1.1.
Zusammensetzung eines Bauprojektteams des öffentlichen Auftraggebers ^
Die öffentliche Hand ist bei der Durchführung von Bauvorhaben als öffentlicher Auftraggeber verpflichtet, alle für die Errichtung eines Baues erforderlichen Leistungen, wie Dienstleistungen, Lieferleistungen oder Bauaufträge, dem Bundesvergabegesetz2 entsprechend auszuschreiben und zu vergeben. Aus den förmlichen Vorgaben an ein Vergabeverfahren resultiert in der Regel, dass sich das eingesetzte Projektteam «zufällig» zusammensetzt, also ohne dass der Auftraggeber (in der Folge kurz AG) eine maßgebliche Einflussnahme auf deren Bestellung hat. Die Zusammensetzung des Projektteams kann daher in diesen Fällen, anders als bei unternehmensinternen Projektteams oder Projektteams bei privaten Auftragsvergaben (ohne Beteiligung eines im Sinne des § 3 BVergG öffentlichen Auftraggebers), nicht geplant werden. Die fachliche Qualifikation und Kompetenz aller externen Projektbeteiligten wird durch die AG im Zuge des Ausschreibungsverfahrens abgefragt und bei Auftragserteilung an die Auftragnehmer (Dienstleister oder Ausführende, im der Folge kurz AN) vorausgesetzt. Die erforderlichen, im Projektteam vertretenen Spezialgebiete, werden von der AG je nach Projektbedarf und Projektstruktur festgelegt. Eine Herausforderung liegt nun darin, die Zusammenarbeit des Projektteams so zu gestalten, dass es den Anforderungen für die erfolgreiche Bauprojektabwicklung in terminlicher wie auch in wirtschaftlicher Sicht entspricht.
1.2.
Grundlagen des (Bau-)Projektmanagements ^
- Initiierung – Definition des Projektes, seines Inhaltes, Umfanges sowie der finanziellen Ressourcen, Einholen von Genehmigungen für Projektbeginn;
- Planung – Definition der Zielvorgaben, Entwickeln der Projektmanagementprozesse; Ausführung – Abwicklung des Projektes in seinem definierten Rahmen;
- Überwachung und Steuerung – Prüfung und Regulierung des Projektfortschrittes erforderlichenfalls mit notwendigen Änderungen oder Korrekturen zur Zielerreichung;
- Abschluss des Projekts – Fertigstellung und formelle Beendigung des Projektes.
- Planen – das Festlegen, was angestrebt wird – beinhaltet bspw. die Projektdefinition, Leistungsplanung, Planung der Qualitäten, Termine, Ressourcen, Kosten und Finanzen;
- Organisieren – das Zum-Funktionieren-Bringen – dazu zählen bspw. die Rollendefinition, Aufgaben- und Verantwortungsverteilung, Gestalten der Kommunikation und der Projektkultur;
- Führen – das zielorientierte Anleiten Anderer – angestrebt wird dabei bspw. die Förderung der Zielklarheit und Zielakzeptanz, Entwicklung der Teammitglieder, Initiierung von Veränderungen, Herbeiführen von Entscheidungen;
- Steuern – das Verfolgen im Hinblick auf erfolgreiche Projektabwicklung – bspw. angeführt wird dabei die integrierte Steuerung von Qualitäten, Terminen, Ressourcen, Kosten, Finanzmitteln, Verfolgung der Entwicklung kritischer Erfolgsfaktoren/der Risiken, Anordnen von korrektiven Maßnahmen.5
Die DIN 699016 definiert ein Projekt als Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Zielvorgabe; zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen; Abgrenzungen gegenüber anderen Vorhaben; projektspezifische Organisation. Weitere Präzisierungen der Begriffsdefinition wie Neuartigkeit, Komplexität, Interdisziplinarität und die Einmaligkeit werden angeführt.7 Im Bauwesen sind diese Merkmale bei nahezu jedem Objekt gegeben, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung.8 Projekte in der Bauwirtschaft können dementsprechend als komplexe, risikobehaftete Vorhaben bezeichnet werden, an deren Initiierung, Planung, Steuerung, Durchführung und Überwachung in der Regel eine Vielzahl wechselnder Akteure, bspw. mehrere Unternehmen oder Unternehmensbereiche, beteiligt sind.9 Dementsprechend kann die Definition von Bauprojekten weiter gefasst werden. Bauprojekte sind einmalig, auch durch ein Wiederholen eines Bauprojektes ändert sich sein einmaliger Charakter nicht, da die Umstände der Vorbereitung, Planung und Umsetzung immer unterschiedlich ausfallen, mit Dienstleistern und ausführenden Firmen in verschiedensten Konstellationen. Daraus kann abgeleitet werden, dass Bauprojekte durch ihre Einmaligkeit und Komplexität hohe Anforderungen an ihre Umsetzung in den Bereichen der Projektleitung, des Projektmanagements sowie an die Kommunikation und den Informationsaustausch stellen.
2.
Kommunikation und soziale Kompetenz im Bauprojektteam des öffentlichen Auftraggebers ^
Der bisherige Forschungsstand zeigt eine enge Vernetzung der Kommunikation und der Sozialkompetenz mit dem Themenbereich der Führung, welcher sowohl das Führen und Leiten von Projekten, als auch das Führen und Leiten von Mitarbeitern umfasst.11 Dazu zählen auch die, vom Auftraggeber an den Projektleiter, übertragenen Kompetenzen und Rechte um seine Verantwortung wahrzunehmen und das Projektteam zielorientiert zu führen.12 Die Führungskompetenz kann auch vom Kommunikationsverhalten des Projektleiters beeinflusst werden. Die soziale Kompetenz des Projektleiters und auch der Teammitglieder ist im Kontext mit der kommunikativen Kompetenz und der Führungskompetenz zu betrachten. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Teamarbeit einerseits vom sozialen und kommunikativen Verhalten des Projektleiters und andererseits der Teammitglieder selbst geprägt wird. Somit konkretisiert, führt und steuert der Projektleiter das Projekt. Um seine Rolle als Projektleiter auszufüllen, benötigt er neben einer guten Kenntnis der Projektmanagementmethoden, exzellente kommunikative und zwischenmenschliche Fähigkeiten und auch eine stabile Basis an Fachwissen. Er muss auch gleichzeitig mit den strategischen Zielen und den innerbetrieblichen Abläufen gut vertraut sein.13
2.1.1.
Kommunikation im (öffentlichen) Bauprojektmanagement ^
Zu den kommunikativen Kompetenzen zählen neben der Fähigkeit, zuhören zu können, eine offene Einstellung zu anderen ebenso wie Einfühlungsvermögen17 und auch das Verstanden werden sowie Zuhören und richtiges Verstehen.18 Dabei ist einerseits besonders wichtig, mit sich selbst in Übereinstimmung, situationsangepasst und in Auseinandersetzung mit dem Gegenüber zu kommunizieren und anderseits aktiv zuzuhören, was bedeutet, sich in den Rollenpartner einzufühlen und den Gesprächspartner in seinem Gefühlsumfeld zu akzeptieren. Kommunikative Kompetenz ist somit das bedeutendste Führungsinstrument eines Projektleiters.
2.1.2.
Soziale Kompetenz im (öffentlichen) Bauprojektmanagement ^
2.1.3.
Fachliche Kompetenz im (öffentlichen) Bauprojektmanagement ^
2.2.
Hypothesenbildung ^
In der vorliegenden Untersuchung wurde daher die Forschungsfrage gebildet:
«Welche kommunikativen und sozialen Kompetenzen unterstützen das Bauprojektmanagement?»
2.3.
Methodik ^
2.4.
Ergebnisse ^
2.4.1.
Faktor Soziale Kompetenz ^
2.4.2.
Faktor kommunikative Kompetenz ^
2.4.3.
Faktor fachliche Kompetenz ^
3.
Implikationen der Ergebnisse für die Praxis ^
4.
Literatur ^
Bea Franz Xaver, Scheurer Steffen, Hesselmann Sabine, Projektmanagement, UVK-Verl Ges, Konstanz und München (2011)
Bohinc Tomas, Projektmanagement, Gabal Verlag, Offenbach (2006)
Bohinc Tomas, Führung im Projekt, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2012)
Burghardt Manfred, Einführung in Projektmanagement, Publicis Publishing, Erlangen (2013)
Hussey Walter, Schreier Margit, Echterhoff Gerald, Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor, Springer Verlag Berlin Heidelberg (2013)
Greiner Peter, Mayer Peter Eduard., Stark Karlhans, Baubetriebslehre – Projektmanagement, Friedrich Vieweg & Sohn Verlag Wiesbaden (2005)
Köhler Jens., Oswald Alfred, Die Collective Mind Methode, Springer Verlag Berlin Heidelberg (2009)
Kuster Jürg, Huber Eugen, Lippmann Robert, Schmid Alphons, Schneider Emil, Witschi Urs, Wüst Roger, Handbuch Projektmanagement, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2011)
Leimböck Egon, Bauwirtschaft, B. G. Teubner, Stuttgart Leipzig (2000)
Lorenz Michael, Rohrschneider Uta, Praxishandbuch Mitarbeiterführung, Haufe Lexware, Freiburg (2013)
Patzak Gerold, Rattay Günter, Projektmanagement, Linde Verlag, Wien (2014)
Project Management Institute, A guide to the project management body of knowledge (PMBOK ® guide) PMI Project Management Inst., Newtown Square, PA (2013)
Rattay Günter, Führung von Projektorganisationen, Linde Verlag, Wien (2013)
Withauer Klaus F., Führungskompetenz und Karriere, Gabler Verlag, Wiesbaden (2011)
- 1 DIN 69904 Ausgabe: 2001-01-01.
- 2 BVergG 2006 i.d.F. BGBl I Nr. 128/2013.
- 3 Vgl. Kuster/Huber/Lippmann/Schmid/Schneider/Witschi/Wüst, Handbuch Projektmanagement, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2011) S. 9.
- 4 Vgl. Project Management Institute, A guide to the project management body of knowledge (PMBOK ® guide) PMI Project Management Inst., Newtown Square, PA (2013) S. 5.
- 5 Vgl. Patzak/Rattay, Projektmanagement, Linde Verlag, Wien (2014) S. 24.
- 6 DIN 69901 Ausgabe: 2009-01. Die DIN-Normenreihe DIN 69901 beschreibt Grundlagen, Prozesse, Prozessmodell, Methoden, Daten, Datenmodell und Begriffe im Projektmanagement.
- 7 Vgl. Patzak/Rattay, Projektmanagement, Linde Verlag, Wien (2014) S. 20.
- 8 Vgl. Greiner/Mayer/Stark, Baubetriebslehre – Projektmanagement, Friedrich Vieweg & Sohn Verlag Wiesbaden (2005) S. 1 ff.
- 9 Vgl. Leimböck, Bauwirtschaft, B. G. Teubner, Stuttgart Leipzig (2000) S. 25.
- 10 Vgl. Burghardt, Einführung in Projektmanagement, Publicis Publishing, Erlangen (2013) S. 9.
- 11 Vgl. Kuster/Huber/Lippmann/Schmid/Schneider/Witschi/Wüst, Handbuch Projektmanagement, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2011) S. 212.
- 12 Vgl. Rattay, Führung von Projektorganisationen, Linde Verlag, Wien (2013) S. 109 ff.
- 13 Vgl. Bea/Scheurer/Hesselmann, Projektmanagement, UVK-Verl Ges, Konstanz und München (2011) S. 56.
- 14 Vgl. Bohinc, Projektmanagement, Gabal Verlag, Offenbach (2006) S. 95.
- 15 Vgl. Withauer, Führungskompetenz und Karriere, Gabler Verlag, Wiesbaden (2011) S. 204.
- 16 Vgl. Köhler/Oswald, Die Collective Mind Methode, Springer Verlag Berlin Heidelberg(2009) S. 119.
- 17 Vgl. Withauer, Führungskompetenz und Karriere, Gabler Verlag, Wiesbaden (2011) S. 269.
- 18 Vgl. Lorenz/Rohrschneider, Praxishandbuch Mitarbeiterführung, Haufe Lexware, Freiburg (2013) S. 26.
- 19 Vgl. Bohinc, Führung im Projekt, Springer-Verlag Berlin Heidelberg (2012) S. 213 ff.
- 20 Vgl. Rattay, Führung von Projektorganisationen, Linde Verlag, Wien (2013) S. 100.
- 21 Vgl. Hussey/Schreier/Echterhoff, Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor, Springer Verlag Berlin Heidelberg (2013) S. 287 ff.