online Social Networks, http://www.zifeishan .org/files/cloning_camera_ready.pdf.
- 8 Vgl. Maan/Sharma, 2012, Social Engineering: A Partial Technical Attack. IJCSI International Journal of Computer Science Issues, 9 (2), No 3, pp. 557–559.
- 9 Vgl. Coronges et al., 2012, The Influences of Social Networks on Phishing Vulnerability. Conference Paper, Proceedings of the 45th Annual Hawaii International Conference on System Sciences, 4–7 January 2012, Maui, Hawaii, pp. 2366–2373.
- 10 Vgl. Kriminalstatistik Bundeskriminalamt, http://www.bmi.gv.at/cms/BK/publikationen/krim_statistik/start.aspx.
- 11 Vgl. Kriminalitätsentwicklung 2012, http://www.bmi.gv.at/cms/BK/presse/files/522013_KrimEntwicklung.pdf, S. 5.