1.
Einleitung ^
Es gab schon vor 1989 relevante Rechtsinformatik an der Universität Wien (Projekte1, Lehraufträge, Einrichtung eines PC-Saals etc.); aber erst seit diesem Zeitpunkt kann von einer ausreichenden Verdichtung in Aktivität und Organisation gesprochen werden. Diese «Verdichtung» in Form einer informellen Kooperation agiert seit 1995 unter der «universitären Geschäftsbezeichnung» Arbeitsgruppe Rechtsinformatik, Universität Wien und ist funktionell im Großinstitut Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung angesiedelt (Juridicum, Website: http://rechtsinformatik.univie.ac.at bzw. http://www.univie.ac.at/RI/). Die Arbeitsgruppe wird vom Verein Wiener Zentrum für Rechtsinformatik (WZRI)2 unterstützt. Institutionell ist Rechtsinformatik nicht vertreten. Der Organisationsplan der Universität Wien kennt an sich keine Arbeitsgruppen; die damit nicht viel mehr als «universitäre Geschäftsbezeichnungen» sind. Derzeit umfasst die Arbeitsgruppe Rechtsinformatik folgendes Team: Erich Schweighofer (Leiter), Walter Hötzendorfer, János Böszörményi, Stephan Varga und Vinzenz Klaus Heußler.
2.
Rechtsinformatik als Wissenschaftliches Fach in Österreich ^
Neue Fächer haben es traditionell schwer an Rechtsfakultäten; die Wiener Fakultät ist keine Ausnahme. Obwohl die Fakultät sich als «Rechtswissenschaftliche» tituliert und Studien der Rechtswissenschaften (Magisterium wie Doktorrat) anbietet, ist sie noch sehr stark eine Fakultät der Rechte geblieben; Recht als «Handwerk und Kunst» dominiert gegenüber wissenschaftsmethodischen Ansätzen. Neben den etablierten Fächern – der Rechtsdogmatik, der Rechtsphilosophie und Rechtstheorie wie der Rechtsgeschichte – konnten sich die neuen Fächer Rechtsinformatik, Rechtssoziologie3 sowie Ökonomische Analyse des Rechts (Law and Economics)4 nur am Rande etablieren.
3.
Geschichtlicher Abriss über die 25 Jahre der Arbeitsgruppe Rechtsinformatik ^
4.
Das Wiener Völkerrechtsinstitut und die Rechtsinformatik ^
5.
Die wesentlichen Tätigkeiten und Erfolge der Arbeitsgruppe Rechtsinformatik ^
Seit 1998 ist die Arbeitsgruppe Rechtsinformatik Mitglied der Gruppe LexConverge von Joe Cannataci16. Gemeinsam konnten zwei EU-Projekte durchgeführt werden: SMART und RESPECT. Das SMART-Projekt untersuchte Fragen der automatisierten Entscheidungsfindung in Bezug auf intelligente Überwachungstechnologien in einer Gesellschaft, in der Datenschutz ein Grundrecht darstellt. Es wurden sowohl die inhärenten Risiken und Möglichkeiten der Anwendung intelligenter Überwachung evaluiert als auch eine Anzahl technischer, prozeduraler und rechtlicher Optionen für Schutzmaßnahmen entwickelt. Es wurde ein Werkzeugsatz entwickelt, welcher Systementwicklern, politischen Entscheidungsträgern und gesetzgebenden Körpern in ganz Europa und darüber hinaus von Nutzen ist. Das RESPECT-Projekt beschäftigt sich mit der Rolle von Überwachungssystemen und -verfahren zur Verhinderung und Verminderung von Verbrechen, zur Beweiserhebung sowie der Verbesserung der Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung. Es werden die Effektivität, die sozialen und wirtschaftlichen Kosten und die rechtlichen Grundlagen evaluiert und Best Practice identifiziert. Abschließend wird ein Werkzeugsatz entwickelt, der eine matrixförmige Check-list (als Entscheidungsunterstützungstool für politische Gremien) mit operationellen, technischen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren sowie rechtlichen Aspekten, Richtlinien für das Systemdesign und ein Modellgesetz für Polizeibehörden, die Überwachungssysteme einsetzen wollen, umfasst. Die Arbeitsgruppe Rechtsinformatik war in diesen Projekten Arbeitspaket-Leiter für die internationalen Aspekte des Datenaustausches zwischen Polizei und Sicherheitsbehörden sowie die technischen und rechtlichen Aspekte der Kontrolle finanzieller Transaktionen.
6.
Schlussfolgerungen ^
Erich Schweighofer, Ao. Universitätsprofessor. Universität Wien, Arbeitsgruppe Rechtsinformatik, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung, Abteilung für Völkerrecht, Schottenbastei 10-16/2/5, 1010 Wien, AT, Erich.Schweighofer@univie.ac.at; http://rechtsinformatik.univie.ac.at
- 1 Winkler, Günther (Hrsg.), Rechtstheorie und Rechtsinformatik: Voraussetzungen und Möglichkeiten formaler Erkenntnis des Rechts, Springer, Wien (1975).
- 2 http://wzri.eu (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 3 Diese ist in Wien im außeruniversitären Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie konzentriert. Website: http://www.irks.at/ (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 4 Im Dezember 2014 hat die Universität Wien, Rechtswissenschaftliche Fakultät, die neue Forschungsstelle für Rechts- und Institutionenökonomie eingerichtet. «Damit wird die ökonomische Analyse des Rechts noch stärker als Forschungsfeld verankert und gleichzeitig soll die Verbindung zu den Wirtschaftswissenschaften gestärkt werden». Eine intensive Kooperation mit dem seit langem bestehenden Joseph von Sonnenfels Center for the Study of Public Law and Economics von Wolfgang Weigel ist vorgesehen.
- 5 Erstmals präsentiert auf der Tagung Verwaltungsinformatik der GI Gesellschaft für Informatik im Jahre 1997 in Hamburg; damals noch unter den Namen «Internationales Rechtsinformatik Kolloquium». Für einige Zeit wurde als Konferenzname auch «Salzburger Rechtsinformatik-Gespräche» verwendet.
- 6 Das Internationale Rechtsinformatik Symposion hat viele Stakeholder, auf die aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann. Vgl. dazu die Website http://www.univie.ac.at/RI/IRIS (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 7 Vgl. dazu ausführlicher: Schweighofer, Erich, Rechtsinformatik als Universitätsfach. In: Nikolaus Forgó, Markus Holzweber, Nicolas Reitbauer (Hrsg.), Informationstechnologie in Recht und Verwaltung, Anfänge und Auswirkungen des Computereinsatzes in Österreich, Linde Verlag, Wien, S. 99–116 (2011).
- 8 Website des Lehrgangs: http://www.postgraduatecenter.at/lehrgaenge/recht/informations-und-medienrecht/ (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 9 Die Rechtsinformatik ist natürlich dankbar für die zwanzigjährige Unterstützung des Fachs von Seiten des Völkerrechts. Die Zusammenarbeit war nicht immer einfach. Die Fächer ergänzen sich nur wenig, wenn man von Fragen der internationalen Governance oder multilingualer Indexierung absieht. Im deutschen Sprachraum ist die Verbindung der Rechtsinformatik bzw. des Informations- oder IT-Rechts mit dem Privatrecht dominant.
- 10 Schweighofer, FN 7.
- 11 Schweighofer, FN 7.
- 12 Schweighofer, Erich, Wissensrepräsentation und automatische Textanalyse im Völker- und Europarecht, Habilitationsschrift, Universität Wien 1996, Drucklegung unter dem Titel: Rechtsinformatik und Wissensrepräsentation, Automatische Textanalyse im Völkerrecht und Europarecht, Forschungen aus Staat und Recht 124, Springer Verlag, Wien (1999); englische Fassung: Legal Knowledge Representation, Automatic Text Analysis in Public International and European Law, Kluwer Law International, Law and Electronic Commerce, Volume 7, The Hague (1999).
- 13 Schweighofer, Erich, Computing Law: From Legal Information Systems to Dynamic Legal Electronic Commentaries. In: Cecilia Magnusson Sjöberg and Peter Wahlgren (eds.), Festskrift till Peter Seipel.: Norsteds Juridik AB, Stockholm, S. 569–588 (2006); Schweighofer, Erich, Indexing as an ontological-based support for legal reasoning. In: John Yearwood and Andrew Stranieri (eds.), Technologies for Supporting Reasoning Communities and Collaborative Decision Making: Cooperative Approaches, IGI Global Publishers, Hershey, PA, S. 213–236 (2011).
- 14 Schweighofer, Erich, Robotik. Rechtliche Aspekte. In: Th. Christaller et al., Robotik. Perspektiven des menschlichen Handelns in der zukünftigen Gesellschaft, Springer, Berlin, S. 135–172 (2001).
- 15 Faro, Sebastiano, Chiti, Mario P., Schweighofer, Erich (Eds.), European Citizenship and Consular Protection, New Trends in European Law and National Law, Editoriale Scientifica Napoli (2012).
- 16 Website LexConverge http://www.um.edu.mt/maks/ipg/lexconverge (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 17 http://www.ocg.at (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).
- 18 http://www.gi-ev.de (zuletzt aufgerufen: 15. Februar 2015).