1.
Demografischer Wandel in Deutschland ^
2.
E-Democracy ^
Elektronische Partizipationsangebote umfassen Möglichkeiten zum Meinungsaustausch, zur Meinungsbündelung und zur Meinungsabgabe. Dabei fallen unter Meinungsbündelung Angebote, vorgegebenen Meinungen zu folgen und zur Meinungsabgabe z.B. elektronische Petitionen oder elektronische Wahlen.
3.
Zusammenhänge ^
3.1.
Literaturfunde ^
Hierauf geht Wilfried Bernhard als CIO Sachsen und Mitglied des IT-Planungsrates und damit als Mitgestalter der Strategie in einem Interview der Zeitschrift E-Government Computing [Klein (2011), o. A.] näher ein. Elektronische Prozessgestaltung könne helfen, Verwaltungskosten bei sinkenden Bevölkerungszahlen finanzierbar zu halten und Nachteile für ländliche Regionen reduzieren. Beteiligungsportale würden allerdings zusätzliche begleitende Maßnahmen benötigen, etwa die Darstellung der Wirkungen (Transparenz) sowie eine gezielte Förderung der Nutzung durch Schaffung einer durchgängigen Medienkompetenz sowie einer Breitbandversorgung aller Regionen.1
3.2.
Eigene Thesen und Ableitungen ^
These 1 – Eine zunehmende Zahl geistig fitter, hochbetagter Menschen mit vergleichsweise viel verfügbarer Zeit legt nahe, E-Democracy als wichtiges alternatives Angebot für Menschen mit diversen, im hohen Alter stärker verbreiteten Einschränkungen (z.B. verminderte Mobilität, Seh-, Hör-, Orientierungsschwierigkeiten), aber vorhandenem politischen Interesse vorzuhalten und dies bei der vorgesehenen Bedienbarkeit der Angebote entsprechend zu berücksichtigen. Wie auch von Bernhard betont, wird eine Wahrnehmung solcher Angebote allerdings nicht ohne begleitende Maßnahmen funktionieren. Denkbar wären begleitende Ausstattungs- und Vermittlungsaktivitäten in engagierten Stadtteilgruppen, in Seniorenwohnheimen, Werbemaßnahmen über Werbespots nach gern gesehenen Fernsehprogrammen dieser Zielgruppe. Und zusätzlich müssen die Angebote das Vertrauen der Ansprechgruppe besitzen.
These 2 – Auf der anderen Seite sorgt ein zunehmend selbstverständlicher Umgang mit den neuen Technologien bei den nachwachsenden Generationen dafür, dass der Einsatz der neuen Medien auch zur Mitgestaltung der eigenen Umwelt bei entsprechender bildungspolitischer Ausrichtung selbstverständlicher werden wird. Dies kann langfristig einen Trend zu vorrangig elektronischen Angeboten unterstützen. Übergangsweise könnte sich diese Generation über solche Angebote stärker Gehör verschaffen, was als Gegenpol zum derzeitigen Ungleichgewicht (Junge/Alte) politisch erwünscht sein könnte. Denn einerseits nehmen ältere politische Beteiligungsangebote stärker wahr [Bergmann u.a. (2012), 375 ff.] und zum anderen wird die junge Generation überproportional künftige finanzielle Lasten zu tragen haben.
These 3 – Die Integration eingewanderter Menschen könnte über elektronische Partizipationsangebote gefördert werden, indem diese Angebote zusätzlich mehrsprachig aufgebaut werden. Themenfelder, die für diese Zielgruppen von besonderer Bedeutung sind, könnten Anreizcharakter besitzen. Die fortschreitende Globalisierung dürfte diesem Vorschlag entgegenkommen, weil Einwandernde zunehmend entsprechende Angebote bereits aus ihren Heimatländern kennen oder entsprechende Portale aufgrund ihrer Einreiseformalitäten kennengelernt haben.
These 4 – Der Trend einer zunehmenden Individualisierung wäre bei den Angeboten ebenfalls zu berücksichtigen. Das kann sich in Angeboten für unterschiedliche Endgeräte genauso zeigen wie in anpassbaren Oberflächen (s.o.). Andererseits ist jedoch zu erwarten, dass künftig individuelle Wünsche weit darüber hinausgehen werden. Je nach gewünschten Beteiligungsformen könnten unterschiedliche Formen der Mitwirkung – beispielsweise von der Organisation über Mitwirkung bis hin zur Mitverfolgung – ermöglicht werden. Auch das Angebot individualisierbarer Hilfen zählen unter diesen Punkt.
These 5 – e-Partizipation sollte als eine «Maßnahme zur Förderungen von Innovationen» entwickelt werden.
4.
Handlungsbedarfe für die Verwaltungsinformatik ^
Diese Anforderungen schließen individualisierbare Funktionalitäten zur Bedienbarkeit (z.B. Vorlesefunktion, Lupenfunktion, anpassbare Eingabemöglichkeiten), aber auch zur inhaltlichen Ausgestaltung nicht aus. Unterschiedliche Beteiligungsformen könnten beispielsweise durch Rollenkonzepte umgesetzt werden.
Hilfesysteme könnten unter didaktischen Gesichtspunkten z.B. durch den Einsatz von erklärenden Avataren noch deutlich besser werden. Hilfetexte sprechen nur erfahrene Zielgruppen an und setzen vorhandene Suchkompetenzen voraus.
5.
Abschlussbemerkung ^
6.
Literatur ^
Bergmann, Michael/Konzelmann,Laura/Rattinger, Hans, Deutschland auf dem Weg in die «Rentner-Demokratie»? Eine empirische Untersuchung altersspezifischer Einstellungsunterschiede und ihrer Bedeutung für das Wahlverhalten auf Basis einer aktuellen Bevölkerungsumfrage. In: PVS 53. Jahrgang, Heft 3, S. 371–393.
Heise, Christian, Was ist elektronische Demokratie? http://www.e-demokratie.org/was-ist-e-demokratie/ abgerufen 9. Januar 2015 (o.A.).
IT-Planungsrat, Nationale E-Government-Strategie, Berlin (24. September 2010).
Klein, Manfred, Interview mit Wilfried Bernhardt zum Thema: Sachsen. Der Demografische Wandel verändert E-Government. In: E-Government Computing, Heft vom 2. Mai 2011. http://www.egovernment-computing.de/projekte/articles/313718/ abgerufen 9. Januar 2015 (2011).
Lück-Schneider, Dagmar, Gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Kapitel 2.1 In: Lück-Schneider, Dagmar, Sportberufe im Kontext neuerer Sportentwicklungen – Analyse öffentlicher Arbeitsmarktdaten (1997–2006) – (Dissertation). Universität Potsdam. Humanwissenschaftliche Fakultät, S. 6–10 (2008).
Roleff, Daniel, Digitale Politik – E-Democracy, E-Government und E-Partizipation. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 10, S. 24–27. http://www.frankfurter-hefte.de/upload/2011_10_Roleff_Web.pdf aufgerufen 9. Januar 2015 (2011).
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Herausforderungen des demografischen Wandels. Expertise im Auftrag der Bundesregierung, Bonifatius, Paderborn (2011).
Sackmann, Reinhold/Jonda, Bernadette/Reinhold Maria (Hrsg), Demographie als Herausforderung für den öffentlichen Sektor. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (2008).
Thome, Rainer, Entwicklungsperspektiven. Lernmodul zur New Economy. Universität Würzburg. http://www.virtuelle-schule-de.bnv-bamberg.de/net/winf/thome/content/files/modul_27986.pdf, abgerufen am 9. Januar 2015.
Dagmar Lück-Schneider, Professorin für Verwaltungsinformatik, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Fachbereich Allgemeine Verwaltung, Alt Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin, DE, dagmar.lueck-schneider@hwr-berlin.de, http://www.hwr-berlin.de
- 1 Es geht allerdings nicht darum, Bürgern nur noch elektronische Angebote bereit zu stellen, sondern weitere Zugangskanäle, z.B. Telefon oder persönliche Vorsprache, zu ermöglichen.