1.
Technologische Singularität ^
2.
Mensch-Maschine-Kooperationen ^
3.
Medienproduktion und Automatenjournalismus ^
4.
Technologische Singularität und Medienlandschaft ^
Was passiert, wenn der Roboterjournalismus sich weiter entwickelt? Eines Tages werden Algorithmen unsere Schwächen kompensieren, wie eine Brille das bei Sehschwäche macht. Wer liest wann, was? Wer schaut wann welches Video an? Warum? Was ist das überhaupt für eine Person, die das tut? Software-Agenten können zu Mitarbeitern werden, die recherchieren, entdecken, empfehlen, schaffen und kreieren. Im Bereich der Software-Agenten werden zudem wissenschaftliche Debatten einer schon lange diskutierten Personalisierung von Software zunehmend sichtbar.30 Künstliche Intelligenzen werden in manchen Bereichen menschlichen Entscheidungsträgern gewissermaßen gleichgestellt, so wurde etwa 2014 ein Algorithmus zum Mitglied in einen Vorstand eines Investmentunternehmens in Hongkong gewählt.31 Wenngleich man dies als Marketing-Maßnahme einstufen könnte, so ist darin zugleich eine wegweisende Dimension zu sehen, da die zunehmende Einbindung von Algorithmen und deren Personalisierung zum Ausdruck kommt und damit Schritt für Schritt zur Realität wird.
5.
Digitale Bedürfnispyramide ^
Kehren wir zu der Frage zurück, was die Technologische Singularität für die Medienlandschaft bedeutet, so finden wir im utopischen Entwurf jenes Szenario vor, wonach sich Medienprodukte selbst generieren. Zugleich werden zu dieser Zeit die Leser dann aber Rezipienten sein, die selbst schon über das Menschsein hinausgewachsen sein werden, also keine Menschen im eigentlichen Sinn mehr sind.33 Durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine wird die Verschmelzung von Gehirn mit Computern vollzogen, die Mensch-Maschine-Kooperation zu einem geschlossenen System. Die Narrative Erzählung einer datenbasierten Gesellschaft bedeutet damit, dass Daten die in Echzeit passieren, umgehend verwertet, analysiert und zugleich neu erzählt werden. Ein Problem, das dabei auftritt, wenn man die Bedürfnispyramide als hierarchische Entwicklung von Bedürfnissen betrachtet, ist die Frage der Selbstverwirklichung des Menschen durch Technik.
Stufe 1: Verfügbarkeit (Netzzugang, Infrastruktur, mobile Geräte)
Stufe 2: Vernetzung (Interkation, Information, Soziale Gefüge)
Stufe 3: Cybersicherheit (Schutz vor Cybercrime, Schutz der Privatsphäre, Anonymität)
Stufe 4: Erkenntnisgewinn (Datenanalyse, Schlussfolgerungen und Bildung)
Stufe 5: Human-Machinery Intelligence (Verbindung von Mensch und Maschine, Cyborgs, Roboterarbeit)
6.
Literatur ^
Amnon, Eden/Moor, James; Søraker, Johnny; Steinhart, Eric, eds. Singularity Hypotheses: A Scientific and Philosophical Assessment. Springer, Heidelberg/New York/Dordrecht/London (2012).
Brinzaik, Roman/Hülswitt, Tobias, Werden wir ewig leben? – Gespräche über die Zukunft von Mensch und Technologie, Suhrkamp, Berlin (2010).
Büttner, Ricardo, Automatisierte Verhandlungen in Multi-Agenten-Systemen, Berlin (2011).
Clynes, Manfred/Kline, Nathan S., Cyborgs and Space. Astronautics, 1960, S. 26–27; S. 74–76.
Hödl, Elisabeth, Software-Agenten: juristische Praxis und rechtliche Einordnung, in: Jusletter IT 11. Dezember 2013.
Hödl, Elisabeth/Zechner, Martin, Roboterjournalismus: Wenn Computer Texte schreiben www.watchdogs.at/science/roboterjournalismus-wenn-maschinen-texte-schreiben/ (7. Januar 2015).
Gray, Chris Hables, Cyborg Citizen. Politik in posthumanen Gesellschaften, Wien (2001).
Lewis, Michael, Flash Boys: Revolte an der Wall Street, Norton & Company, New York (2014).
Maslow, Abraham H., Motivation und Persönlichkeit, Olten 1987.
Postman, Neil, Wir amüsieren uns zu Tode, Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, 18. Auflage, S. Fischer, Frankfurt am Main (2008).
Schwarz, Georg, Die rechtsgeschäftliche «Vertretung» durch Softwareagenten: Zurechnung und Haftung, in Schweighofer/Menzel/Kreuzbauer (Hrsg.), Auf dem Weg zur e-Person: aktuelle Fragestellungen der Rechtsinformatik, Nr. 3 der Reihe Schriftenreihe Rechtsinformatik, Wien (2001), S. 65–72.
Schweighofer, Erich, Vorüberlegungen zu künstlichen Personen: autonome Roboter und intelligente Softwareagenten, in Schweighofer/Menzel/Kreuzbauer (Hrsg.), Auf dem Weg zur e-Person: aktuelle Fragestellungen der Rechtsinformatik, Nr. 3 der Reihe Schriftenreihe Rechtsinformatik, Verlag Österreich, Wien (2001), S. 45–53.
Soder, Eric, Mikrochips versus Gehirn – ein Blick in die Zukunft, MUSfalter August/September/Oktober 2011, S. 14–15.
Staudegger, Elisabeth, Rechtsfragen beim Erwerb von IT-Systemen, in Jahnel/Mandel/Staudegger (Hrsg.), IT-Recht, 3. Auflage, Wien (2012), S. 135–197.
Vetter, Michael, Ein Multiagentensystem zur Verhandlungsautomatisierung in elektronischen Märkten, Stuttgart (2006).
Weber, Karsten, Wer bestimmt über die technische Selbstmodifikation des Menschen? in Fürst/Gombocz/Hiebaum (Hrsg), Gehirne und Personen, Heusenstamm 2009, S. 367–378.
Zittrain, Jonathan, Ubiquitous Human Computing, Oxford Legal Studies Research Paper No. 32/2008.
Elisabeth Hödl, Chief Scientific Officer, Watchdogs – The Data Company, Auersperggasse 12, A-8010 Graz, www.watchdogs.at; elisabeth.hoedl@watchdogs.at
Martin Zechner, Executive Officer, Watchdogs – The Data Company, Auersperggasse 12, A-8010 Graz, www.watchdogs.at; martin.zechner@watchdogs.at
- 1 Vgl. Brinzaik/Hülswitt, Werden wir ewig leben? – Gespräche über die Zukunft von Mensch und Technologie, Suhrkamp, Berlin (2010), S. 5; Eden/Moor/Søraker/Steinhart (Hrsg.), Singularity Hypotheses: A Scientific and Philosophical Assessment, Heidelberg/New York/Dordrecht/London (2012), S. 1.
- 2 http://www.nickbostrom.com/superintelligence.html (21. Januar 2015).
- 3 Zu den unterschiedlichen Zugängen zum Begriff, vgl. https://www.singularityweblog.com/17-definitions-of-the-technological-singularity/ (20. Januar 2015).
- 4 Bereits im Jahr 1960 skizzierten Clynes/Kline in einem Aufsatz mit dem Titel «Cyborg and Space» für die NASA die technologische Aufrüstung des menschlichen Körpers für die Lebensbedingungen im Weltall und prägten damit den Begriff «Cyborg». Clynes/Kline, Cyborgs and Space. Astronautics, 1960, S. 26–27; S. 74–76.
- 5 Soder, Mikrochips versus Gehirn – ein Blick in die Zukunft, MUSfalter August/September/Oktober 2011, S. 14–15.
- 6 Ebenda, S. 14.
- 7 www-rohan.sdsu.edu/faculty/vinge/misc/singularity.html (2. Januar 2015).
- 8 www.rayandterry.com (2. Januar 2015).
- 9 Intelligente Agenten kommen als Unterhändler bei der Abwicklung von Geschäften zum Einsatz, heißen Selling Agents, wenn sie als Händler agieren oder Shopping Agents, wenn sie Käufer sind. Vgl. Vetter, Ein Multiagentensystem zur Verhandlungsautomatisierung in elektronischen Märkten, Stuttgart 2006; vgl. Büttner, Automatisierte Verhandlungen in Multi-Agenten-Systemen, Berlin 2011.
- 10 http://en.wikipedia.org/wiki/Amazon_Mechanical_Turk (2. Januar 2015).
- 11 Zittrain, Ubiquitous Human Computing, Oxford Legal Studies Research Paper No. 32/2008.
- 12 http://www.worldrobotics.org/index.php?id=100; Der Bericht «World Robotics» wird jedes Jahr von der Statistikabteilung des Internationalen Verbandes der Robotik IFR in Zusammenarbeit mit dem deutschen Fachverband VDMA Robotics + Automation veröffentlicht und stellt eine statistische Analyse des internationalen Robotermarktes dar. http://www.roboterwelt.de/studie-world-robotics-2014/ (20. Januar 2015).
- 13 control-e.de/blog/tag/universal-robots/ (2. Januar 2015).
- 14 Vetter, Ein Multiagentensystem zur Verhandlungsautomatisierung in elektronischen Märkten, Stuttgart (2006).
- 15 Vgl. Andrew McAffe, in Der SPIEGEL 35/2014, S. 69.
- 16 Pletter, Ist er besser als wir?, in Die Zeit, 10. Juli 2014, Nr. 29., S. 20 bzw. http://www.zeit.de/2014/29/computer-roboter-konkurrenz/seite-3 (19. Januar 2015).
- 17 http://towcenter.org/a-brief-history-of-computer-assisted-reporting/ (21. Januar 2015).
- 18 http://www.propublica.org/.
- 19 Vgl. Hödl/Zechner, Roboterjournalismus: Wenn Computer Texte schreiben www.watchdogs.at/science/roboterjournalismus-wenn-maschinen-texte-schreiben/ (2. Januar 2015).
- 20 www.narrativescience.com/quill (31. Oktober 2014).
- 21 www.huffingtonpost.de/lorenz-matzat/was-ist-eigentlich-roboterjournalismus_b_5675207.html (2. Januar 2015).
- 22 http://14.re-publica.de/en/file/republica-2014-lorenz-matzat-roboterjournalismus-wenn-algorithmen-nachrichten-machen (2. Januar 2015).
- 23 Vgl. Hödl/Zechner, Roboterjournalismus: Wenn Computer Texte schreiben www.watchdogs.at/science/roboterjournalismus-wenn-maschinen-texte-schreiben/ (2. Januar 2015).
- 24 http://www.message-online.com/message-podium/message-podium-3-2014/was-ist-eigentlich-roboterjournalismus/; https://www.youtube.com/watch?v=HEP2Okic_WQ (19. Januar 2015).
- 25 http://www.narrativescience.com/.
- 26 http://automatedinsights.com/.
- 27 Hödl/Rohrer, Wann thronen die Drohne über uns? http://www.watchdogs.at/science/wann-trohnen-die-drohnen-ueber-uns/ (21. Januar 2015).
- 28 Jürgs, Vorletzte Worte, Süddeutsche vom 31. Oktober 2014, S. 12.
- 29 Lewis, Flash Boys: Revolte an der Wall Street, Norton & Company, New York (2014).
- 30 Vorausschauend Schweighofer, Vorüberlegungen zu künstlichen Personen: autonome Roboter und intelligente Softwareagenten, in Schweighofer/Menzel/Kreuzbauer (Hrsg.), Auf dem Weg zur e-Person: aktuelle Fragestellungen der Rechtsinformatik, Nr. 3 der Reihe Schriftenreihe Rechtsinformatik, Wien 2001, S. 45–53; zu den rechtlichen Fragestellungen vgl. Schwarz, Die rechtsgeschäftliche «Vertretung» durch Softwareagenten: Zurechnung und Haftung, in Schweighofer/Menzel/Kreuzbauer (Hrsg.), Auf dem Weg zur e-Person: aktuelle Fragestellungen der Rechtsinformatik, Nr. 3 der Reihe Schriftenreihe Rechtsinformatik, Wien 2001, S. 65–72; Staudegger, Rechtsfragen beim Erwerb von IT-Systemen, in Jahnel/Mandel/Staudegger, IT-Recht, 3. Auflage, Wien (2012), S. 195; Hödl, Software-Agenten: juristische Praxis und rechtliche Einordnung, in: Jusletter IT 11. Dezember 2013.
- 31 www.golem.de/news/kuenstliche-intelligenz-unternehmen-waehlt-computer-in-den-vorstand-1405-106507.html (2. Januar 2015).
- 32 Vgl. Maslow, Motivation und Persönlichkeit, Olten 1987. Einen umfassenden Überblick zu Maslows Werk mit weiteren Quellen: http://www.social-psychology.de/do/PT_maslow.pdf (20. Januar 2015).
- 33 Hier ist auf die umfassende Debatte zum Transhumanismus zu verweisen, die Frage, ab wann Enhancenmet, also die technische Verbesserung des Menschen beginnt, wo die Grenze von Medizin und Gesundheit liegen und wo das Menschsein endet und der Posthumanismus beginnt. Z.B. vgl. Weber, Wer bestimmt über die technische Selbstmodifikation des Menschen? in Fürst/Gombocz/Hiebaum (Hrsg.), Gehirne und Personen, Heusenstamm 2009, S. 367–378 m.w.N.; Gray, Cyborg Citizen. Politik in posthumanen Gesellschaften, Wien 2001.
- 34 Postman, Wir amüsieren uns zu Tode, Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie18, Frankfurt am Main 2008, S. 11–26.