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Offene Session des Forums e|Government der OCG: Forschungsschwerpunkte, Innovations-modelle und Umsetzungsstrategien für E-Government

  • Authors: Maria A. Wimmer / Josef Makolm / Roland Traunmüller
  • Category: Short Articles
  • Region: EU
  • Field of law: E-Government, E-Justice
  • Collection: Conference proceedings IRIS 2010
  • Citation: Maria A. Wimmer / Josef Makolm / Roland Traunmüller, Offene Session des Forums e|Government der OCG: Forschungsschwerpunkte, Innovations-modelle und Umsetzungsstrategien für E-Government, in: Jusletter IT 1 September 2010
Das Forum e|Government der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) ist eine offene und unabhängige Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch über E-Government und E-Democracy. Die «offene Session» im Rahmen des IRIS hat das Ziel, innovative Ideen und neue Ansätze zu diskutieren.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Das Forum e|Government der OCG
  • 2. E-Democracy – Mehr als ein Hype?
  • 3. IKT in der strategischen Langfristplanung und Entscheidungsfindung: Partizipative Szenarienbildung und Policy Modellierung im OCOPOMO Projekt
  • 4. Beschleunigung der E-Government-Innovation durch zeitnahe Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse
  • 5. Literatur

1.

Das Forum e|Government der OCG ^

[1]

Das Forum e|Government der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) bietet einerseits für Interessierte eine offene und unabhängige Plattform zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch über E-Government und E-Democracy. Andererseits unterstützt das Forum den internationalen Wissenstransfer zwischen Theoretikern und Praktikern aus der öffentlichen Verwaltung, der Wirtschaft und der Wissenschaft. Vorträge und Workshops auf nationalen und internationalen Konferenzen und Sitzungen laden ein, gemeinsam neue und bestehende Lösungen zu diskutieren, zu bewerten und zu gestalten. Die jährlich herausgegebenen Tagungsbände dokumentieren die Ergebnisse und somit den kontinuierlichen Fortschritt im E-Government. Des Weiteren wird in fünf Arbeitskreisen (Organisation, Recht, Technologie, e-Democracy/e-Voting und e|Gov: Strategies) an der Erschließung verschiedener E-Government-Bereiche gearbeitet.1

[2]

Im Rahmen der IRIS wird von der Leitung des Forums e|Government der OCG eine «offene Session» durchgeführt. Ziel ist es, den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, innovative Ideen und neue Ansätze zur Diskussion zu stellen. Die Teilnehmer sollen ermuntert werden, ihre Ideen und Ansätze im Rahmen des Forums e|Government weiter zu bearbeiten. Im Rahmen dieser 90-minütigen Session, die von Josef Makolm moderiert wird, werden zu Beginn drei Impulsreferate präsentiert, um anschließend mit den anwesenden Teilnehmern über diese Themen zu diskutieren. Im Folgenden werden diese Impulsreferate kurz vorgestellt.

2.

E-Democracy – Mehr als ein Hype? ^

[3]

Roland Traunmüller referiert in seinem Impulsreferat über das Thema e-Democracy. Ein aktives Mitgestalten von Bürgern sollte in einer Demokratie gegeben sein und ein moderner Staat sollte auch neue Formen der Partizipation, z.B. Bürgerbeteiligung über IKT, forcieren. Jedoch gilt es aufgrund der Vielschichtigkeit von e-Democracy, welches von e-Voting bis zu e-Participation reicht, sich auch kritisch mit e-Democracy auseinanderzusetzen. So gilt es zu bedenken, dass nicht jede(r) BürgerIn einen Zugang zum Internet und ausreichende Kenntnisse im Bereich IKT besitzt, um sich beteiligen zu können. Eine Spaltung in der Bevölkerung ist vorprogrammiert und geeignete Maßnahmen müssen getroffen werden, damit diese Spaltung minimiert werden kann (Mehrkanalzugang, Schulungen, etc.). Erst kritisches Hinterfragen ermöglicht, die Potenziale, Vorteile und der Nutzen aber auch die eventuellen Nachteile, welche e-Democracy mit sich bringt, aufzuzeigen und zu untersuchen. Grundsätzlich sollte durch e-Democracy die Beteiligung sowie das Interesse von BürgerInnen an politischen Prozessen gefördert und gesteigert werden.

3.

IKT in der strategischen Langfristplanung und Entscheidungsfindung: Partizipative Szenarienbildung und Policy Modellierung im OCOPOMO Projekt ^

[4]

Maria Wimmer von der Universität Koblenz-Landau stellt in ihrem Impulsreferat das OCOPOMO Projekt und seine Ziele vor. Im Projekt OCOPOMO wird eine Plattform entwickelt, welche Strategie-politische Entscheidungsfindung durch besser informierte Entscheidungsträger und offene Beteiligung Interessierter unterstützt. OCOPOMO wird einerseits eine offene Beteiligung von Bürgern und Interessensvertretern über eine Beteiligungsplattform bieten, um die gemeinsame Entwicklung potentieller künftiger Szenarien zu ermöglichen. Andererseits wird aus den narrativen Szenarien ein makro-ökonomisches Modell generiert, welches die potentiellen Entwicklungen aufgrund bestimmter potentieller Entscheidungen simuliert und visualisiert. Diese Simulation wird in die Beteiligungsplattform zurückgeführt und ermöglicht in einem Beteiligungsverfahren die Bewertung, Kommentierung und Validierung durch eine breitere Interessensgruppe. Das Projekt OCOPOMO hat am 01.01.2010 begonnen und wird in drei Jahren eine integrierte Plattform mit folgenden Zielen zur effizienten Strategieentwicklung umsetzen:

  • Integrierte formale Modellierung eines Strategiebereichs
  • Entwicklung zukunftsorientierter Szenarien dieses Bereichs durch offene Beteiligung
  • Pilotierung des Projekts in zwei sozioökonomischen Strategiebereichen
  • Methoden und Werkzeuge der formalen Policy Modellierung sowie Szenarien-basierter Zukunftsplanung
  • Offene Beteiligung verschiedener Betroffener und Interessierter über eine
  • Beteiligungsplattform in der Szenarienentwicklung sowie in der Validierung der simulierten Strategiemodelle künftiger Entwicklungen
  • Unterstützung der Strategieplaner und -analysten durch formale Modellbildung und Simulation

4.

Beschleunigung der E-Government-Innovation durch zeitnahe Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse ^

[5]

«Innovation ist die Fähigkeit, Erfindungen so zu verwenden, dass sie Menschen ansprechen»2

[6]

Josef Makolm vom Bundesministerium für Finanzen behandelt das Thema E-Government-Innovationen und stellt dazu ein Best-Practice-Beispiel vor.

[7]

Eine konkrete Herausforderung im E-Government besteht darin, aus Forschungsergebnissen Innovationen zu erzeugen, die die potentiellen E-Government-Nutzer – BürgerInnen und Wirtschaft, aber auch die Verwaltung selber – überzeugt; dies sowohl durch Nutzenstiftung, als auch durch Usability. Eine Art, Innovation zu generieren wird im Forum e|Government der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) propagiert und erfolgreich betrieben: Innovation als Joint Venture zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft. Diese Trias in richtiger Weise organisiert, kann wie praktische Beispiele zeigen jene Innovationen hervorbringen, die E-Government weiterbringen.3 Das Projekt DYONIPOS (DYnamic ONtology based Integrated Process OptimiSation) des BMF kann als Beispiel für die zeitnahe Umsetzung aktueller Forschungsergebnisse zählen.4 Diesem Projekt liegt das DYONIPOS Innovation Model zu Grunde. Hauptsächlich beruht dieses DYONIPOS Innovationsframework auf der Zusammenarbeit von Forschung und Praxis, der Integration der betroffenen Verfahrensbeteiligten (Stakeholder) in den Entwicklungsprozess und einer ganzheitlichen Problemsicht. Zielsetzung von DYONIPOS ist die bedarfsgerechte, proaktive Informationsbereitstellung für Wissensarbeitende und die ganzheitliche Unterstützung wissensintensiver Geschäftsprozesse innerhalb der Organisation.5 Zweck des offenen Workshops ist es, neben anderen Themen, das DYONIPOS Innovation Model zur Diskussion zu stellen und daraus weitere mögliche Vorgehensweisen abzuleiten, um E-Government-Innovationen voranzutreiben.

5.

Literatur ^

Carbonaro, Simonette, Konsumpsychologin: «Geist ist geil», im Presse-Interview. http://diepresse.com/home/techscience/hightech/apple/536497/
index.do
 aufgerufen: 09. Februar 2009 (2010).
Etzkowitz, Henry, The triple helix: university-industry-government innovation, Routledge, New York (2008).
Makolm, Josef, Weiß, Silke, Ipsmiller, Doris, DYONIPOS: Proactive Support of Knowledge Workers. In: Samuli Niiranen, Jari Yli-Hietanen & Artur Lugmayr (Hersg.), Open Information Management: Applications of Interconnectivity and Collaboration, IGI Global, Hershey, S. 314–325 (2009).
Makolm, Josef, Weiß, Silke, Ipsmiller, Doris, The DYONIPOS Innovation Framework. Research and Practice Hand in Hand. In: Proceedings of the 2nd International Conference on Theory and Practice of Electronic Governance, Wien, S. 428–432 (2008).
OCG, Forum e|Government. http://www.ocg.at/egov/index.html aufgerufen: 05. Februar 2010 (2010).

 



Roland Traunmüller, Universitätsprofessor e.m., Johannes Kepler Universität Linz, Altenberger Strasse 69, 4040 Linz AT
traunm@ifs.uni-linz.ac.at
Maria Wimmer, Universitätsprofessorin, Universität Koblenz-Landau, Universitätsstrasse 1, 56070 Koblenz DE
wimmer@uni-koblenz.de
Josef Makolm, Abteilungsleiter, Bundesministerium für Finanzen, Hintere Zollamtstrasse 4, 1030 Wien AT
Josef.makolm@bmf.gv.at

 

  1. 1 Vgl. OCG, Forum e|Government www.ocg.at/egov/index.html aufgerufen am 05. Februar 2010 (2010).
  2. 2 Simonetta Carbonaro, Konsumpsychologin: «Geist ist geil», im Presse-Interview, http://diepresse.com/home/techscience/hightech/apple/536497/index.do aufgerufen am: 09. Februar 2010 (2010).
  3. 3 Vgl. Etzkowitz, H., The triple helix: university-industry-government innovation, Routledge, New York (2008).
  4. 4 Vgl. Makolm, J./Weiß, S./Ipsmiller, D., DYONIPOS: Proactive Support of Knowledge Workers, IGI Global, Hershey, S. 314–325 (2009).
  5. 5 Vgl. Makolm, J./Weiß, S./Ipsmiller, D., The DYONIPOS Innovation Framework. Research and Practice Hand in Hand, Wien, S. 428–432 (2008).