1.
Motivation ^
- Wie können sich Visualisierungen von Kooperationsverträgen auf die Leistungsbereitschaft von Kooperationspartnern auswirken?
2.1.
Kooperation ^
2.2.
Kooperationsvertrag ^
2.3.
Kooperationsvertragsvisualisierung ^
Bei der Visualisierung von vertraglichen Inhalten können zwei verschiedene Bildarten verwendet werden. Erstere sind Darstellungen z.B. zeichnerische Entwürfe und letzteres sind Strukturdarstellungen wie z.B. Schaubilder. Kooperationssachverhalte können über Darstellungen und Kooperationszusammenhänge über Strukturdarstellungen visualisiert werden. Strukturdarstellungen finden in der Rechtsvisualisierung öfters Anwendung. Entscheidend ist die Strukturierung, die angewendet werden soll. Es können unkomplizierte Strukturierungen auf die Kooperationsverträge als zu visualisierende Rechtsgrundlage angewandt werden. Eine Baumstruktur eignet sich z.B. um vorhandene Hierarchien in den Kooperationsverträgen darzustellen. Strukturdarstellungen sind schnell und verständlich aufgebaut und daher für die Praxis relevant.7
Die vertraglichen Kooperationspartner können als Akteure in Kooperationen zusammen, z.B. in gemeinsamen Workshops oder Meetings, ein Visualisierungsmodell des Kooperationsvertrags gestalten. Der eigentliche Visualisierungsprozess gestaltet sich dabei als Internalisierungs- und Externalisierungsprozess zwischen den verschiedenen Kooperationspartnern. Die persönlichen Sinneseindrücke der Kooperationspartner werden in diesem Prozess unvollständig externalisiert als ein Visualisierungsmodell des Kooperationsvertrags abgebildet. Die Externalisierung erfolgt über das Kooperationsvertragswissen der Partner und über mögliche äußere Faktoren, welche die visuelle Modellentstehung des Kooperationsvertrags im Kooperationskontext beeinflussen können. Die beteiligten Kooperationspartner können alle Zugriff auf den Kooperationsvertrag haben.9
3.1.
Experteninterviewdurchführung ^
3.2.
Experteninterviewauswertung ^
4.1.
Strukturgleichungsmodell ^
Abbildung 2: Kooperationsvertragsvisualisierung beeinflusst die Leistungsbereitschaft der Kooperationspartner
Hypothese 1. Ein Kooperationsvertrag wirkt positiv auf das Vertrauen der Kooperationspartner.
Hypothese 2. Der Kooperationsvertrag wirkt positiv auf die Verbindlichkeit der Partner.
Die durchgeführten Expertengespräche zeigen, dass das Vertrauen in der Kooperation niedriger ist, wenn kein Kooperationsvertrag abgeschlossen wurde, wie z.B. bei gemeinsamen Projekten auf vertrauensvoller Basis. Die Kooperation muss als Ganzes vertrauensvoll zwischen den Kooperationspartnern ablaufen. Die Bewertung der Kooperationspartner hängt von der Möglichkeit ab, das Vertrauen zur Gründung und Beibehaltung der Kooperation einschätzen zu können. Vertrauen ist dann gegeben wenn der Kooperationspartner bereits Erfahrungen mit der zu erbringenden Leistung hat. Vertrauen entsteht durch die Angabe von überprüfbaren Referenzen und Informationen. Der Visualisierung eines Kooperationsvertrags wird gewöhnlich vertraut. Eine Anforderung besteht aus einem gegenseitigen Vertrauen, das gegenwärtig besteht. Dieses Vertrauen führt zur Offenheit in Kooperationen. Komplexe Themen in der Visualisierung haben eine negative Auswirkung auf das Vertrauen. Eine Visualisierung muss auch für Laien verständlich sein und daher «einfach zu erstellen, klar verständlich und möglichst plakativ oder aussagekräftig» sein.
Hypothese 3. Die Verbindlichkeit beeinflusst positiv das Vertrauen der Kooperationspartner.
Hypothese 4. Die Visualisierung wirkt positiv auf die Verbindlichkeit der Kooperationspartner.
Hypothese 5. Die Visualisierung beeinflusst positiv das Vertrauen der Kooperationspartner.
Den Expertenansichten sind gemeinsam, dass bei der Visualisierung des Kooperationsvertrags, d.h. bei der Erstellung von Visualisierungsmodellen müssen alle Kooperationsbeteiligten eingebunden werden. Visualisierungen von Kooperationsverträgen werden in regelmäßigen zeitlichen Abständen angepasst, um nicht einsehbare Prozesse in Kooperationen zu bestimmen. Letzteres dient der Sicherstellung, dass gleiche Prozesse in Kooperationen gelten. Der Prozess zur Kooperationsleistung bis zum geplanten Kooperationsende, das als Fertigstellung der Leistung beschrieben wurde, muss visualisiert werden. Seither wird oft nur der Kooperationsvertrag visualisiert. Hier kann eine einfache Pfeildarstellung mit Zeiten und Aufgaben ausreichen. Visualisiert werden auch Prozesse, welche auf rechtlichen Grundlagen beruhen und so für die Kooperationen verpflichtend sind. Balkendiagramme werden in Kalenderform in der Praxis eingesetzt. Diese zeigen geplante Kooperationsleistungen an und enthalten Puffer für Kooperationsleistungen. Kooperationsverträge sichern allein keine Realisierung einer Kooperation.
Hypothese 6. Die Visualisierung wirkt positiv auf die Leistungsbereitschaft der Partner.
Hypothese 7. Die Verbindlichkeit beeinflusst positiv die Leistungsbereitschaft der Partner.
Hypothese 8. Das Vertrauen wirkt positiv auf die Leistungsbereitschaft der Kooperationspartner.
4.2.
Messmodell ^
Die Variablen, Definitionen und Indikatoren des Messmodells sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Variable | Definition | Indikatoren |
Kooperationsvertrag | Vereinbarter vertraglicher Kooperationsrahmen |
|
Vertrauen | Vertrauen der Partner auf Basis der Kooperationssituation |
|
Verbindlichkeit | Verbindlichkeit der Partner auf Basis des Kooperationsvertrags |
|
Visualisierung | Bild des vereinfachten, vertraglichen Kooperationssachverhalts |
|
Leistungsbereitschaft | Kooperationspartnerbereitschaft zur Aufgabenerledigung |
|
Tabelle 1: Messmodell mit Variablen, Definitionen und Indikatoren (Angelehnt an Venkatesh et al., 2003, S. 449)
5.
Diskussion ^
6.
Schlussfolgerungen ^
Zur Beeinflussung der Leistungsbereitschaft von Kooperationspartnern sind Visualisierungen von Kooperationsverträgen entscheidend und übernehmen eine Brückenfunktion zwischen den Verträgen und der Leistungsbereitschaft. In der Praxis genügt das Vertrauen allein nicht, daher sind weitere Aspekte wie die Verbindlichkeit wichtig. Beide Aspekte werden durch die Kooperationsvertragsvisualisierung gestärkt. Letztere verbessern die Verständlichkeit des geltenden Kooperationsvertragsrechts durch die Digitalisierung und Kommunikation der Vertragsinhalte. Die Methode der Strukturgleichungsmodellierung teilt drei Limitierungen: (1) die Hypothese eines trivialen Modellaufbaus bei regressionsorientierten Anwendungen, (2) die Hypothese das alle Variablen beobachtbar sind und (3) die Hypothese das alle Variablen ohne Fehler messbar sind. Der Vorteil besteht in der gleichzeitigen Betrachtung von Beziehungen zwischen mehreren unabhängigen und abhängigen Variablen.16 Diese Variablen und Hypothesen sind nicht empirisch evaluiert. Die Modelle stellen eine Grundlage für die weitere Forschung dar. Die Abfrage der Indikatoren kann mit einem Fragebogen erfolgen. Ob alle Hypothesen signifikant positiv wirken hängt beispielsweise von dem Kooperationsvertrag und von der Kooperationssituation ab. Die weitere Forschung besteht darin, das Strukturgleichungs- und Messmodell zu evaluieren und zu erweitern, wenn der Zusammenhang zwischen der Visualisierung von Kooperationsverträgen und Leistungsbereitschaft der Kooperationspartner signifikant bestätigt wird.
7.
Danksagung ^
Der Forschungsbeitrag wurde ermöglicht durch die Förderung des BMBF Projektes «Cooperation Experience» (Förderkennzeichen: 01XZ13012). Dem Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) danke ich für die Unterstützung.
Erik Kolek, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Hildesheim, Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik, Arbeitsgruppe für Informationssysteme und Unternehmensmodellierung, Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim, DE, Erik.Kolek@uni-hildesheim.de; http://www.bwl.uni-hildesheim.de
- 1 Vgl. Urbach, N., Ahlemann, F., Structural Equation Modeling in Information Systems Research Using Partial Least Squares, Journal of Information Technology Theory and Application, Vol. 11, Issue 2, S. 5–40, insb. S. 6 (2010).
- 2 Weiber, R., Mühlhaus, D., Strukturgleichungsmodellierung: Eine anwendungsorientierte Einführung in die Kausalanalyse mit Hilfe von AMOS, SmartPLS und SPSS, 1. Edition, Springer, Heidelberg, insb. S. 6 (2010).
- 3 Vgl. Aulinger, A., Kooperation als Strategie ökologischer Unternehmenspolitik: Die Vielfalt der Möglichkeiten. In: Ökologisches Wirtschaften 2, S. 13–16 (1997).
- 4 Vgl. Klein, B., Coopetitive Dynamics: Zum Entwicklungsverlauf kooperativer Beziehungen zwischen Wettbewerbern. In: Ringlstetter, M. J. (Hrsg.), Schriften zur Unternehmensentwicklung, Springer Gabler, Wiesbaden, insb. S. 17–22 (2014).
- 5 Vgl. Baum, H., Morphologie der Kooperation als Grundlage für das Konzept der Zwei-Ebenen-Kooperation, Gabler Verlag, Wiesbaden, insb. S. 11–12, 175 (2011).
- 6 Vgl. Schmitt, C., Ulmer, D., Wirtschaftsverträge rechtssicher gestalten, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, insb. S. 145–148 (2010).
- 7 Vgl. Holzer, F., Die «Metaphors We Judge By» und Rechtsvisualisierung, In: Schweighofer, E., Geist, A., Heindl, G., Szücs, C. (Hrsg.), Komplexitätsgrenzen der Rechtsinformatik, Tagungsband des 11. Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS 2008, Richard Boorberg Verlag, Stuttgart, S. 523–530, insb. S. 523–525 (2008).
- 8 Vgl. Beglinger, J., Tobler, C., Das EUR-Charts-Projekt oder: The Making of «Essential EC Law in Charts» – Visualisierung eines Rechtsgebietes am Beispiel des Rechts der Europäischen Union, In: Schweighofer, E., Geist, A., Heindl, G., Szücs, C. (Hrsg.), Komplexitätsgrenzen der Rechtsinformatik, Tagungsband des 11. Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS 2008, Richard Boorberg Verlag, Stuttgart, S. 531–539, insb. S. 533–537 (2008).
- 9 Vgl. Fill, H.-G., Basic Considerations of Semantics in Visual Models, In: Schweighofer, E., Geist, A., Heindl, G., Szücs, C. (Hrsg.), Komplexitätsgrenzen der Rechtsinformatik, Tagungsband des 11. Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS 2008, Richard Boorberg Verlag, Stuttgart, S. 548–556, insb. S. 548–549 (2008).
- 10 Vgl. Burger, D., Computergestützter organisationaler Wissenstransfer und Wissensgenerierung: Ein Experteninterview basierter Forschungsansatz, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien, Wiesbaden, insb. S. 130–134 (2011).
- 11 Siehe für weitere Informationen: http://www.maxqda.de/produkte/maxqda aufgerufen 8. Januar 2015 (2015).
- 12 Vgl. Liebold, R., Trinczek, R., Experteninterview, In: Kühl, S., Strodtholz, P., Taffertshofer, A. (Hrsg.), Handbuch Methoden der Organisationsforschung: Quantitative und Qualitative Methoden, VS Verlag für Sozialwissenschaft, Wiesbaden, insb. S. 41–43 (2009).
- 13 Vgl. Kopp, J., Lois, D., Sozialwissenschaftliche Datenanalyse: Eine Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaft, Wiesbaden, insb. S. 202–206 (2012).
- 14 Vgl. Venkatesh, V., Morris, M. G., Davis, G. B., Davis, F. D., User Acceptance of Information Technology: Toward a Unified View, In: MIS Quarterly, Vol. 27, No. 3, S. 425–478, insb. S. 446–456 (2003).
- 15 Vgl. Schalles, C., Creagh, J., Rebstock, M., Usability of Modelling Languages for Model Interpretation: An Empirical Research Report, In: Bernstein, A., Schwabe, G. (Hrsg.): 10th International Conference on Wirtschaftsinformatik, S. 787–796, Zürich, Schweiz, insb. S. 788 (2011).
- 16 Vgl. Haenlein, M., Kaplan, A. M., A Beginner's Guide to Partial Least Squares Analysis, Understanding Statistics, Vol. 3, No. 4, S. 283–297, insb. S. 283–286 (2004).