1.
Die Themenstellung ^
2.1.
Rechtsetzung zwischen Konflikt und Kooperation (Günther Schefbeck) ^
2.2.
Kooperation im Rechtsetzungsprozess aus legistischer Sicht (Renate Krenn-Mayer) ^
2.3.
Crowdsourcing and cooperative law-making (Dimitris Spiliotopoulos/Dimitris Koryzis/Fotis Fitsilis/Günther Schefbeck) ^
2.4.
Signaturbasierte Kooperation im parlamentarischen Prozess (Wolfgang Engeljehringer) ^
2.5.
Elektronische Werkzeuge zur kollaborativen Strukturierung und Formulierung von Rechtsvorschriften (Wolfgang Kahlig) ^
2.6.
Kooperatives Wissensmanagement in der Rechtsetzung (Hannes Stefko) ^
Bedingt durch formale Kommunikation und Notifikationen via E-Mails, erscheint deren tägliche Flut kaum mehr zu bewältigen; das kostet viel Geld und Ressourcen. Nun entfernen sich die ersten Firmen von der E-Mail-Kommunikation in Richtung einer kooperativen, wissensbasierten Kommunikation. Jeder Text eines Mitarbeiters wird in Absätzen auf einem zentralen Server abgelegt und an die notwendigen Teilnehmer kommuniziert. Die angesprochenen Teilnehmer teilen den gleichen Text über das IT-Netz und erweitern ihn beim ersten Ansehen um ihre persönliche Semantik (Regeln) automatisch. Nach dem Hinzufügen des eigenen Textes, der auch auf einem zentralen Server liegt, werden ausgewählte Kommunikationsteilnehmer mit Kommunikationsregeln bestimmt. Dieses System erzeugt ein Netz aus Text-Informations-Erstellern mit semantischen Regeln, die die Netzknoten abbilden, und Kommunikationsregeln, die die Netzkanten und Netzweite darstellen. Erste Versuche haben gezeigt, dass relativ stabile Zellen aus 40–80 Teilnehmern entstehen, die untereinander auf hohem Niveau Informationen mit ähnlicher Semantik austauschen. Viele Teilnehmer dieser Zellen sind auch Mitglieder anderer Zellen. Die einzelnen Zellen sind die ideale Basis für ein Wissensmanagement, weil Information mit ähnlicher Semantik verwaltet wird. Sie ermöglichen dem Anwender, die richtige Information viel einfacher zu finden und die Menge von überflüssigen Informationen (E-Mails) auszuschalten.
Der Ansatz ist auch auf das legislative System übertragbar: In Österreich wären kleine Zellen von 50–100 Personen aus der Zivilgesellschaft ideal. Sie würden Interessens-Gemeinschaften auf hohem Niveau darstellen, die durch Artikulieren der Interessen der Zivilgesellschaft die Legisten unterstützen könnten. Ein gemeinsames System für kooperatives Wissensmanagement mit Anwendern aus der Zivilgesellschaft und den Legisten wäre von Vorteil für die Rechtsetzung. Die einzelnen Zellen mit ihren Mitgliedern könnten die Gesetzentwürfe der Legisten bewerten und die neu entstandenen Sichten kommunizieren (regelbasierend). Die kommentierten Sichten würden von den Legisten und anderen Teilnehmern semantisch analysiert werden und eine Wissensbasis für weitere Modifikationen des Gesetzesentwurfs bilden. Dieser Schritt würde nicht nur für mehr Bürgernähe in der Rechtsetzung sorgen, er würde auch das konstruktive Mitwirken der Zivilgesellschaft am demokratischen System wesentlich erhöhen.
Günther Schefbeck, Abteilungsleiter, Parlamentsdirektion, Abteilung «Parlamentarische Dokumentation, Archiv und Statistik», Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien, AT, guenther.schefbeck@parlament.gv.at