1.
Der mobile Lebensstil dominiert ^
[1]
Mobilität dominiert immer mehr den Alltag und das zeigt sich in vielfacher Art der privaten und beruflichen Lebensführung. Was mit der physischen Mobilität begann, hat nun voll die Kommunikation erfasst. Es gibt eine Vielzahl von Mobile-Web-Nutzern. Die Mehrheit dieser Personen besitzt mittlerweile ein Smartphone, also ein Mobiltelefon, das sich vom «herkömmlichen» internetfähigen Handy durch Merkmale wie ein großes bzw. hochauflösendes Display, einen Touchscreen oder eine alphanumerische Tastatur unterscheidet. Fast vierzig Prozent der Mobile-Web-Nutzer zählen zum harten Kern und wählen sich täglich mobil in das Internet ein.
[2]
Mobile Business ist Trend. Der e-Commerce sich schon früh mit der Bedeutung einer Nutzung von mobilen Endgeräten befasst, so. z.B. [Tarasewitch et al, 2002]. Es wurden neuen Strategien formuliert, so [Chung, 2010], und im e-Commerce ertönt der Schlachtruf «Keep in touch with your business» [Dudda, 2010]. Damit sind eine bessere Kommunikation und intensivere Zusammenarbeit der Mitarbeiter angesprochen. Es geht aber auch um die Beschleunigung von Abläufen und ein verbessertes Service. Flexibilität und eigenständiges Arbeiten werden gefördert. Menschen die im täglichen Berufsleben stehen, erfahren durch Mobilität mehr Freiheit und Lebensqualität. Zu den wirtschaftlichen Vorteilen gehören eine höhere Markenbekanntheit und ein mobiles Marketing dazu. Diesem Trend in Wirtschaft und Gesellschaft wird sich auch die Verwaltung nicht entziehen können. So hat auch für die Verwaltung die Diskussion zu Mobile Government eingesetzt. Als Beispiel für diese Entwicklung steht aus 2010 eine entsprechende Tagung [Mobile Life, 2010].
2.
Smartphones und Soziale Medien ^
[3]
Soziale Medien und Mobile Endgeräte fördern sich gegenseitig. So könnte man sagen, dass der Gebrauch von sozialen Medien eine zusätzliche Triebfeder für die Benutzung von Smartphones geworden ist. Meist führen mobile Endgeräte zu einer Intensivierung von Beteiligung. Es werden Zeiten, die vorher in Bezug auf Kommunikation brach lagen, dafür genützt. Nun zum Beispiel der Sozialen Medien. Bei diesen handelt aus Sicht vieler Beteiligter meist nicht um vorrangige Tätigkeit. Wenn sich durch die Nutzung mobiler Endgeräte die individuellen Internet Anschlusszeit des Einzelnen verlängert, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Beteiligung. So entwickelt sich ganz allgemein eine «Nutzung von Wartezeiten» zu einem wichtigen Faktor.
[4]
Bei der Nutzung von Smartphones entwickelt sich zunehmend ein wirtschaftlicher Fokus. Die Nutzung hat meist im privaten Bereich begonnen, doch schwappt bald die private Nutzung in den beruflichen Bereich über. Auch viele Firmen fördern die Nutzung. Manchmal finden sich auch weitausholende Strategien, die sich in einprägsame Schlagwörter kleiden. Solche Begriffe sind die «Befreiung vom Schreibtisch» oder das «kabellose Unternehmen.» So stellt man sich beim Konzept der «unwired enterprise» vor, dass umfassend gemanagte Daten rechtzeitig, vollständig und zur Entscheidungssituation passend generiert werden können. Auf einer solchen Basis kann dann eine entsprechende Mobilisierung erfolgen, welche Daten zum Ort des Entscheidungsvorganges bringen. Vieles ist dabei noch Vision, doch die Richtung stimmt.
3.
Feedback für die Verwaltung ^
[5]
Es ist für Verwaltungen essentiell, dass sie Feedback von Bürgern erhält, so z.B. bei einer Bewertung des Serviceangebotes. Für einen solchen Rücklauf bringen Soziale Medien Verbesserung und dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn mobile Endgeräte verwendet werden. Deren Nutzung führt, wie im vorhergehenden Abschnitt dargelegt, zu einer Intensivierung der Beteiligung. Aus Sicht der Bürger handelt es sich bei einer Bewertung um keine Aufgabe hoher Priorität. Denn dem Bürger interessiert, das was er von der Verwaltung braucht (und nicht umgekehrt). Ganz allgemein gilt, dass manche Angelegenheiten, die unter Umständen aufgeschoben oder vergessen würden, sich in Wartezeiten am Smartphone gleichsam nebenher erledigen lassen.
4.
Interne Arbeiten der Verwaltung ^
[6]
Kooperatives Arbeiten hat im Verwaltungshandeln schon immer eine zentrale Rolle eingenommen. Zuerst wurden Systeme entwickelt, welche koordiniertes Arbeiten, also Vorgangsbearbeitung mit ihren wohl strukturierten Abläufen, unterstützen. Erst später wandte man sich der Unterstützung formfreier, nur wenig strukturierter Büroarbeit zu. Kollaborative Plattformen gehören in diese Kategorie. Ein gemeinsamer Arbeitsbereich enthält Dokumente, die von allen Beteiligten benutzt werden können. Auf diesen greifen die Mitarbeiter über verschiedene Endgeräte zu. Dabei werden auch Smartphones immer mehr für das interne Arbeiten der Verwaltungen eingesetzt. Für dieses gilt, dass mobile Endgeräte zu einen ähnliche Effekte der Effizienzsteigerung und Intensivierung von Beteiligung führen, wie im vorgehenden Abschnitt behandelt. Die Verbesserungen betreffen vor allem die kollaborative Entscheidungsfindung. Diese ist eine Tätigkeit, die in vielen Verwaltungsstellen einen beachtlichen Teil der täglichen Arbeit ausmacht. Es ist ein wichtiger Punkt, dass manche Fortschritte, die sich im kollaborativen Arbeiten ergeben, zusätzliche Bedeutung erhalten. So ist das kollaborative Entscheiden eng mit dem Managen von Servicewissen verbunden.
5.
Potentiale für Planungsaufgaben ^
[7]
Planungsaufgaben sind ein weiterer Themenkreis an der Schnittfläche Bürger und Verwaltung. So sind Städte mit heiklen Aufgaben der Planung konfrontiert. Oft werden die Bürger involviert, indem Foren im Web aufgebaut werden. Zum Beispiel werden Planungsalternativen abgefragt, wie etwa die Verwendung des Budgets für städtische Freizeiteinrichtungen. Gerade für solche Aufgaben versprechen Smartphones eine höhere Beteiligung. Wichtig ist ferner, dass für die Planung auch entsprechende Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Hilfsmittel können einfachen Verfahren wie Statistiken und Tabellenkalkulationen sein, so für Verbrauchszahlen und Budgets. Anspruchsvolle Methoden reichen von 3-D Visualisierung für Verbauung bis zur Simulation von Verkehrsbelastungen. In diesem Zusammenhang wäre auch auf die Aktivitäten im Bereich Open Government zu verweisen.
6.
Potentiale für E-Democracy ^
[8]
Darunter versteht man die Beteiligung des Bürgers am politischen Entscheidungsprozess, wobei dies meist über Kommunikationstechnologien erfolgt. Der aktuelle Hintergrund für die Bedeutung von e-Democracy liegt in einer wachsenden Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Um diesem Trend entgegenzuwirken, motiviert man den Bürger auch durch neue Möglichkeiten, die auf den Gebrauch moderner Technologien beruhen. Es ist vorteilhaft, dass Soziale Medien nicht mehr an Technik verlangen, als übliche Computer zu bieten haben. Ganz allgemein gilt es, die verschiedenen Phasen des demokratischen Prozesses technisch zu unterstützen. Die wichtigsten Phasen sind dabei: Informationssuche, Meinungsbildung, Verhandlungen, das Austragen von Konflikten und schließlich Abstimmungen. Spezielle Anwendungen werden unter verschieden Schlagworten diskutiert, so als E-Campaigning, E-Petitioning und E-Consultation. Eine solche Wahlkampagne verläuft in ihrer Werbung anders wie bisher; sie wird mehr bürgerorientiert, dezentralisiert und stark individualisiert. Es kommt darauf an, dass das Engagement der Personen groß ist und die Verzweigungen der sozialen Netzwerke hoch sind. Für E-Campaigning erweisen sich Smartphones als das ideale Mittel. Ähnliches gilt für E-Monitoring, da dafür Schnelligkeit ein wichtiger Faktor ist – man denke nur an ein Monitoring in Sachen Verkehr und Umwelt.
7.
Resümee ^
[9]
Das Motto «Keep in touch with your business» gilt für ein weiteres Umfeld als es der wirtschaftliche Bereich ist; es hat auch für den Bereich Staat und Verwaltung Geltung. Ein Ergebnis der Benutzung mobiler Endgeräte liegt darin, dass besondere Effekte zum Tragen kommen – insbesondere was die Erhöhung der Beteiligung und Intensivierung von Kommunikation betrifft. Die Auswirkungen sind verschieden. Manchmal werden bestehende Trends verstärkt. In besonderen Fällen wird durch erhöhte Beteiligung ein Kipppunkt erreicht, der umfangreicher Entwicklungen anstößt. Gerade in Sachen Planungsbeteiligung und E-Democracy kann durch eine hohe Beteiligung ein solcher «Tipping point» erreicht werden.
8.
Literatur ^
Tarasewich, P., Nickerson, R.C., and Warkentin, M. (2002), «Issues in Mobile Commerce»,
Communications of the Association for Information Systems, 8, pp.41-64.
Chung, Q B. (2010) Role of Wireless Technologies in Mobile Commerce Strategy Formation:
Research Agenda and Preliminary Findings. In: Proceedings of mLife 2010 Conferences. October 27-29, Brighton UK (on DVD).
Dudda, Kl. (2010). Editorial: Keep in touch with your business. In: Mobile Business, November 2010.
Mobile Life Conference (2010). Proceedings of mLife Conferences. October 27-29, Brighton UK (on DVD).
Roland Traunmüller, Universitätsprofessor e.m., Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69, 4040 Linz, AT,traunm@ifs.uni-linz.ac.at
Communications of the Association for Information Systems, 8, pp.41-64.
Chung, Q B. (2010) Role of Wireless Technologies in Mobile Commerce Strategy Formation:
Research Agenda and Preliminary Findings. In: Proceedings of mLife 2010 Conferences. October 27-29, Brighton UK (on DVD).
Dudda, Kl. (2010). Editorial: Keep in touch with your business. In: Mobile Business, November 2010.
Mobile Life Conference (2010). Proceedings of mLife Conferences. October 27-29, Brighton UK (on DVD).
Roland Traunmüller, Universitätsprofessor e.m., Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69, 4040 Linz, AT,traunm@ifs.uni-linz.ac.at