1.
Einführung / Zielsetzung ^
2.
Smart Services ^
Die Bereiche, in die eine Stadt investieren kann, um Smart Services bereitzustellen und zur Smart City zu werden, sind vielfältig. An der TU Wien wurden sechs Schlüsselbereiche hierzu gebildet: Smart Economy, Smart Mobility, Smart Environment, Smart People, Smart Living, Smart Governance.8/9 Smart Economy nimmt den Menschen als neue zentrale Wissensquelle als tragendes Element zur Produktivitätssteigerung in den Blick. Durch neue Kommunikationstechnologien sollen Synergien geschaffen und genutzt werden. Dabei sind Weltoffenheit, freizügiger Unternehmergeist und innovative Entwicklungen wesentlich, die letztlich das Image einer Stadt prägen.10 Smart Mobility zielt auf die Mobilitätsförderung für den Menschen über alle Mobilitätsarten – Individualverkehr (z.B. zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto) und den ÖPNV (z.B. Bus, Bahn) hinweg. Ziele sind dabei u.a. Staureduktion und neue Transportmodelle, aber auch Energieeffizienz und geringe Emissionen. Smart Environment fokussiert die Nachhaltigkeit, um Menschen mit allem Lebensnotwendigen wie Nahrung, Wasser, Energie etc. versorgen zu können. Konzepte wie Smart Home ist dabei ein Beispiel des privaten Umfeldes. Das Öffentliche Umfeld bezieht sich auf nachhaltige erneuerbare Energien, fachgerechte Ver- und Entsorgungssysteme wie Wasserversorgung und Müllentsorgung, aber auch der Grünflächengestaltung in Städten.11 Der Ansatz der Smart People zielt darauf, die Einwohner einer Kommune als gebildete, an gesundem Lifestyle und lebenslangem Lernen interessierte Personen zu betrachten, die aufgeschlossen und flexibel auf Änderungen in ihrer Umwelt reagieren. Sie entwickeln sich selbst und ihre Stadt ständig weiter.12 Mit Smart Living wird der Lebensraum und dessen Gestaltung in einer Smart City bezeichnet. Dabei sind die Identifikation und ein hohes Interesse an ihrer Vergangenheit und Kultur maßgeblich. Ein Bild der familienfreundlichen Stadt, die allen – vom Kind bis zum Senioren – Sicherheit und Fürsorge garantiert und Berufs- und Privatleben vereinbar werden lässt. Der Begriff Smart Governance zielt auf die «smarte» Steuerung einer Smart City mit allen Aufgaben und Bereichen, die momentan von der öffentlichen Verwaltung und Politik übernommen werden. Wieder wird den Einwohnern und Bürgern eine besondere Bedeutung zugedacht, die sich in Partizipation und Kollaboration zwischen Politik, öffentlicher Verwaltung und Einwohnern wie Bürgern manifestiert. D.h. Führungspersonen sind präsent. Entscheidungen basieren auf der aktiven Teilnahme und Zusammenarbeit mit Bürgern, z.B. durch ePartizipation. Der Entscheidungsprozesse sind iterativ durch ständiges Planen, Budgeting und Monitoring ausgelegt. Big Data und daraus aufbereitete Informationen dienen der Stadt und ihren Bürgern als Entscheidungshilfe.
- Connected City (die digitale Integration aller Beteiligten ist geschaffen, Plattformen können miteinander kommunizieren);
- Smarter City (die erzeugten Daten und deren Verarbeitung erfolgen in einem Big Data-Management und werden als Big Data angeboten.)
- Participatory City (kollaboratives Arbeiten und Leben in Zusammenhang und Nutzung von Smart Data kennzeichnet die Kommune).
- Agile City (die Kommune kann sich innovativ, hoch flexibel an neue Entwicklungen und Trends in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur etc. anpassen.)14. Daraus leitet sich die Frage ab, wie der Reifegrad bewertet werden kann.
3.
Bewertungsrahmen für Smart Cities ^
Diese Frage, wie eine Kommune ihren Reifegrad bezüglich «Smart City» einschätzen kann, erfordert Bewertungsbereiche und -kriterien, sowie Ausprägungsstufen zu deren Beurteilung.
Bewertungskriterien wird auf einer Skala von 0 bis 5 bewertet (siehe Abbildung 2)
4.
Ein Vergleich ^
Abbildung 3: Ein Vergleich: Gegenüberstellung von Singapur, Tallinn und Karlsruhe18
Im Bereich Smart Governance verfügt die Stadt im Rahmen eines eCitizen Programms über ein umfangreiches Service Angebot. Dazu zählen Dienste aus den Bereichen Finanzen, Bürgerkommunikation, Justiz und Soziales. Ein Open Data Portal wird ergänzend angeboten. Eine eigene Behörde ist für die Erforschung und Weiterentwicklung von Smart City und Smart Nation Konzepten zuständig. Zusammenfassend befindet sich Singapur auf einem sehr guten Weg zur Entwicklung einer smarten City.27
Im Bereich Smart Mobility besitzt Karlsruhe ein online einsehbares Parkleitsystem für Parkhäuser. Zusätzlich werden weitere Verkehrsdaten zu Baustellen, Verkehrsdichte, Parkplätzen etc. über ein Mobilitätsportal in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Informationen des ÖPNV können online abgerufen werden. Karlsruhe verfügt über einen Fahrradzähler für vorbeifahrende Fahrradfahrer. Der CarSharing-Anbieter Stadtmobil hat mit 800 Fahrzeugen die höchste Fahrzeug-Dichte in Deutschland. Daher wurde 2012, 2013 und 2015 Karlsruhe zur CarSharing-Hauptstadt gewählt. Karlsruhe verfügt ebenso über ein App-basiertes BikeSharing.
Im Bereich Smart Environment beteilig sich Karlsruhe aktiv. Karlsruhe stellt derzeit basierend auf einem Klimakonzept auf nachhaltige Energieressourcen um. 2015 erhielt Karlsruhe den deutschen Nachhaltigkeitspreis als nachhaltigste Großstadt Deutschlands.
Im Bereich Smart Living verfügt Karlsruhe über ein gut ausgebautes Gesundheitssystem. Mit der hohen Dichte an Bildungseinrichtungen bietet Karlsruhe viele Möglichkeiten zur Weiter- und Fortbildung. Des Weiteren kann das Karlsruher Bibliotheksportal als Online-Zugang zu den verschieden Karlsruher Bibliotheken genutzt werden.
Im Bereich Smart Governance bietet die Stadt ihren Bürgern mit ersten Online-Angeboten die Möglichkeit über Services Kontakt zu Behörden aufzunehmen. So können beispielsweise Termine online vereinbart werden. Karlsruhe stellt in einem Open-Data-Portal Informationen über Bevölkerung, Bildung, Kultur, Politik etc. zur Verfügung. Insgesamt ist die Stadt zwar schon weit entwickelt, allerdings besteht vor allem in den Bereichen Smart Living und Smart Governance noch Nachholbedarf.28
5.
Fazit und Empfehlungen ^
Die drei betrachteten Städte sind auf einem guten Weg zu einer Smarten City. Allerdings ist Karlsruhe als ein Beispiel für eine deutsche Stadt noch nicht in allen Bereichen bei einem angemessenen Entwicklungstand angekommen. Durch die föderalen Strukturen in Deutschland und den noch stattfinden Ausbau des Breitbandinternets wird die Entwicklung gebremst. Des Weiteren schränken die vergleichsweise strengen deutschen Rechtsvorschriften im Bereich Datenschutz die Erfassung und Auswertung von Big Data ein, so dass somit verschiedene Dienste nicht adäquat umgesetzt werden können. Zudem muss die Datensicherheit der Angebote gewährleistet werden können.
6.
Literatur ^
Auswärtiges Amt (Hrsg.), Singapur: Kultur- und Bildungspolitik (http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Singapur/Kultur-UndBildungspolitik_node.html; alle Internetquellen abgerufen am 9. Februar 2017).
Böttcher, Peer-Arne, Zeitenwende: Die Geburt der Smart Economy, in: impulse 2013 (https://www.impulse.de/management/zeitenwende-die-geburt-der-smart-economy/2009490.html).
Central Intelligance Agency (Hrsg.), Singapore. The World Factbook. Central Intelligance Agency (https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/sn.html).
Chourabi, Hafedh et al., Understanding Smart Cities: A Integrative Framework, HICSS 2012, IEEE, S. 2289–2297.
Eckhard, Florian/ Höpfner, Dennis, Smart City – Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Seminararbeit DHBW Karlsruhe, 2017
Ender, Norbert, Smarte Menschen zieht es in Smarte Städte, in: HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik 2015, Volume 52, Heft 4, S. 467–469 (http://dx.doi.org/10.1365/s40702-015-0159-8).
Florida, Richard, The Rise of the Creative Class: And How It’s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday Life, New York, Basic Books 2002 (http://www.washingtonmonthly.com/features/2001/0205.florida.html).
Giffinger, Rudolf/Kramar, Hans/Haindlmaier, Grudrun/Strohmayer, Florian, europeansmartcities 4.0, 2016 (http://www.smart-cities.eu/).
Hean, Cheong K./TEDxSingapore (Hrsg.), Theme: The Undiscovered Country – How we design and build a smart city and nation, TEDxSingapore 2015 (www.ted.com/tedx/16973events/).
Jaekel, Michael, Smart City wird Realität, Springer-Verlag, Wiesbaden 2015. S. 222.
Kanter, Rosabeth M./Litow, Stanley S., Informed and interconnected: A manifesto for smarter cities, Harvard Business School General Management Unit Working Paper 2009, 09-141 (http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1420236).
Kumar, T. M. Vinod (Hrsg.), Smart Economy in Smart Cities, Springer-Verlag, Singapore 2017, S. 3–76 (http://dx.doi.org/10.1007/978-981-10-1610-3).
Malanowski, Norbert, Cluster Singapur, in: Kooperation International 2014 (http://www.kooperation-international.de/innovationsportal/clusterportal/cluster-singapur.html).
Manville, Catriona et al., Mapping Smart Cites, EU-Parliament 2014 (http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/etudes/join/2014/507480/IPOL-ITRE_ET(2014)507480_EN.pdf).
Pahl-Weber, Elke/Bunschoten, Raoul/Hoja, Christoph/Jeutner, Marcus/Prang, Holger/Schorr, Jonas, Smart City Definition an der TU Berlin, Smart City Platform 2016 (http://www.smartcity.tu-berlin.de/smart-city-definition-an-der-tu-berlin-smart-city-platform/).
Petrolo, Riccardo/Loscrì, Valeria/Mitton, Nathalie, Towards a smart city based on cloud of things, a survey on the smart city vision and paradigms. Transactions on Emerging Telecommunications Technologies, Wiley 2015, S. 1–11.
Singapore Government (Hrsg.), Ministry of Education Singapore, www.moe.gov.sg.
Singapore Government (Hrsg.), eCitizen – Your Gateway to all Government Services, www.ecitizen.gov.sg.
Singapore Government (Hrsg.), Health Promotion Board, www.hpb.gov.sg.
Singapore Government (Hrsg.), Building and Construction Authority, www.bca.gov.sg.
Wahlster, Wolfgang/Grallert, Hans-Joachim/Wess, Stefan/Friedrich, Hermann/Widenka, Thomas (Hrsg.), Towards the Internet of Services: The THESEUS Research Program, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2014.
Wan, Jiafu/Cai, Hu/Zhou, Keliang, Industrie 4.0: Enabling technologies, in: Proceedings of 2015 International Conference on Intelligent Computing and Internet of Things, Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), 2015.
- 1 Petrolo/Loscrì/Mitton 2015, S. 1–11.
- 2 Kanter/Litow 2009.
- 3 Chourabi et al. 2012, S. 2289–2297.
- 4 Wahlster et al. 2014.
- 5 Wan/Cai/Zhou 2015.
- 6 Florida 2002.
- 7 Kanter/Litow 2009.
- 8 Kumar 2017, S. 3–76.
- 9 Giffinger et al. 2016.
- 10 Böttcher 2013.
- 11 Kumar 2017, S. 17.
- 12 Pahl-Weber et al. 2016.
- 13 Kanter/Litow/Stanly 2009, S. 2.
- 14 Jaekel 2015, S. 222.
- 15 Manville et al. 2014, S. 76.
- 16 Manville et al. 2014, S. 77.
- 17 Ender 2015, S. 467–469.
- 18 Eckhard/Höpfner 2017.
- 19 Central Intelligance Agency, Singapore. The World Factbook.
- 20 Malanowski 2014.
- 21 Hean/TEDxSingapore 2015.
- 22 Auswärtiges Amt, Singapur: Kultur- und Bildungspolitik.
- 23 Singapore Government, Ministry of Education Singapore.
- 24 Singapore Government, eCitizen – Your Gateway to all Government Services.
- 25 Singapore Government, Health Promotion Board.
- 26 Singapore Government, Building and Construction Authority.
- 27 Eckhard/Höpfner 2017.
- 28 Eckhard/Höpfner 2017.