1.
Ausgangspunkt und Untersuchungsgegenstand ^
2.
Überlegungen zur Zertifizierung ^
3.
Die Normreihe DIN EN ISO 9000ff ^
Bei der Normreihe DIN EN ISO 9000ff handelt es sich um eine internationale Normfamilie. Sie fördert die Wahl eines prozessorientierten Ansatzes für die Entwicklung, Verwirklichung und Verbesserung der Wirksamkeit eines Qualitätsmanagementsystems. Sie setzt sich aus
- der Begriffsnorm DIN EN ISO 9000 (2005) «Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe»,
- der Nachweisnorm DIN EN ISO 9001 (2008) « Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen» und
- dem Leitfaden zur Leistungsverbesserung von Qualitätsmanagementsysteme DIN EN ISO 9004 (2011) « Leiten und Lenken für den nachhaltigen Erfolg einer Organisation – Ein Qualitätsmanagementansatz»
zusammen. Die DIN EN ISO 9001 ist als «die» Qualitätsmanagementnorm anerkannt. Industrieunternehmen sind die Hauptzielgruppe der Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 (2008). In der Literatur werden im Zusammenhang mit Qualitätsmanagementsystemen oft Beispiele aus dem produzierenden Gewerbe gewählt. Mit der Überarbeitung der Normreihe im Jahre 2000 erhielt die Normreihe DIN EN ISO 9000ff verstärkten Fokus auf Prozess- und Kundenorientierung, so dass die Normreihe auch auf Dienstleister, wie das zu betrachtende Amt, gut anwendbar ist.
4.1.
… im Unterschied zu marktwirtschaftlichen Unternehmen ^
4.2.
… im Zusammenhang mit rechtlichen Rahmenbedingungen ^
4.3.
… im Zusammenhang von Finanznot und demografischem Wandel ^
5.
Prozesse ^
Es wird deutlich, dass im Amt ein enormer Handlungsbedarf besteht, Prozesse zu erkennen und zu verbessern. Eine IT-basierte Vorgangsbearbeitung ist unerlässlich. Ein Prozess ist entsprechend der Begriffsnorm DIN EN ISO 9000 (2005, Punkt 3.4.1) ein «Satz von in Wechselbeziehung oder Wechselwirkung stehenden Tätigkeiten, der Eingaben in Ergebnisse umwandelt.» Ergänzt wird in einer Anmerkung 2: «Prozesse in einer Organisation … werden üblicherweise geplant und unter beherrschten Bedingungen durchgeführt, um Mehrwert zu schaffen.» Entsprechend Anmerkung 1 sind «Eingaben für einen Prozess … üblicherweise Ergebnisse anderer Prozesse.» Im Amt kommt die Produktkategorie der Dienstleistungen zum Tragen. Für die Gliederung der untersuchten Prozesse im Amt werden die nach DIN EN ISO 9001 (2008) vorgeschlagenen Prozessarten,
- Kernprozesse (Fachprozesse),
- Unterstützungsprozesse und
- Führungsprozesse
übernommen. Sie sind in nachfolgender Abbildung dargestellt.
«Die Organisation muss
- die für das Qualitätsmanagementsystem erforderlichen Prozesse und ihre Anwendung in der gesamten Organisation festlegen,
- die Abfolge und Wechselwirkung dieser Prozesse festlegen,
- die erforderlichen Kriterien und Methoden festlegen, um das wirksame Durchführen und Lenken dieser Prozesse sicherzustellen,
- die Verfügbarkeit von Ressourcen und Informationen sicherstellen, die zur Durchführung und Überwachung dieser Prozesse benötigt werden,
- diese Prozesse überwachen und messen, soweit zutreffend, und analysieren und
- die erforderlichen Maßnahmen treffen, um die geplanten Ergebnisse sowie eine ständige Verbesserung dieser Prozesse zu erreichen.»
6.
Kundenorientierte Prozesse ^
«Die Organisation muss wirksame Regelungen für die Kommunikation mit den Kunden zu folgenden Punkten festlegen und verwirklichen:
- Produktinformationen,
- Anfragen, Verträge oder Auftragsbearbeitung einschließlich Änderungen und
- Rückmeldungen von Kunden einschließlich Kundenbeschwerden.»
Abbildung 2: Prozessmodell der ISO 9001 – eigene Darstellung nach Bild 1 der Norm ISO 9001 (2008, Seite 8)
7.
Dokumentation von Prozessen ^
Im Rahmen der Umweltordnungsaufgaben ist für die optimierte Vorgangsbearbeitung das Umweltdatenorganisationssystem UDO im Einsatz. UDO ist ein IT-System der Berliner Umweltämter. In modularer Bauweise wurden ordnungsbehördliche Überwachungs- und Vollzugsaufgaben gebündelt.
Neuerdings wird für die Darstellung von Prozessen im Amt die Geschäftsprozesssoftware ADONIS eingesetzt. Das hat für das Amt folgende Vorteile:
- Vorhandene Abläufe können anschaulich und eindeutig dargestellt werden.
- Die Prozessdarstellung erhöht die Transparenz von Prozessen im Amt.
- Prozessmodelle dienen der Erhöhung des Verständnisses über Tätigkeiten, Funktionen und Schnittstellen.
Schwachstellen können aufgedeckt und organisatorische Abläufe optimiert werden. - Die Prozessdarstellung dient der Einarbeitung neuer Mitarbeiter im Amt.
- Die standardisierte Dokumentationsform für Prozessabläufe ist Voraussetzung für eine Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000.
8.
Optimierungspotential auf Basis der Schwachstellenanalyse ^
Im Rahmen einer Schwachstellenanalyse wurden Lösungsansätze entwickelt. Diese werden hier kurz benannt:
- Identische Daten, wie z.B. Standortdaten sollten im Amt nur einmal elektronisch erfasst werden. Medienbrüche sollten vermindert werden. Von Vorteil ist die e-Akte.
- Die Reihenfolge der Prozessschritte ist zu hinterfragen. Es ist zu untersuchen, ob sich Prozessschritte oder Teilprozesse parallelisieren lassen. Schnittstellen sind zu reduzieren.
- Die Möglichkeit der Verkürzung einzelner Prozessschritte und Standardisierungen ist zu nutzen. Die Durchlaufzeiten und Liegezeiten sind zu verringern.
- Die Wertschöpfung einzelner Prozessschritte ist zu steigern.
- Die Prozessabläufe sind an den Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten anzupassen. Ein gut dokumentierter Prozess, der nicht gelebt wird, ist unbefriedigend und die erhofften Wirkungen bleiben aus.
- Der Ausfall von Prozessbeteiligten, z.B. durch Krankheit, darf nicht zur Unterbrechung des Prozesses führen. Das mitarbeiterbezogene Wissen bezüglich des Prozesses muss sich im Prozess selbst widerspiegeln. So kann Bearbeitung auch von einem Vertreter ohne viel Aufwand realisiert werden.
- Auf rechtliche und politische Veränderungen muss flexibel reagiert werden.
- Prozesse müssen hinsichtlich ihrer Automatisierbarkeit untersucht werden. Gibt es Automatisierungspotential, ist dieses zu nutzen. Als Beispiel, ist die Möglichkeit von Kampagnen im System UDO anzuführen. Erinnerungs- und Informationsschreiben lassen sich so sehr einfach für alle betroffenen Kunden fertigen. Prozesse, in denen die Prozessbeteiligten einen großen Ermessensspielraum haben und auf der Basis von Erfahrungswerten handeln sind kaum automatisierbar.
9.
Ausblick ^
10.
Literatur ^
Bilke, Petra, Prozessbetrachtungen im Umwelt- und Naturschutzamt Tempelhof-Schöneberg im Rahmen von Zertifizierungsüberlegungen nach DIN EN ISO 9001, MA-Abschlussarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (2012).
DIN EN ISO 9000 (2005-12). Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe. Berlin: Beuth
DIN EN ISO 9001 (2008-12). Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen. Berlin: Beuth
DIN EN ISO 9004 (2009-12). Leiten und Lenken für den nachhaltigen Erfolg einer Organisation – Ein Qualitätsmanagementansatz. Berlin: Beuth
Petra Bilke, Technische Sachbearbeiterin, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin, Umwelt- und Naturschutzamt. Im vorliegenden Beitrag als Amt bezeichnet.