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Das Generalthema des 19. Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS lautet «Netzwerke». Damit wird der Fokus auf die nunmehr dominierende Rolle der vernetzten IT sowie auf Beziehungen zwischen Menschen, Maschinen und Dokumenten gelegt. Ahti Saarenpää spricht nicht mehr von der Wissensgesellschaft, sondern von der Netzwerkgesellschaft.
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«Netzwerke» sind Systeme, deren Struktur sich als Graph beschreiben lässt; als eine Menge von Elementen (Knoten), die mittels Verbindungen (Kanten) miteinander verbunden sind. Im Recht gibt die Kooperationsstruktur die Netzwerkstruktur vor. Die Rolle im Netzwerk reflektiert die Bedeutung als Stakeholder des Systems (oder nach Fritjof Haft als Autorität des Rechts). Derzeit ist es ein System mit Menschen; zunehmend spielen aber auch Maschinen eine Rolle. Typisch für das Recht ist aber auch, dass daneben Dokumente ebenfalls eine wichtige Eigenrolle spielen – bahnbrechende Gesetze, Leitentscheidungen, aber auch Flaggschiff-Kommentare. Daher ist es naheliegend, auch das Rechtssystem als ein Bündel von Netzwerken zu verstehen und zu analysieren.
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Die Wissens- und Netzwerkgesellschaft mit dem Streben nach digitalen Grundrechten erfordert hier grundlegendes Umdenken bei den Juristen. Das Internet hat die Kommunikation revolutioniert. Dies nutzend, sichert die Rechtsinformatik mit den Textkorpora in Rechtsinformationssystemen die juristische Informationsgrundversorgung. Die zunehmende Bereitstellung semantischer Dokumente öffnet den Weg zur Maschine-Mensch- oder auch Maschine-Maschine-Kommunikation. Damit wird der Weg frei für mehr Effizienz bei geringeren Kosten – einem wesentlichen Ziel der Jurisprudenz im 21. Jahrhundert. Die Entwicklung ist schleichend, aber nachhaltig und die Rechtsinformatik steht im Zentrum, weil sich das Wissensnetzwerk wesentlich ändert.
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Wie gewohnt umfasst der Tagungsband neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Beiträge zu den praktischen Problemstellungen und Anwendungen der Rechtsinformatik. Die multimediale Publikation in Zusammenarbeit mit Editions Weblaw wird fortgesetzt; von einen Teil der Vorträge werden später auch Podcasts zur Verfügung stehen.
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Der Tagungsband ist in folgende Themengruppen gegliedert:
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Die Organisatoren des IRIS 2016 sind vielen zu Dank verpflichtet, die dazu beitragen, dass diese wissenschaftliche Plattform der Rechtsinformatik in Zentraleuropa abgehalten werden kann. Die vielen Stakeholder sind auf den nachfolgenden Seiten unter IRIS-Organisation angeführt. Besonders zu erwähnen sind die Universitäten Wien (ARI Arbeitsgruppe Rechtsinformatik in Zusammenarbeit mit dem WZRI Wiener Zentrum für Rechtsinformatik) und Salzburg (Wissensnetzwerk Recht Wirtschaft und Arbeitswelt), der Programmvorsitzende Erich Schweighofer und die Co-Vorsitzenden Friedrich Lachmayer, Walter Hötzendorfer und Georg Borges; die Lokale Koordinatorin Maria Stoiber und das lokale Organisationsteam an der Universität Salzburg unter der Leitung von Dietmar Jahnel und Peter Mader.
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Den Autorinnen und Autoren gebührt unser herzlicher Dank für ihre Beiträge, die mit größtmöglicher Sorgfalt editiert wurden.
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Tagungsbände sind Dokumentationen von Momentaufnahmen der Wissenschaft, und zwar der gehegten und gepflegten Treffen der Wissenschaftsgemeinde. Das IRIS-Konzept sieht größtmögliche Dissemination der Ergebnisse vor. Durch die Kooperation mit der OCG und ihrem Verlag books@ocg.at sowie mit dem Verlag Editions Weblaw werden die Tagungsbände sowohl in Druck als auch gleichzeitig in der Zeitschrift Jusletter IT unter http://www.jusletter-it.eu publiziert.
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Tagungen sind auch Anlass zum Gedenken. Prof. Dr. Dr. Herbert Fiedler ist im Oktober 2015 im 87. Lebensjahr verstorben. Damit verliert die Rechtsinformatik in Deutschland ihren Begründer und einflussreichen Pionier. In seinem über 53jährigen Wirken hat Herbert Fiedler entscheidend an der Entstehung der Rechtsinformatik wie der Verwaltungsinformatik mitgewirkt.
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Fiedler war von seiner Ausbildung Mathematiker und Jurist; von seiner beruflichen Praxis Universitätsprofessor, Institutsleiter in der GMD (Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, nunmehr Fraunhofer-Institutszentrum Schloss Birlinghoven; http://www.izb.fraunhofer.de) sowie langjähriger Funktionär in der GI (Gesellschaft für Informatik e.V.). Fiedler war der Wissenschaft und ihren Grundsätzen stets verbunden. Seine Beiträge waren interdisziplinär, streng objektiv und methodisch, oft auch überraschend kurz, aber stets prägnant. Fiedler war der wichtigsten Plattform der Rechtsinformatik in Zentraleuropa, dem Internationalen Rechtsinformatik Symposion IRIS, seit ihrem Beginn verbunden und hat durch seine Plenarvorträge und vielen Diskussionsbeiträge stets wichtige Anstöße zur wissenschaftlichen Entwicklung gegeben.
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Dieser Tagungsband ist daher dem Gedenken an Herbert Fiedler gewidmet.
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Wir hoffen, dass dieser Tagungsband in gedruckter und in elektronischer Form mit ähnlichem Interesse aufgenommen wird wie die Tagungsbände der Vorjahre!
Wien, Bern und Saarbrücken, im Februar 2016
Erich Schweighofer, Franz Kummer, Walter Hötzendorfer, Georg Borges