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Allgemeines zu Live-Systemen ^
2.
«Challenge OS» – Ein Live-System für Prüfungen ^
Das Saarbrücker Prüfungsrechner-Toolkit «Challenge OS» wurde entwickelt, um Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre Klausuren auf einem Laptop zu schreiben, ohne dass das eingesetzte Gerät dafür vorher aufwendig (z.B. durch das Deinstallieren von Programmen, das Löschen von Dateien oder die Einrichtung eines «Jugendschutzes») konfiguriert werden muss. Damit soll das Toolkit zum einen die Inklusion von Studierenden ermöglichen, die aus verschiedenen Gründen nur mit Hilfe einer Tastatur schreiben können, zum anderen kann das Toolkit, in größerem Rahmen eingesetzt, auch dazu genutzt werden, allen Studierenden die Möglichkeit zu geben, eine Klausur elektronisch nieder zu schreiben. Um diese Funktionen erfüllen zu können, muss ein Betriebssystem verschiedene Restriktionen enthalten. Es darf beispielsweise kein Zugriff auf das Internet möglich sein, es dürfen nur bestimmte (zugelassene) Programme installiert sein, die Systemeinstellungen müssen sicher sein und der Zugriff auf die Festplatte sollte ebenfalls nicht möglich sein.
Abbildung 1: Screenshot aus dem Saarbrücker Prüfungsrechner-Toolkit mit geöffnetem Textbearbeitungsprogramm
3.
Weitere Einsatzgebiete für Live-Systeme ^
Besonders interessant erscheint es aus Sicht des Verfassers, Live-Systeme zur sicheren Kommunikation von Anwendern zu nutzen. Mit dem Einsatz eines Live-Systems ließen sich dabei aufwendige Konfigurierungen auf der Anwenderseite (z.B. für Verschlüsselung und Signierung von E-Mails oder VPN-Dienste) umgehen bzw. auf eine kompetente Stelle auslagern. In Betracht käme zum Beispiel, dass ein Rechtsanwalt seinem Mandanten im Rahmen der Erstberatung ein individuell eingerichtetes Live-System auf einem USB-Stick übergibt, welches anschließend zur sicheren Kommunikation genutzt wird. Für die Allgemeinheit existieren solche Live-Systeme (z.B. Tails3) bereits, diese sind aber freilich nicht auf die Kommunikation zwischen Rechtsanwalt und Mandat zugeschnitten. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit im Bereich der sicheren Kommunikation könnte die Kommunikation und der Austausch von Dokumenten zwischen Ausbildern und Auszubildenden im juristischen Vorbereitungsdienst sein. Sogar in der Kommunikation zwischen öffentlicher Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern wäre der zukünftige Einsatz von Live-Systemen nach entsprechender Forschungs- und Entwicklungsarbeit denkbar.
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Ausblick ^
Stefan Hessel, Studentische Hilfskraft, Universität des Saarlandes, Institut für Rechtsinformatik (IFRI), Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtstheorie und Rechtsinformatik Prof. Dr. Georg Borges, Universitätscampus, Gebäude A5.4, 66123 Saarbrücken, DE, Stefan.Hessel@uni-saarland.de; it-recht.uni-saarland.de
- 1 Tanriverdio, Linux. In: Gerda Lüpken-Räder, Datenschutz von A-Z: Schnell und kompakt informiert zum Datenschutz, Haufe, Freiburg, S. 139 (2012).
- 2 Siehe dazu die Übersicht bei http://www.livecdlist.com, aufgerufen: 7. Januar 2015.
- 3 Siehe dazu die Website des Live-Systems Tails unter https://tails.boum.org/about/index.de.html, aufgerufen: 7. Januar 2015.