Jusletter IT

Workshop E-Procurement

  • Author: Josef Makolm
  • Category: Short Articles
  • Region: Austria
  • Field of law: E-Procurement
  • Collection: Conference proceedings IRIS 2010
  • Citation: Josef Makolm, Workshop E-Procurement, in: Jusletter IT 1 September 2010
Im Workshop «E-Procurement» werden die aktuellen Ergebnisse des EU-Projekts PEPPOL (Pan-European Public Procurement On-Line), das Virtual Company Dossier (VCD) und die Ausschreibungsplattform des ÖBB-Konzerns vorgestellt. Des Weiteren wird für eine verstärkte Anwendung von E-Procurement als «Weg aus der Krise» argumentiert.

Inhaltsverzeichnis

  • 1. E-Government im Bereich der EU-weiten öffentlichen Beschaffung, Wissenschaftliche Grundlagen, Umsetzungsstrategien, Good Practice-Beispiele
  • 2. Die Ontologie-gestützte Modellierung eines rechtlichen Regelwerks als Voraussetzung für semantische Serviceorchestrierung
  • 3. E-Procurement - ein Weg aus der Krise?
  • 4. M2C® (meet2compete) – die Ausschreibungsplattform des ÖBB-Konzerns für die elektronische Abwicklung von Vergabeverfahren für Lieferungen und Dienstleistungen nach dem Bundesvergabegesetz

1.

E-Government im Bereich der EU-weiten öffentlichen Beschaffung, Wissenschaftliche Grundlagen, Umsetzungsstrategien, Good Practice-Beispiele ^

[1]
Der zweite internationale Workshop «E-Procurement» wird von Josef Makolm und Silke Weiß im Rahmen des Arbeitskreises «e|Gov: Strategies» organisiert. Der Arbeitskreis «e|Gov: Strategies» ist Teil des Forums e|Government der Österreichischen Computer Gesellschaft, das eine unabhängige Plattform für den Austausch von Informationen rund um das Thema E-Government bereitstellt. Basis des Workshops sind einerseits die aktuellen Ergebnisse des EU-Projekts PEPPOL (Pan-European Public Procurement On-Line), andererseits generell das Thema E-Procurement in seinen verschiedenen Ausprägungen. E-Procurement steht im Allgemeinen für die Abwicklung von Beschaffungsprozessen basierend auf moderner Informations- und Kommunikationstechnologie. Ziele von E-Procurement sind die beschleunigte Abwicklung der Vorgänge, die Verbesserung der Service-Qualität und die Senkung der Kosten. PEPPOL forciert die Implementierung einer EU-weit interoperablen Pilotlösung, die auf nationalen Systemen aufbauend einen grenzüberschreitenden Zugang zu Beschaffungsplattformen der öffentlichen Verwaltung ermöglicht.
[2]
Im Workshop E-Procurement wird ein breiter Zugang zum Thema gewählt, beginnend mit (internen) Schritten, die einem Vergabeverfahren voraus gehen bis hin zum abschließenden Bezahlprozess. Ziel des Workshops ist die Vorstellung von Good Practice-Beispielen aus den Bereichen nationaler und regionaler Beschaffung, sowie aus dem Gemeindebereich. Sowohl Beiträge aus der Forschung (Konzepte, Frameworks, u.ä.) werden beleuchtet, als auch auf die Darstellung von praktischen Anwendungserfahrungen mit Werkzeugen, Vorgehensweisen, Good Practice-Beispielen und «Lessons Learned» aus der Praxis. Weitere Ziele sind der Austausch der Standpunkte und Meinungen der Anwesenden und deren gemeinsame Diskussion. Der zukünftige Forschungsbedarf im E-Procurement sowie zukünftige Potentiale sollen im Joint Venture erarbeitet werden.
[3]
Konkret werden im Workshop zwei verschiedene Lösungen für die Abwicklung von Vergabeverfahren präsentiert. Die erste Lösung ist derzeit noch eine Vision und wird bis Ende 2010 pilotiert. Das zweite Verfahren ist bereits produktiv. Weiters wird E-Procurement als ein möglicher Weg aus der Krise vorgestellt.

2.

Die Ontologie-gestützte Modellierung eines rechtlichen Regelwerks als Voraussetzung für semantische Serviceorchestrierung ^

[4]
Im ersten Beitrag berichtet Workshop-Leiter Josef Makolm gemeinsam mit Doris Ipsmiller, Geschäftsführerin der m2n consulting and development gmbh, über die österreichische VCD-Implementierung. Um eine europaweite Pilotlösung zu implementieren, muss der öffentliche Sektor vielen Herausforderungen entgegentreten. Diese sind zum Beispiel die existierende organisationale, technische und semantische Komplexität, Sprachbarrieren, finanzielle Konsequenzen, sowie rechtliche und politische Unterschiede. Eine Lösung, um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist die Umsetzung europaweiter Interoperabilität.
[5]

Das Virtual Company Dossier (VCD) ist die Sammlung aller Nachweise, die ein Bieter benötigt, um seine Eignung für die Teilnahme an einer öffentlichen Ausschreibung beweisen zu können. Weiters ist es eine Applikation, die es einem Bewerber ermöglicht, diese Nachweise zu einem elektronischen Paket zusammenzustellen, um es an die vergebende Stelle übermitteln zu können. Ziel der österreichischen Umsetzung ist insbesondere die Stärkung österreichischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb. Der effiziente Umgang mit der Komplexität in pan-europäischen Vergabeverfahren wird ermöglicht und semantische und technische Interoperabilität gewährleistet. osSso (one stop Semantic service orchestration), eine semantische Serviceorientierte Architektur, ist eine Möglichkeit zur Umsetzung. osSso agiert auf einer Ontologie, die die nationalen und internationalen Regelwerke repräsentiert und beschreibt. Zusätzlich stellt jedes Service eine semantische Beschreibung der benötigten Input-Daten und der erwarteten Output-Daten bereit. Die Aufgaben der osSso-Maschine sind das Auffinden geeigneter Services, die Auswahl des besten Services und schließlich die Assemblierung der Services zu Serviceketten. Der osSso-Ansatz vermeidet vordefinierte Regeln und Ausführungsprozesse, wodurch Flexibilität hinsichtlich Änderungen der rechtlichen Regeln oder der Einführung von neuen Services entsteht. Von jedem Bieter spezifisch benötigte Nachweise werden «on-the-fly» festgelegt und die beste Servicekette, beispielsweise betreffend Kosten oder Zeit, wird bereitgestellt.

3.

E-Procurement - ein Weg aus der Krise? ^

[6]
Im zweiten Vortrag präsentiert Rechtsanwalt Mag. Dr. Philipp Götzl von der Vergabekanzlei Götzl in Salzburg E-Procurement als einen möglichen Weg aus der Krise. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise verlangt nach Mechanismen, die es dem Staat ermöglichen, rascher, flexibler und aktiver zu agieren. Die öffentliche Auftragsvergabe ist dabei ein wichtiger dieser Mechanismen. Am Beispiel der elektronischen Vergabe soll gezeigt werden, ob diese in der bestehenden Form geeignet ist, den neuen Anforderungen an die wirtschaftliche Realität gerecht zu werden.

4.

M2C® (meet2compete) – die Ausschreibungsplattform des ÖBB-Konzerns für die elektronische Abwicklung von Vergabeverfahren für Lieferungen und Dienstleistungen nach dem Bundesvergabegesetz ^

[7]
Der dritte Beitrag wird von Wilfried Kissich und Christoph Weinlich präsentiert, Mitarbeiter der ÖBB-Dienstleistungs GmbH. Die ÖBB unterliegen genau wie alle öffentlichen Institutionen dem Bundesvergabegesetz. Die präsentierte Lösung kann für öffentliche Institutionen (Länder und Gemeinden) durchaus von Bedeutung sein. Die ÖBB-Konzerngesellschaften vergeben jährlich Aufträge in der Höhe von mehreren Milliarden Euro. Durch den Einsatz der Ausschreibungsplattform M2C® ist sichergestellt, dass die Vergabeprozesse im ÖBB-Konzern organisationsunabhängig, einheitlich und standardisiert abgewickelt werden und den Governance- und Compliance-Richtlinien des ÖBB-Konzerns entsprechen. Die Plattform bildet auf einzigartige Weise die wesentlichsten Bestimmungen des Bundesvergabegesetzes für Sektorenauftraggeber ab und gewährleistet dadurch einen hohen Grad an Rechtssicherheit. Von der Bedarfsmeldung bis hin zur Mitteilung der Zuschlagsentscheidung werden sämtliche Prozessschritte elektronisch unterstützt. Neben der Darstellung der Ausgangslage und der Zielsetzungen der Ausschreibungsplattform wird auch ein Überblick über angrenzende Systeme gegeben. Abschließend wird an Hand einer Livedemo der Ablauf eines Vergabeverfahrens veranschaulicht.



Josef Makolm, Bundesministerium für Finanzen, Hintere Zollamtstraße 4, 1030 Wien
josef.makolm@bmf.gv.at ;www.bmf.gv.at