1.1.
Verwaltungsreform in Österreich ^
Im Vergabebereich haben diese Verwaltungsgerichte die bisherigen Agenden der Vergabekontrollbehörden (UVS, VKS, BVA) übernommen. Die bezügliche Zuständigkeit ist eine fakultative, die durch Bundes- oder Landesgesetz (BVergG oder Landesvergaberechtsschutzgesetz) vorgesehen ist. So ist das Verwaltungsgericht über Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit eines Verhaltens eines Auftraggebers in den Angelegenheiten des öffentlichen Auftragswesens gemäß Art. 130 Abs. 2 Z 2 B-VG zuständig. Konkret ergibt sich dies bspw. für Vergaben im Bundesbereich aus §§ 2 Z 41, 291–296, 311–319 BVergG 2006 i.d.F. BGBl I 2013/128.
In der Literatur2 wird i.d.Z. bedauert, dass der Verfassungsgesetzgeber bei dem Grundsatz der Handlungsformorientierung geblieben ist und sich damit auf die bisherigen zentralen Beschwerdegegenstände (Bescheid, Akte unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt, Weisung und Untätigkeit) beschränkt hat. Dem ist aber entgegen zu halten, dass die Zuständigkeit für Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit des Verhaltens einer Behörde in Vollziehung der Gesetze gemäß Art. 130 Abs 2 Z 1 B-VG die Möglichkeit vorsieht, auch weitergehende Verwaltungsakte zu bekämpfen.3 Es bleibt abzuwarten, wie diese Möglichkeit in der Praxis auch angenommen wird. Für den hier relevanten Bereich der Anfechtung von Auftraggeberentscheidungen im Vergabeverfahren ist aber festzuhalten, dass sich diese Akte unter die zentralen Beschwerdegegenstände (z.B. Bescheid) gerade nicht einordnen lassen, da der öffentliche Auftraggeber in diesem Bereich nicht mit imperium agiert, sondern privatwirtschaftlich tätig ist. Die Verwaltungsgerichte sind i.d.Z. daher (ausnahmsweise und faktisch) erste und letzte Instanz.
1.2.
Vergaberechtlicher Rechtsschutz auf Grundlage der österreichischen Verwaltungsr ^
Gemäß Art. 130 Abs. 2 Z 2 B-VG sind die Verwaltungsgerichte berufen, über Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit eines Verhaltens eines Auftraggebers in den Angelegenheiten öffentlichen Auftragswesens abzusprechen. Im Ergebnis tritt das Verwaltungsgericht an die Stelle der bisherigen Vergabekontrollbehörde, damit das BundesVwG an die Stelle des BVA5 und die LandesVwG an Stelle der bisherigen UVS bzw. VKS (Wien und Salzburg). Der Wechsel des Rechtsschutzregimes zur neuen Vergabekontrolleinrichtung «Verwaltungsgericht» ist in den §§ 2 Z 41, 291–296, 311–319 BVergG 2006 i.d.F. BGBl I 2013/128 (Bund) und den Landesvergabekontroll- bzw rechtsschutzgesetzen (Länder) geregelt. Die bezüglichen Rechtsschutzvorschriften der §§ 290–296 und 318–319 BVergG 2006 regeln dabei ausschließlich den Bundesbereich. Die Länder haben diese Materien, soweit ersichtlich, den LandesVwG übertragen, ohne von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, den Vergaberechtschutz in neu einzurichtenden Landesbehörden zu organisieren (vgl. Art. 130 Abs. 2 Z 2 B-VG).
2.1.
Transparenz als allgemeiner Grundsatz im Vergabeverfahren ^
2.2.
Transparenz im Vergabenachprüfungsverfahren ^
3.
Ergebnis ^
4.
Schrifttum ^
Eder/Martschin/Schmid, Das Verfahrensrecht der Verwaltungsgerichte, Praxiskommentar zum VwGVG, VwGG und VwGbk-ÜG (2013);
Faber, Administrative Rechtsmittel und Rechtsbehelfe unterhalb der Verwaltungsgerichtsbarkeit, in: Holoubek/Lang, Die Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz (2013), 299;
Faber, Verwaltungsgerichtsbarkeit, Kommentar (2013);
Fister/Fuchs/Sachs, Das neue Verwaltungsgerichtsverfahren, VwGVG, VwGbk-ÜG und BVwGG, Taschenkommentar (2013);
Götzl, Aspekte zu den Konkretisierungserfordernissen einer Ausschreibung, RPA 2006/1, 6–16.
Heid/Schiefer, Handbuch Vergaberecht3 (2010);
Hauer, Die Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte, in: Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz, Entstehung und verfassungsrechtliche Grundlagen (2013), 27;
Holoubek, Kognitionsbefugnis, Beschwerdelegitimation und Beschwerdegegenstand der Verwaltungsgerichte, in: Holoubek/Lang, Die Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz (2013), 127;
Holoubek, Der Beschwerdegegenstand vor dem Verwaltungsgericht erster Instanz, in: Holoubek/Lang, Die Schaffung der Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz (2008), 213;
Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz, Entstehung und verfassungsrechtliche Grundlagen (2013);
Kneihs/Urtz, Verwaltungsgerichtliche Verfahren, Rechtslage ab 1. Januar 2014, Kurzlehrbuch (2013);
Reisner/Lehner, Die Begutachtungsentwürfe 2011, RPA 2011, 245
Wiederin, Das Bundesverwaltungsgericht: Zuständigkeiten und Aufgabenbesorgung, in: Holoubek/Lang, Die Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz (2013), 29.
Philipp Götzl
Rechtsanwalt/Partner, Götzl Thiele Eurolawyer® Rechtsanwälte
Imbergstraße 19, 5020 Salzburg, AT
philipp.goetzl@vergabekanzlei.at; www.vergabekanzlei.at
- 1 Vgl. Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012, BGBl I 2012/51; Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz BGBl I 2013/33 i.d.F. BGBl I 2013/122; Verwaltungsgerichtsbarkeits-Überleitungsgesetz BGBl I 2013/33 idF BGBl I 2013/122; zur Vertiefung: Eder/Martschin/Schmid, Das Verfahrensrecht der Verwaltungsgerichte, Praxiskommentar zum VwGVG, VwGG und VwGbk-ÜG (2013) Faber, Verwaltungsgerichtsbarkeit, Kommentar (2013); Fister/Fuchs/Sachs, Das neue Verwaltungsgerichtsverfahren, VwGVG, VwGbk-ÜG und BVwGG, Taschenkommentar (2013);Hauer, Die Zuständigkeit der Verwaltungsgerichte, in: Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz, Entstehung und verfassungsrechtliche Grundlagen (2013), 27; Kneihs/Urtz, Verwaltungsgerichtliche Verfahren, Rechtslage ab 1. Januar 2014, Kurzlehrbuch (2013); Wiederin, Das Bundesverwaltungsgericht: Zuständigkeiten und Aufgabenbesorgung, in: Holoubek/Lang, Die Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz (2013), 29.
- 2 Hauer, in: Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz, 28; Wiederin, in: Holoubek/Lang, Verwaltungsgerichtsbarkeit, 33.
- 3 AA Hauer, in: Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit erster Instanz, 28; im Ergebnis zustimmend Holoubek, in: Holoubek/Lang, Verwaltungsgerichtsbarkeit, 141 f, der auf die Durchbrechung des Typenzwangs durch Art. 130 Abs. 2 B-VG hinweist.
- 4 Kneihs/Urtz, Verwaltungsgerichtliche Verfahren Rz 82; Faber, Verwaltungsgerichtsbarkeit Rz 5 zu Art. 132 B-VG.
- 5 Vgl EB Verw-Nov 2012; Hauer in Janko/Leeb, Verwaltungsgerichtsbarkeit, 37.
- 6 Vgl. Art. 133 Abs. 4 B-VG u § 25 a Abs. 1 VwGG;Faber, Verwaltungsgerichtbarkeit Rz 4 zu Art. 133 B-VG).
- 7 Beschluss d. Committee of Permanent Representatives (COREPER) vom 17. Juli 2013.
- 8 Reisner/Lehner, Die Begutachtungsentwürfe 2011, RPA 2011, 245.
- 9 EuGH 20. September 1988, RsC-31/87, Beentjes; 17. September 2002, Rs C-513/99, Concordia/Stadt Helsinki; 24. November 2005, Rs C-331/04, ATI EAC ua.
- 10 EuGH 07. November 2000, Rs C-324/98, Telaustria; 27. Januar 2005, Rs C-231/03 Coname; 13. Oktober 2005 Rs C-458/03, Parking Brixen; Heid/Schiefer, Handbuch Vergaberecht3, Rz 325, mwN.
- 11 Götzl, Aspekte zu den Konkretisierungserfordernissen einer Ausschreibung, RPA 2006/1, 10.
- 12 BVA 25. September 2004, 15N-69/04-21; BVA 28.10.1997, N-21/97-17.
- 13 B-VKK 10. September 1997, S-71/97-11.
- 14 BVA 13. April 2004, 15N-06/04-29.
- 15 EuGH 12. Dezember 2002, RsC-470/99, Universale-Bau.
- 16 BVA 13. April 2004, 15N-06/04-29.
- 17 EuGH 18. November 1999, RsC-275/98, Unitron Scandinavia; 18. Oktober 2001, Rs C-19/00, SIAC Construction; 18. Juni 2002, Rs C-92/00, HI/Stadt Wien.
- 18 EuGH 7. Dezember 2000, RsC- 324/98, Telaustria.
- 19 EuGH 24. Januar 1995, Rs C- 359/93, Kommission/Niederlande; 21. Juli 2005, Rs C- 231/03; Coname.
- 20 EuGH 12. Dezember 2002, RsC-470/99, Universale-Bau.
- 21 VwGH 15. September 2004, 2004/04/0032.
- 22 Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz BGBl I 2013/33 idF BGBl I 2013/122.
- 23 Eder/Martschin/Schmid, Das Verfahrensrecht der Verwaltungsgerichte, K 1 zu § 21.
- 24 VwGH 25. November 2004, 2004/03/0107; VwGH 24. September 1997, 97/03/0096.
- 25 Vgl. Eder/Martschin/Schmid, Das Verfahrensrecht der Verwaltungsgerichte, K 4 zu § 21 VwGVG.
- 26 Eder/Martschin/Schmid, Das Verfahrensrecht der Verwaltungsgerichte, K 10 zu § 22: