1.
Einleitung ^
Wer sich beruflich mit der Ordnungsmässigkeit in der Datenverarbeitung beschäftigt stellt fest, dass die Herausforderungen in den letzten Jahren deutlich gewachsen sind: Immer mehr gesetzliche und regulative Anforderungen gilt es zu erfüllen, exponentiell wachsende Datenmengen zu überblicken und erhöhte Risiken im Umgang mit Informationen angemessen zu bewältigen. Umso willkommener ist deshalb der eben erschienene «Leitfaden Information Governance», der sich wie schon sein Vorgänger «records management « (2008) an Praktiker richtet und der ausdrücklich dem «unternehmerischen Umgang» mit Informationen verpflichtet ist. Was unter anderem heisst: Im Unterschied zu früher «müssen wir uns vom Konzept des vollständig kontrollierten «System of Records» verabschieden ... (es) ist heute schlicht nicht mehr umsetzbar», sprich zu teuer. Wo aber ist der Bereich zwischen dem Machbaren und dem Notwendigen zu suchen? Auf knapp 300 Seiten versuchen die Autoren Anleitung und Orientierung zu geben. Das Konzept der Information Governance, die an die Stelle der Recordsverwaltung trifft, liefert dazu den zeitgemässen Rahmen.
2.
Rechtliche Grundlagen ^
Im Kapitel «Rechtliche Anforderungen» bietet das Buch auf rund 70 Seiten eine kompakte, auch für Nichtjuristen gut lesbare und verständliche Darstellung dieses umfangreichen Themas. Die wichtigste gesetzliche Grundlage für das Aufbewahrungsrecht von Informationen ist nach wie vor die Geschäftsbücherverordnung (GeBüV). Sie nennt die Grundsätze einer ordnungsgemässen Aufbewahrung von Informationen, wozu die Sorgfaltspflicht, Verfügbarkeit, Lesbarkeit sowie die Trennung von aktueller und archivierter Information zählen. Bei den Aufbewahrungsmedien wird klar festgehalten, dass alle Medien zugelassen sind, also auch veränderbare. Voraussetzung ist, dass technische Verfahren eingesetzt werden, welche die Integrität der Daten sicherstellen – welche dies sein sollen, lässt das Obligationenrecht hingegen offen.
3.
Umsetzung der IG im Unternehmen ^
Bis IG im Unternehmen auch tatsächlich im betrieblichen Alltag gelebt wird, braucht es Anstrengungen auf allen Stufen der Organisation und über alle Hierarchien hinweg. Als Vorgehensweise zur Implementierung von IG in die Unternehmung empfehlen die Autoren die Anwendung der MATRIO-Methode, die sie sowohl im Kapitel «Grundlagen» und später ausführlicher im Kapitel «Umsetzung» umfassend vorstellen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine systematische Sammlung von Handlungsanweisungen für die Abwicklung von IG-Projekten, geordnet nach Themenblöcken und mit Checklisten. Die Methode erleichtert es, die Übersicht über die komplexe Materie zu behalten und unterstützt die Verantwortlichen dabei, ausführbare Projektpläne zu erstellen. Sie werden in der Regel dennoch nicht darum herumkommen, die Methode an die spezifischen Bedürfnisse ihrer eigenen Unternehmung anzupassen. Die dafür notwendige Flexibilität ist bei MATRIO bereits vorgesehen.
Informationen zum Werk: Bruno Wildhaber (Hrsg.), Leitfaden Information Governance, Kompetenzzentrum Records Management (KRM), 1. Auflage (2015), 285 Seiten, gebunden, CHF 95.–, ISBN 3-9524430-0-2.
Dr. Phil. Pierre Brun, Jg. 1952, leitete als Partner bei PricewaterhouseCoopers den Beratungsbereich Information Governance. Seit 2009 ist er selbständig als Unternehmensberater und Dozent an der ZHAW tätig.